Prognose im Abstiegskampf: Wer bleibt drin, wer steigt ab?
Zwei Spieltage vor dem Saisonende hat sich die Lage im Tabellenkeller der 3. Liga zugespitzt wie selten zuvor: Rechnerisch müssen zwei von fünf verbliebenen Mannschaften darum zittern, nicht den gleichen Weg wie der bereits sicher abgestiegene VfB Stuttgart II einschlagen zu müssen.
Ernsthafte Sorgen wiederum werden sich nach aktuellem Stand drei dieser Teams machen: Energie Cottbus, der SV Werder Bremen II und der SV Wehen Wiesbaden. Aber auch der FSV Mainz 05 II ist noch nicht endgültig gerettet, während den Stuttgarter Kickers theoretisch nur noch ein Zähler fehlt und praktisch der Ligaverbleib schon sicher sein sollte. Es sei denn, sämtliche Kontrahenten gewinnen sämtliche Partien am 37. und 38. Spieltag. liga3-online.de analysiert die Lage der Regionalliga-Anwärter und prognostiziert, wen es nach aktuellem Stand am Ehesten erwischt und wer der 3. Liga treu bleiben darf.
Platz 15: Stuttgarter Kickers, 43 Punkte
Tomislav Stipic und seine Stuttgarter Kickers haben viel erreicht im Jahr 2016. Nach einem holprigen Beginn seiner Amtszeit und dem letzten Platz nach Abschluss der Hinrunde befinden sich die Blauen aus Degerloch auf einem kontinuierlichen Weg aus dem Keller, der nun kurz davor steht, mit dem Klassenerhalt besiegelt zu werden. 26 Zähler sammelten die Baden-Württemberger in der Rückrunde, was in dieser Statistik den siebten Tabellenplatz bedeutet und klarmacht: Stuttgart gehört nicht in die Regionalliga.
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang, dazu kommt ein verhältnismäßig gutes Torverhältnis. Damit sind die Kickers quasi gerettet, selbst bei zwei Niederlagen wird es aller Voraussicht nach nicht dazu kommen, dass sämtliche Konkurrenten voll punkten. Auswärts in Bremen sowie daheim gegen Chemnitz reicht so oder so ein weiterer Punkt. Man sollte dennoch zusehen, besonders in Bremen nicht unnötigerweise zu verlieren und so eventuell noch einmal Spannung zu erzeugen.
Tendenz: Die Stuttgarter Kickers halten dank starker letzter Wochen die Klasse.
Platz 16: FSV Mainz 05 II, 42 Punkte
Die Reserve der Mainzer kann sich zunehmend glücklich schätzen, einen überraschend guten Saisonstart hingelegt zu haben – in der Rückrunde läuft nämlich überhaupt nichts mehr zusammen. Vor den abschließenden Begegnungen mit Hansa Rostock (zuhause) sowie Energie Cottbus (auswärts) ist der Vorsprung auf Platz 18 auf fünf Punkte zusammengeschrumpft. Dazu kommt das mit Abstand beste Torverhältnis aller Abstiegsanwärter, die Mannen von Sandro Schwarz haben nämlich nur vier Tore mehr kassiert als erzielt.
Somit ist die Ausgangslage ähnlich derer der Kickers aus Stuttgart. Ein Punkt aus zwei Spielen reicht vollkommen aus. Allerdings wartet am 38. Spieltag noch ein direktes Duell bei Energie Cottbus. Daher sollte man am Bruchweg schleunigst zusehen, bis dahin bereits den Ligaverbleib eingetütet zu haben.
Tendenz: Auch Mainz 05 II schafft, vor allem aufgrund des starken Saisonbeginns, den Klassenerhalt schon am 37. Spieltag.
Platz 17: Energie Cottbus, 38 Punkte
Energie Cottbus weist nur einen Punkt Vorsprung auf und verlor zuletzt vor heimischem Publikum mit 1:2 gegen die Würzburger Kickers. Vor der Auswärtspartie in Erfurt sowie dem Heimspiel gegen Mainz 05 II ist die Lage zwar prekär, aber dennoch besser als befürchtet: Der FCE um Pele Wollitz kann die Fäden weiterhin selbst ziehen und ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen.
Der Formcheck verrät jedoch wenig Gutes. Drei Punkte aus den letzten sechs Partien gleichen der Bilanz eines Absteigers. Selbst den einzigen Erfolg, das 1:0 beim Letzten aus Stuttgart, musste man sich erzittern. Ein absoluter Tanz auf der Rasierklinge ist vorprogrammiert, denn immerhin das kann Cottbus zugutegehalten werden: Auch die Konkurrenz aus Bremen und Wiesbaden kann gerade wahrlich nicht durch Formstärke punkten. Wenn Cottbus das Seuchenjahr am 14. Mai tatsächlich mit einem schmeichelhaften Klassenerhalt beendet kann, wird nach dem Warum schließlich schon bald keiner mehr fragen.
Tendenz: Die Leistungsaussetzer waren in den letzten Wochen zu groß. Unwahrscheinlich, dass die Wende so schnell gelingt – daher kann Cottbus nur hoffen, dass die Konkurrenz nicht punktet. Sonst geht es runter.
Platz 18: Werder Bremen II
Vier Pleiten in Folge: Bei Werder Bremens Reserve geht, ganz anders als beim Profi-Pendant in der Bundesliga, im Endspurt momentan gar nichts mehr. In Osnabrück könnten sich Alexander Nouri und seine Kicker gar nicht mal viel vorwerfen lassen – der VfL nutzte sämtliche Möglichkeiten eiskalt. Und dann hat man es auswärts bei einem Aufstiegsaspiranten nun einmal nicht leicht.
„Wir wollen keine Ausreden mehr suchen“, gab Nouri nach der Begegnung preis. Für Erklärungen ist tatsächlich kaum noch Zeit. Gegen die Stuttgarter Kickers (zuhause) sowie den VfR Aalen (auswärts), zwei machbare Aufgaben, müssen mindestens drei Punkte her, besser vier oder sechs Zähler. Andernfalls können die Nordlichter für die Regionalliga planen.
Tendenz: Das Restprogramm ist machbar, aber ist die junge Mannschaft reif genug, um dem Druck standzuhalten? Die Partie gegen Stuttgart wird entscheidend sein. Nach aktuellem Stand muss man sich eher mit dem Abstieg anfreunden.
Platz 19: SV Wehen Wiesbaden
Beim SV Wehen Wiesbaden ist die laufende Spielzeit nicht nur eine Enttäuschung, sondern ein astreines Debakel. Wer aus derartigen Möglichkeiten so wenig macht, der hat den Klassenerhalt eigentlich kaum verdient – und dennoch zeigen die Beispiele des Hamburger SV oder 1860 München, dass der Fußball stets eigene Gesetze schreibt.
Man muss sich nichts vormachen: Nach der 0:2-Niederlage gegen Preußen Münster, so wenig verdient sie war, ist der Abstieg näher denn je. Auswärts in Großaspach stehen Torsten Fröhling – der Fröhling, der die Sechziger letztes Jahr noch vor dem Zweitliga-Abstieg bewahrte – gewaltig unter Druck. Gegen den längst abgestiegenen VfB Stuttgart II muss am letzten Spieltag so oder so ein Sieg her. Einzig diese Ansetzung macht noch etwas Resthoffnung, vorausgesetzt, Wiesbaden ist dann nicht schon abgestiegen. Vieles steht und fällt mit dem Ergebnis von Energie Cottbus und natürlich dem Schicksalsspiel in Großaspach.
Tendenz: Einen Sieg hat Wehen Wiesbaden in der Saison 2015/2016 auswärts eingefahren, daher wird man in Großaspach wohl nicht viel reißen. Ist der SVWW dann noch im Rennen, könnte man es durch einen Heimsieg am letzten Spieltag knapp schaffen. Der Richtungspfeil zeigt aber eher in Richtung Regionalliga.