Lotterie im Aufstiegsrennen: 9 Teams für zweieinhalb Plätze
Seit Wochen arbeitet die 3. Liga auf den nächsten kriminell spannenden Saisonendspurt hin. Dieses Mal konzentriert sich die Aufmerksamkeit der halben Spielklasse auf den Aufstiegskampf: Gleich neun Teams können sich gute Chancen auf das Erreichen der Spitzenplätze ausrechnen – allerdings strauchelt so mancher Favorit auch mächtig. Wir blicken auf die Gemengelage.
Die Tabelle
Der MSV Duisburg führt die Liga nach drei Niederlagen in Folge weiterhin an – das spricht weder für die Stärke der Zebras noch für die der Verfolger. Mehr noch: 44 Punkte genügen nach 26 Spieltagen für den Spitzenplatz, Duisburg hat dabei bereits acht Spiele verloren. Zum Vergleich: Der Chemnitzer FC, derzeit auf einem Abstiegsrang, hat nur eine Niederlage mehr aufzuweisen! Die Tabellenführer der ersten und zweiten Liga, der FC Bayern München und Arminia Bielefeld, kommen indes auf 52 respektive 50 Zähler – und haben dabei je zwei Partien weniger ausgetragen.
Heißt: Die 3. Liga wird von keinem Klub dominiert, sondern ist so ausgeglichen wie selten zuvor. Das zeigt auch das Verfolgerfeld: Der Fünfte Ingolstadt könnte Duisburg mit einem Sieg überholen, auch Braunschweig auf Platz sechs ist nur drei Zähler hinter dem MSV. Die gesamte obere Tabellenhälfte trennt nur sechs Punkte! Ein Verein braucht sich dennoch keine Aufstiegshoffnungen machen: Der FC Bayern II, stärkstes Team des Jahres 2020, darf nicht hoch in die 2. Bundesliga.
Die Formkurve
Würzburg (13 Punkte aus sechs Spielen) und Unterhaching (11 Punkte) sind noch die formstärksten Zweitliga-Anwärter des neuen Jahres, gerade die Kickers haben sich dabei durch ihre Erfolgsserie nach einer durchwachsenen Hinrunde erst in den Fokus gespielt.
Die beiden Top-Favoriten punkten derweil nur noch wie Absteiger: Der MSV Duisburg hat ebenso wie der FC Ingolstadt erst eine Partie im neuen Jahr gewonnen, zuletzt setzte es für die beiden Vorjahresabsteiger mehrere Pleiten in Folge – für die Schanzer gar vier am Stück. Auch Braunschweig ruft noch keine konstanten Leistungen ab, während sich Waldhof Mannheim mit zwei Siegen und vier Unentschieden oben festsetzen konnte. 1860 München weist mit 13 Spielen in Folge derweil die längste Serie ungeschlagener Partien im deutschen Profifußball vor.
Die Historie
In der Saison 2016/17 war das Punkteniveau im Aufstiegskampf nach 26 Spieltagen gar noch schlechter: Damals reichten bereits 42 Punkte für den 1. FC Magdeburg, um zwischenzeitlich vom zweiten Platz zu grüßen. Erinnert sich noch jemand? Damals waren die Sportfreunde Lotte zwischenzeitlich Dritter, mit Jahn Regensburg ein weiterer damaliger Aufsteiger Vierter. Das könnte ein gutes Omen für Waldhof Mannheim sein: Der Jahn schaffte damals schließlich den Durchmarsch aus der Regionalliga. In der Regel aber braucht es gut fünf Punkte mehr, um sich nach zwei Saisondritteln in der Spitzengruppe zu platzieren.
Die zweite Frage lautet: Stand zu diesem Zeitpunkt der Saison jemals ein Klub mit lediglich 44 Punkten ganz oben in der Tabelle? Das können wir verneinen – die 45 Zähler des VfL Osnabrück aus der Saison 2009/10 bedeuten bis zum vergangenen Wochenende den Minuswert nach 26 Runden. Punktemäßig werden also – hart formuliert – aktuell zwei der schwächsten Aufsteiger seit Bestehen der 3. Liga ausgespielt.
Die nächsten Duelle
Das Schöne an der Situation ist doch: Keiner weiß, was passiert. Wo sich der FC Bayern München dieser Tage auf den Weg zur achten Meisterschaft in Serie macht, wo in der 2. Bundesliga kaum eine Mannschaft ernsthaft aufschließen kann zum Favoritentrio an der Spitze, da stolpert ein Drittligist nach dem anderen über die eigenen Füße. Und die nächsten Bananenschalen hat der Spielplan bereits parat: Würzburg gegen Waldhof und Rostock gegen Braunschweig lauten die Spitzenspiele der kommenden Woche, auch Duisburg bekommt mit dem möglicherweise wiedererstarkten 1. FC Magdeburg eine knackige Aufgabe.
Vorerst wird es kaum einen Spieltag ohne solch ein Verfolger- oder gar Spitzenduell geben – und wer sich diesen entzieht, der bekommt es dann höchstwahrscheinlich mit jenen fünf, sechs Teams zu tun, die ebenso erbittert darum kämpfen, nicht abzusteigen. Chemnitz, Zwickau, Lautern, Köln oder Münster: Alle dieser Teams haben das Potenzial, Favoriten zu ärgern, schon unter Beweis gestellt. Ein Zitterspiel um die 2. Bundesliga ist vorprogrammiert!