Rot-Weiss Essen: Warum die Lage brandgefährlich ist

Längst hätte Rot-Weiss Essen den Klassenerhalt nahezu sicher haben können, doch weil der Aufsteiger nur drei der letzten 17 Spiele gewinnen konnte, muss RWE weiter zittern. Die Lage ist brandgefährlich.

Der Fan-Unmut wächst

Sie hätte deutlicher kaum sein können, die Botschaft von den Rängen am Sonntagnachmittag in der Schlussphase des Spiels gegen Waldhof Mannheim. "Wir haben die Schnauze voll", skandierten die Fans wutentbrannt. Zudem gab es erstmals in dieser Saison nach einem Heimspiel "Dabrowski-raus"-Rufe. Von außen betrachtet wirkt der Unmut der Anhänger etwas skurril. Schließlich liegt RWE auf dem Papier voll im Soll: 36 Punkte nach 32 Spielen sind für einen Aufsteiger akzeptabel, zudem steht Essen im Landespokal-Finale – und hat damit im Gegensatz zu Vereinen wie 1860 München, Erzgebirge Aue und Erzfeind MSV Duisburg noch sehr gute Chancen auf die Qualifikation für den DFB-Pokal.

Warum der Frust der Anhänger dennoch so groß ist: souverän trat der Aufsteiger in den letzten Wochen nicht auf. So war der Einzug ins Pokalfinale im Elfmeterschießen mit viel Glück verbunden, und im Spiel gegen Mannheim erspielte sich Essen während der kompletten 90 Minuten nur eine nennenswerte Torchance und enttäuschte spielerisch auf ganzer Linie. Dabei war der SV Waldhof an diesem Tag keineswegs überragend, doch das reichte den Kurzpfälzern schon, um gegen schwache Essener alle drei Punkte mitzunehmen. Dass die Fans damit nicht zufrieden sind, liegt auf der Hand – ungeachtet aller höheren Ambitionen. Vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen, nur ein Sieg aus den vergangenen sieben Partien und überhaupt gerade mal drei Siege in den letzten 17 Spielen tragen ebenfalls zur angespannten Stimmungslage bei. Hinzukommt die Angst, nach langen 14 Jahren in der Regionalliga wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Wegweisendes Duell in Zwickau

In der Tabelle sind die Rot-Weissen mittlerweile auf Rang 15 abgerutscht – bei lediglich fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Dabrowski sprach nach der Partie gegen Mannheim zwar davon, in einer "guten Ausgangsposition" zu sein, doch tatsächlich ist die Lage brandgefährlich. Nach sechs Duellen hintereinander gegen Spitzenmannschaften warten mit Zwickau, Oldenburg und Meppen nun drei Kellerteams in Serie – Chance und Risiko zugleich. Schon der Partie beim FSV Zwickau am kommenden Sonntag kommt eine große Bedeutung zu.

Gewinnt Essen, wäre der Klassenerhalt angesichts von dann 39 Zählern zum Greifen nahe. Bei einer Niederlage jedoch könnte der Vorsprung auf die rote Zone im Worst-Case auf nur noch zwei Zähler schmilzen. Dann wäre RWE endgültig mittendrin im Abstiegssumpf und hätte zwei weitere Do-or-die-Spiele vor Brust. Auch die Stimmung im Umfeld würde dann so richtig kippen, die "Dabrowski-raus"-Rufe wären wohl nicht mehr die größte Eskalationsstufe. "Jeder muss sich bewusst sein, dass wir voll im Abstiegskampf sind", rüttelte Simon Engelmann seine Mitspieler nach der Partie wach. "Es geht ums nackte Überleben." Ein Sieg in Zwickau wäre allein schon deswegen wichtig, um die Planungen für eine weitere Drittliga-Saison intensiveren zu können.

Viele offene Personalfragen

Denn noch ist vieles in der Schwebe – darunter, ob Engelmann bleibt. Laut dem "RevierSport" würde der Stürmer gerne ein weiteres Jahr für RWE spielen, soll bislang aber noch kein Vertragsangebot erhalten haben. Doch nicht nur für die neue Saison sind einige Personalfragen offen, sondern auch für das kommende Wochenende. Während Niklas Tarnat (fünfte gelbe Karte) und Björn Rother (rote Karte) gesperrt sind, mussten Felix Bastians (Adduktorenprobleme) und Andreas Wiegel (Schlag auf den Fuß) am Sonntag verletzt vom Platz.

Letzterer gab nun aber Entwarnung: "Zum Glück ist es ’nur' eine Kapselverletzung und Prellung am Grundglied des großen Zehs", schrieb der 31-Jährige bei Instagram. Ob der Außenverteidiger bis Sonntag rechtzeitig fit wird, ist aber noch offen. Wie so vieles derzeit bei RWE, das vor der entscheidenden Phase mächtig Druck auf dem Kessel hat. Nur ein Sieg in Zwickau kann einen größeren Flächenbrand verhindern.

   

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