"Wir haben die Schnauze voll": Stimmung bei RWE kippt
Statt sich mit einem Sieg im Abstiegskampf Luft zu verschaffen, werden die Sorgen bei Rot-Weiss Essen nach der 0:3-Pleite gegen Mannheim größer. Zwar bleibt es bei fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone, allerdings war der Aufsteiger gegen den Waldhof nahezu chancenlos, was in wütenden Fan-Gesängen und "Dabrowski-raus"-Rufen mündete. Die Stimmung bei RWE kippt.
"Uns ist einfach nichts eingefallen"
Als Winkler in der 84. Minute das 3:0 für den Waldhof erzielte, hatten die rund 17.000 Zuschauer im Stadion an der Hafenstraße genug: "Wir haben die Schnauze voll", skandierten sie unüberhörbar, zudem verließen viele Anhänger das Stadion vorzeitig. Die Fans auf der Westtribüne blieben dagegen bis zum Abpfiff, empfingen das Team nach Spielschluss dann aber mit lautstarken Pfiffen und "Dabrowski-raus"-Rufen. Darauf bei "MagentaSport" angesprochen, sagte der 44-Jährige: "Ich versuche bei der Mannschaft zu bleiben. Wir gehen den Weg gemeinsam – das ist das Wichtigste." Kritik gehöre dazu. "Wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam werden wir es schaffen, unsere Ziele zu erreichen. Diesbezüglich habe ich die totale Überzeugung."
Bei vielen Fans war diese Überzeugung nach der Partie augenscheinlich nicht mehr vorhanden. Kein Wunder, war RWE doch nahezu chancenlos. Zwar zeigte sich der Waldhof überaus effektiv und bog über Schnatterer (31.) und Malachowski (52.) bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit auf die Siegerstraße ein, doch was Essen im Spiel nach vorne anbot, war erschreckend schwach. "Wenig Ideen, wenig Esprit", schrieb Dabrowski seiner Mannschaft ins Stammbuch.
Die einzig nennenswerte Torchance hatte RWE nach 25 Minuten über Simon Engelmann, der einerseits damit haderte, den Ball nicht im Tor untergebracht zu haben ("Den muss ich machen"), und andererseits mit dem Auftritt alles andere als zufrieden war. "Wir sind kaum in die Aktionen nach vorne gekommen und haben wenig Reaktion gezeigt. Uns ist einfach nichts eingefallen." Die Pfiffe von den Rängen waren daher nur folgerichtig. "So macht es natürlich keinen Spaß", sagte der Stürmer über die Stimmung bei RWE, die derzeit wieder kippt. "Wir wollten für positive Stimmung sorgen, machen uns das Leben aber immer wieder schwer."
"Es geht ums nackte Überleben"
Nach nur einem Sieg aus den letzten sieben Spielen liegen die Rot-Weiss nach wie vor nur fünf Punkte vor den Abstiegsplätzen und müssen weiter um den Klassenerhalt bangen. "Jetzt haben wir die ganzen direkten Duelle, die wir eigentlich vermeiden wollten", so Engelmann. Was er damit meinte: Mit Zwickau, Oldenburg und Meppen warten nun drei Kellerduelle in Folge auf den Aufsteiger. "Wir haben jetzt jede Woche ein Endspiel", blickte der 34-Jährige voraus und appellierte an seine Mitspieler: "Jeder muss sich bewusst sein, dass wir voll im Abstiegskampf sind. Es geht ums nackte Überleben." Einen Appell richtete der Angreifer aber auch an die Fans: "Wir schaffen es nur zusammen. Wir würden uns freuen, wenn die Fans uns auch nach den Spielen pushen."
Für Dabrowski brach Engelmann derweil eine Lanze: "Er macht einen guten Job und versucht uns gut einzustellen. Es ist immer leicht auf den Trainer zu gehen, aber am Ende sind wir verantwortlich und müssen liefern. Das haben wir mal wieder nicht geschafft." Gleichwohl sieht Dabrowski den Aufsteiger noch immer "in einer guten Ausgangsposition", wie er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte. "Ich denke, wir haben im Abstiegskampf eine Position, die extrem viele Vorteile hat. Die Mannschaft wird sich zerreißen. Wir werden wieder aufstehen und nicht jammern."
Am besten schon am kommenden Sonntag in Zwickau, damit die Sorgen nicht noch größer werden. Mit Felix Bastians (Adduktorenprobleme) und Andreas Wiegel (Prellung am Fuß) drohen neben dem gesperrten Niklas Tarnat (fünfte gelbe Karte) allerdings gleich zwei Abwehrspieler auszufallen, nachdem sie verletzt vom Platz mussten.