Saisonprognose #1: Havelse, Freiburg II, BVB II, Viktoria Berlin

Na endlich: Der Saisonauftakt rückt näher, wir bewegen uns allmählich in Richtung Normalität und dürfen auf ordentliche Zuschauerkulissen in den Stadien hoffen. Das steigert die Vorfreude auf das Drittliga-Jahr 2021/22. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg fürchten, wer überrascht und wer droht zu enttäuschen? Im ersten von fünf Teilen schauen wir auf die vier Aufsteiger.

Sportliche Lage: Krasser war ein Außenseiter in dieser 3. Liga selten. Angeblich soll der Etat für die erste Mannschaft nur bei rund einer Million Euro liegen – definitiv aber weit entfernt von allen anderen Konkurrenten. Der Aufstieg nach nur neun Spieltagen sowie einem durchaus glücklichen Ausgang der Aufstiegsspiele gegen Schweinfurt ist ein sensationeller Erfolg. Doch die Mannschaft fast ohne jede Profierfahrung muss samt ihres neuen Trainers Rüdiger Ziehl – Aufstiegscoach Jan Zimmermann ging zum Zweitliga-Nachbarn nach Hannover – über sich hinauswachsen. Seine Heimspiele wird der Klub in der HDI-Arena der 96er austragen, da das heimische Wilhelm-Langrehr-Stadion mit 3.500 Plätzen zu klein ist.

Transfers: Stürmer Julius Düker ist der "Startransfer", Außenverteidiger Fynn Arkenberg hat zumindest ein bisschen Drittliga-Erfahrung, die Mittelfeldspieler Linus Meyer und Rostock-Leihgabe Oliver Daedlow komplettieren bislang das Quartett der Zugänge. Dafür ist Leistungsträger Kevin Schumacher (Linksaußen, Hansa Rostock) weg. Insgesamt bewegte sich beim Aufsteiger aus Niedersachsen wenig. Große Zukäufe gab der Etat auch nicht her.

Vorbereitung: Bislang fanden nach dem gewonnenen Aufstiegs-Showdown erst zwei Vorbereitungsspiele statt, halbwegs aussagekräftig war nur das 3:2 über West-Regionalligist Ahlen. Havelse ist in jeglicher Hinsicht eine Wundertüte.

Prognose: Auf dem Papier ist der TSV der erste Abstiegskandidat, mehr als Platz 16 scheint kaum möglich. Doch in den letzten Jahren konnten vermeintlich kleine Vereine immer wieder überraschen …

 

Sportliche Lage: Wie auch Havelse ist Freiburgs Reserve ein Debütant in dieser Spielklasse und daher schwer einzuschätzen. Wer aber im Südwesten Meister wird, mit dem ist zu rechnen – man blicke nur auf Waldhof Mannheim oder den 1. FC Saarbrücken. Da Freiburg seit Jahrzehnten als Vorbild im Profifußball unter anderem in puncto Nachwuchsarbeit gilt, ist nur zu erwarten, dass hinter dem ersten Drittliga-Jahr der Talentschmiede ein klarer Plan steckt, um die nächste Generation Eigengewächse im Breisgau an die Bundesliga heranzuführen. Passend dazu trat mit Thomas Stamm der bisherige U19-Coach die Nachfolge des zu Fortuna Düsseldorf abgewanderten Christian Preußer an.

Transfers: Aufhorchen ließ der SCF mit der Verpflichtung des erfahrenen Stürmers Vincent Vermeij vom MSV Duisburg, der künftig neben Kapitän Johannes Flum (131 Bundesligaspiele) sowie Sandrino Braun-Schumacher (früher Stuttgarter Kickers, Preußen Münster) die erfahrene Achse bildet. Im Mittelfeld hat Freiburg Qualität verloren, in Konrad Faber (Regensburg) und Luca Herrmann (Dresden) gehen zwei Stammkräfte in die 2. Bundesliga. Dazu kommen viele vereinsinterne Transfers – es wird sich zeigen, wer sich im Erstliga-Kader etabliert und wer in der zweiten Mannscahft Spielpraxis sammelt.

Vorbereitung: Weil die Saison in der Regionalliga derart lange dauerte (42 Spiele), gibt es nur eine Mini-Vorbereitung von drei Wochen mit zwei Testspielen. Das erste davon gegen den FC Schaffhausen aus der benachbarten Schweiz endete 1:1-Remis.

Prognose: Neue Gesichter einzuschätzen, ist eine Kunst für sich, zweite Mannschaften ebenso. Die Kombination daraus macht es zum Glücksspiel. Platz 13 bis 17 – mit Spielraum nach oben, aber auch unten.

 

Sportliche Lage: Zurück nach sechs Jahren – für den BVB II, der sich in einem harten Rennen mit Rot-Weiss Essen knapp in der West-Staffel durchsetzte, ist die 3. Liga bekanntes Territorium. Nicht aber für die meisten Spieler und Trainer Enrico Maaßen, ein großes Talent, der nach Meinung vieler Experten anderswo schon früher in den Profifußball hätte streben können. Der Mix aus Erfahrung (Niklas Dams, Franz Pfanne) und vielen, top ausgebildeten Talenten macht Schwarz-Gelb zu einem sportlich attraktiven Gegner – über den Rest scheiden sich, trotz ordentlicher Fan-Unterstützung gerade bei Heimspielen, wie gewohnt die Geister.

Transfers: Bis auf Taylan Duman (Nürnberg) hielt sich der Aderlass in Grenzen, Ansgar Knauff dürfte sich zudem alsbald in der ersten Mannschaft etablieren. Neu dabei sind wie üblich einige U19-Akteure, der hochveranlagte Flügelstürmer Immanuel Pherai und weitere junge, aber teils drittliga-erfahrene Spieler wie Antonios Papadopoulos (Halle), Ted Tattermusch (Meppen) und Berkan Taz (SC Verl).

Vorbereitung: Vor den Generalproben gegen die Regionalligisten Fortuna Köln und Preußen Münster am kommenden Wochenende gab es zwei Ausrufezeichen: das 1:1 gegen den Ehrendivisionär PEC Zwolle aus Holland sowie den 3:2-Sieg über Zweitligist SC Paderborn.

Prognose: Ein klarer Abstiegskandidat ist die Borussia sicher nicht. Legen die jungen Wilden körperlich schnell zu, dürfte die 94-Tore-Offensive aus dem Aufstiegsjahr auch in der 3. Liga für Furore sorgen. Platz 12 bis 16 ist sehr realistisch.

 

Sportliche Lage: Mit einem Augenzwinkern ließe sich die Viktoria als bester Aufsteiger der Historie bezeichnen, schließlich gaben die Hauptstädter in den elf Spielen vor dem Saisonabbruch im Nordosten nicht einen Punkt an ihre Gegner ab. Seit Oktober 2020 gab es für den Klub aus Lichterfelde einzig noch Spiele im Berliner Pokal als Härtetests, so ist der dritte Debütant ebenfalls schwer einzuschätzen. Der Klub wird von einer neuen Investorengesellschaft unterstützt, nachdem ein Fernost-Projekt, das 2018 bundesweit für Schlagzeilen sorgte, krachend gescheitert war und den Klub in die Insolvenz führte. Über den Etat ist wenig bekannt. Gespielt wird im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, das eigene Stadion Lichterfelde ist nicht profifußballtauglich. Notfalls könnte der Klub auch in das Olympiastadion ausweichen.

Transfers: Das Team um Trainer Benedetto Muzzicato setzt bislang bei den Zugängen vorrangig auf etablierte Regionalliga-Spieler, unter denen Tolcay Cigerci aus Altglienicke hervorsticht – der türkische Mittelfeldspieler hat bereits einige Einsätze in der Bundesliga und der 2. Liga (Fürth) absolviert. Erfahrung hatte der Klub schon vorher im Kader, gerade das Mittelfeld um Björn Jopek, Bernd Nehrig und Christoph Menz ist gespickt mit viel Routine.

Vorbereitung: Auf einen lockeren 11:0-Auftaktsieg gegen einen Kreisligisten im ersten Test folgten zuletzt Prüfsteine, die einiges über den Leistungsstand verrieten: Viertligist BFC Dynamo wurde mit 2:1 besiegt, gegen die Zweitligisten Hannover (0:1) und Rostock (3:4) verkaufte man sich ordentlich und gegen Kontrahent Magdeburg gab es ein 3:3-Remis. Jüngst unterlag man dazu dem früheren Kontrahenten Altglienicke (RL Nordost) mit 1:2.

Prognose: Viktoria geht ebenfalls als Außenseiter in diese Spielzeit und wird hauptsächlich als Ziel ausgeben, die Klasse zu halten. Ob das gelingt? Platz 15 bis 18 ist realistisch.

   
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