Nach Zuschauer-Absage der Politik: Wie es jetzt weitergeht

Durch die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen bis zum Jahresende haben die Drittligisten einen Dämpfer auf die Hoffnungen erhalten, was einen Saisonstart mit möglichst vielen Fans angeht. Allerdings könnte es zu Ausnahmen kommen. liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ost-Bundesländer wollen eigenen Weg

Was haben Bund und Länder am Donnerstag beschlossen?

Im Bund-Länder-Beschluss heißt es wörtlich: "Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregeln nicht möglich ist, bleiben weiterhin untersagt, mindestens bis zum 31.12.2020. Zum einheitlichen Umgang mit Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen wird eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien eingesetzt, die bis Ende Oktober einen Vorschlag vorlegen soll."

Kann somit frühestens im November wieder vor Fans gespielt werden?

So könnte man den Beschluss von Bund und Ländern verstehen, allerdings könnte es zu Ausnahmen kommen. 

Wo könnte es Ausnahmen geben und wie könnten diese aussehen?

Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern, wo es im bundesweiten Vergleich derzeit nur wenige Infizierte gibt, könnte es zu Ausnahmen kommen. Schon am Dienstag hatten Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sowie Innenminister Holger Stahlknecht angekündigt, zum Saisonstart Fußballspiele im Profibereich vor bis zu 5.000 Zuschauern zuzulassen. "Wir haben in unserem Bundesland eine geringe Anzahl von Infizierten. Ich sehe daher keine Notwendigkeit, Freiheitsrechte durch weitere Maßnahmen weiter einzuschränken", sagte Stahlknecht gegenüber dem "MDR". Und wie Haseloff am Donnerstag nach der Schalte mit seinen Amtskollegen und Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, wolle man an den Plänen festhalten, zeitnah wieder Großveranstaltungen zu erlauben.

Entscheidend sei, dass es ein gutes Hygienekonzept gebe, das von den zuständigen Gesundheitsämtern genehmigt sei. Die Möglichkeit der Zulassung von bis zu 5.000 Zuschauern soll wohl so lange gelten, bis in einem betreffenden Landkreis mehr als 15 Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner pro Woche auftreten. In Magdeburg liegt der Wert derzeit bei 5,4 und in Halle bei 3,8. Mitte September will das Land eine neue Corona-Verordnung verabschieden, in der die entsprechenden Regelungen festgehalten werden sollen. Schon jetzt sind bei Freiluft-Veranstaltungen bis zu 1.000 Teilnehmer zugelassen.

Auch Sachsen hatte zuletzt angekündigt, schon ab dem 1. September Großveranstaltungen vor mehr als 1.000 Besuchern wieder erlauben zu wollen. Positive Signale gibt es auch aus Mecklenburg-Vorpommern: "Wir wollen darüber reden, ob künftig Sportveranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern wieder möglich sein können", sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nach der Schalte. 

Wie sieht die Lage in anderen Bundesländern aus?

Der VfB Lübeck darf gemäß der aktuell gültigen Verordnung des Landes Schleswig-Holstein und nach Absprache mit dem Lübecker Gesundheitsamt am Samstag vor immerhin 500 Zuschauern ein Testspiel gegen den SV Heide bestreiten. Jedes Ticket ist personalisiert, zudem wird neben jedem verkauften Sitzplatz automatisch ein Corona-Abstand eingerichtet. Für kleine Gruppen bis zu fünf Personen sind zusammenhängende Plätze buchbar. Zu jeder Buchung müssen Name, Anschrift und Telefonnummer aller Gäste angegeben werden. In Baden Württemberg sind derzeit ebenfalls bis zu 500 Zuschauer erlaubt, Verl, Meppen und Saarbrücken durften zuletzt ebenfalls vor einigen hundert Fans spielen. Die Entscheidung, ob und wie viele Zuschauer zugelassen werden, treffen jeweils die Gesundheitsbehörden vor Ort.

 

Regionale Abweichungen

Wird es also keine einheitliche Regelung geben?

Nein. Im Rahmen der Managertagung am Dienstag haben sich die 20 Drittligisten darauf verständigt, dass sich die Zahl der Zuschauer nach den "regionalen Verfügungslagen" richten und von jedem Klub "mit den zuständigen Gesundheitsbehörden individuell vor Ort abgestimmt" werden müsse. Somit scheint es darauf hinaus zu laufen, dass einige Vereine zum Saisonstart vor Fans spielen könnten, während andere Klubs weiterhin vor leeren Rängen antreten müssen. 

Was ist notwendig, um wieder vor Zuschauern spielen zu können?

Zunächst müssen die Vereine ein Hygienekonzept erstellen. Darin muss unter anderem die Kontaktverfolgung geregelt sein – es dürfte somit auf personalisierte Tickets hinauslaufen. Zudem müssen die Vereine darlegen, wie es innerhalb und außerhalb des Stadions zu möglichst wenigen Kontakten zwischen den einzelnen Fans kommt. DFL und DFB haben Mitte Juli einen umfangreichen Leitfaden zur Rückkehr von Fans entwickelt. Das letzte Wort haben die Behörden vor Ort. Entscheidend dürfte auch das Infektionsgeschehen vor Ort sein, das sich stark unterscheidet.

Wie stellt sich das aktuelle Infektionsgeschehen dar?

Die folgende Auflistung zeigt die Anzahl der COVID-19-Fälle der letzten 7 Tage auf 100.000 Einwohner. Im Raum steht, dass Zuschauer zugelassen werden könnten, wenn der Wert im entsprechenden Kreis nicht über 15 liegt. 

  • Wiesbaden: 44,2
  • Dresden: 1,8
  • München (Stadt): 31,0
  • Ingolstadt: 31,4
  • Duisburg: 17,0
  • Rostock: 2,4
  • Meppen (Landkreis Emsland): 5,8
  • Mannheim: 26,2
  • Kaiserslautern: 18,0
  • Unterhaching (Landkreis München): 19,4
  • Köln: 13,7
  • Krefeld: 15,0
  • Magdeburg: 5,4
  • Halle: 3,8
  • Zwickau: 1,3
  • Lübeck: 4,6
  • Saarbrücken: 4,2
  • Verl (Landkreis Gütersloh): 6,9

(Quelle: Robert-Koch-Institut / Stand: 28. August, 0:00 Uhr)

Was kann man zusammenfassend sagen?

Volle Stadien wird es in den kommenden Monaten nicht geben, allerdings scheint es – trotz des Verbots von Großveranstaltungen bis zum Jahresende – möglich, dass einige Vereine zum Saisonstart immerhin vor einigen hundert oder möglicherweise auch bis zu 5.000 Fans spielen könnten. Damit wäre ein Anfang gemacht.

   

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