Preußen Münster: Aus wenig(er) möglichst viel machen

Es deutet sich an, dass Preußen Münster wieder einmal mit einem leicht reduzierten Personaletat in die neue Saison geht. Es ist schon die achte in der 3. Liga – die Zeit verfliegt, gerade an der Hammer Straße. Vorangehen soll es mit vielen Regionalliga-Spielen, aber auch einem etablierten Mannschaftsgerüst.

Drei teure Spieler haben den Club verlassen

Ganz ohne den berühmten "Umbruch" geht es beim SC Preußen Münster nicht. Mal fällt er etwas größer, mal etwas kleiner aus. In dieser Sommerpause muss zwischen Quantität und Qualität unterschieden werden: Eine Spielerflucht gab es nicht, und auch keine 15 Akteure, mit denen der Verein nicht verlängern wollte. Auffällig ist aber: Gleich drei Profis, die erwartbar große Summen eingestrichen haben, sind aus verschiedenen Gründen nicht mehr dabei. Da wäre Adriano Grimaldi, der Topstürmer, der seinen Vertrag nur zu Konditionen verlängern wollte, die der Club nicht stemmen konnte oder wollte. Dann: Michele Rizzi, der meist im Mittelfeld gesetzt war, nun aber beim VfL Wolfsburg II in der Regionalliga sein Glück versucht und nebenher die Karriere nach dem Profifußball forciert. Kaum noch präsent war Mehmet Kara, über lange Jahre ein Publikumsliebling, der in der abgelaufenen Spielzeit aber in die zweite Mannschaft degradiert worden war – trotz üppigen Vertrags.

Wer neu dazugekommen ist

Während Kara aus geschilderten Gründen keine besondere Rolle mehr gespielt hat, galt es für Sportchef Malte Metzelder, die entstandenen Lücken in Mittelfeld und Angriff möglichst gleichwertig zu ersetzen. Aus den Mitteln, die ihm zu Verfügung gestanden haben, dürfte er sehr viel gemacht haben: Kevin Rodrigues Pires etwa hat den Weg von den Sportfreunden Lotte zu den Adlerträgern gefunden. Ein giftiger, spielstarker Mittelfeldmann, der zuletzt etwas Verletzungspech hatte – Rodrigues Pires dürfte so etwas wie der Rizzi-Ersatz werden. Verletzungspech hatte auch Außenbahnspieler Philipp Müller, der sich beim SV Wehen Wiesbaden nicht durchsetzen konnte. Das Drittliga-Trio komplett macht Torhüter Oliver Schnitzler vom Halleschen FC, der dort nur phasenweise auch spielte, aber dennoch mit Stammspieler-Ambitionen kommen wird.

Schon die Neuverpflichtungen aus der 3. Liga weisen also mehrere Merkmale auf, die es wert sind, sie weiter zu beobachten: Viel Potenzial, eine etwas ins Stocken geratene Karriere, aber dennoch genügend Erfahrung in dieser Spielklasse. Dazu gesellen sich vier Kicker aus der Regionalliga – drei Verteidiger, ein Stürmer. Der größte Faktor dürfte, nein muss Rufat Dadashov werden. Er kommt aus der Regionalliga Nordost, hat dort für den Berliner FC Dynamo im Durchschnitt in jedem seiner Ligaspiele einmal getroffen. Es wird nicht weniger von ihm erwartet, als dass er Adriano Grimaldi ersetzt. Weitere torgefährliche Stürmer mit Erfahrung im Seniorenbereich hat der SCP nicht im Kader. Ugur Tezel (Hertha BSC II), Niklas Heidemann (Wuppertaler SV) und Dominik Lanius (Viktoria Köln) verstärken derweil die Außen- und Innenverteidigerpositionen. Gerade Heidemann und Tezel haben gute Aussichten auf einen Stammplatz auf links – zumindest einer von ihnen.

Stärken und Schwächen – und wo noch gesucht wird

Im achten Drittliga-Jahr muss Preußen Münster seinen Fans etwas servieren, damit diese auch weiterhin ins Stadion kommen. Es wird eher kein Aufstiegsrennen sein, dafür ist die Konkurrenz der kommenden Spielzeit schlichtweg zu betucht. Aber er kann attraktiven Fußball bieten und eine Mannschaft, die nahbar ist und mit der sich Fans identifizieren können. Hervor geht dieses Gefühl primär aus der Innenverteidigung – Simon Scherder und Ole Kittner sind Münsterländer, haben viele lokale Kontakte. Ersterer wird künftig sogar als Kapitän auflaufen, eine starke Wahl. Scherder, der zwei Kreuzbandverletzungen hinter sich hat, verkörpert wie kein anderer die Stehauf-Qualität. Und überhaupt ist der Defensivverbund in der Rückrunde 2017/2018 das Qualitätsmerkmal gewesen. Die Schwäche lag an (zu) vielen Spieltagen in einem etwas wechselhaft spielfreudigen Mittelfeld und in einem Sturm, der zu sehr von den Kräften eines Adriano Grimaldi abhängig war.

Das defensive Mittelfeld bleibt ein Knackpunkt

Gesucht wird bei den Preußen – aber das schon seit fast zwei Jahren – ein starker und routinierter Sechser, den der Markt aber bislang auch in dieser Transferphase nicht hergab. Die Hoffnung, dass die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft in diesem Sommer dazu führt, den Etat für die Profimannschaft zu steigern, hat sich nicht bewahrheitet. Trotz der teils gut verdienenden Abgänge zeichnet sich ab, dass der finanzielle Spielraum mit den bisherigen Transfers fast ausgereizt ist. Möglicherweise wird Gastspieler René Klingenburg einen leistungsbezogenen Vertrag erhalten. Er spielte zuletzt fünftklassig für den FC Schalke 04 II, hinterließ aber im zweiwöchigen Probetraining – unterbrochen von einer kleineren Blessur – einen guten Eindruck, wie alle Beteiligten mehrfach unterstrichen. Jedoch hat Klingenburg seine Stärken eher in der Offensive.

Fest steht: Entweder kommt Klingenburg oder ein Spieler für die Wunschposition. Mehr Transfers wird es kaum mehr geben. Umso mehr hofft der SC Preußen, seine für die kommende Saison bereits aussortierten Offensivkräfte Tobias Warschewski und Lucas Cueto doch einbinden zu können. Die ersten Testspiele, darunter ein 3:1-Erfolg über Ajax Amsterdam, haben Mut gemacht.

   
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