Kühn über Degradierung: "Selbstverständlich war ich sauer"

Über drei Jahre lang stand Philipp Kühn an der Bremer Brücke im Tor. Gemeinsam mit seiner Mannschaft wackelte der erfahrene Routinier in dieser Saison, sodass Nachwuchskeeper Daniel Adamczyk eine Chance bekam. Für die Winterpause wurde jedoch ein offener Zweikampf zwischen den Schlussmännern ausgerufen. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" äußerte sich Kühn zu der Lage.

"Hat schon einige Tage in mir gebrodelt"

In dieser Spielzeit stand der 30-Jährige bis zum 11. Spieltag im VfL-Kasten, ehe er zugunsten seines Konkurrenten auf die Bank versetzt wurde. Damit war Philipp Kühn nicht zufrieden, der Schlussmann war sauer. "Selbstverständlich war ich das – und zwar richtig! Ich bin es auch heute noch! Sollte das in solch einer Situation irgendwann mal nicht mehr der Fall sein, werde ich meine Sachen packen und aufhören", macht der Torhüter in einem Interview mit der "NOZ" deutlich, dass das eine völlig normale Reaktion im Fußballgeschäft sei. Denn Kühn will, wie jeder andere Profi, spielen.

Deswegen will der erfahrene Keeper wieder angreifen: "Es hat schon einige Tage in mir gebrodelt, aber das muss man dann abschütteln und darf es nicht auf den Trainingsplatz mitnehmen. Es bringt niemandem etwas, dauerhaft Trübsal zu blasen – so ungerecht man sich auch behandelt fühlen mag." Sportdirektor Amir Shapourzadeh hatte bereits angekündigt, dass es in der Winter-Vorbereitung einen offenen Zweikampf zwischen Kühn und Adamczyk geben soll. Kritik vom Kaderplaner an der Leistung des langjährigen Stammtorhüters inmitten der Mitgliederversammlung wirkten jedoch irritierend. "Einige Aussagen der letzten Wochen haben mich allerdings mehr als überrascht. Die möchte ich nicht weiter kommentieren", so Kühn.

Kühn ist keine "beleidigte Leberwurst"

Inzwischen hat sich Kühn in der Sonne Ägyptens im Familienurlaub erholt. Die Überraschung – und den Schock – seiner Degradierung hat der 30-Jährige verdaut. "Es kam alles sehr plötzlich und ohne Ankündigung, und ich kann und konnte es bei aller Selbstkritik nicht nachvollziehen. Respektieren musste ich es in dem Moment allerdings", blickt Kühn zurück – und nun voraus: "Es gibt immer Gründe für gewisse Entscheidungen. Die wurden mir mitgeteilt. Das ist normal und legitim, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist." Es liegt jetzt in Kühns Händen, die VfL-Verantwortlichen wieder vom Gegenteil zu überzeugen.

"Jeder, der mich kennt, weiß, wie ehrgeizig ich bin. Ich ziehe mein Ding hier bis zum letzten Tag durch, wie ich es immer gemacht habe. Vollgas", verspricht der Torhüter. In den kommenden Wochen werde man ihn weder als "beleidigte Leberwurst" noch als "Häufchen Elend" erleben. Das Verhältnis zu Konkurrent Adamczyk sei von der ganzen Situation überhaupt nicht beeinträchtigt. "Ich habe schon einige Konkurrenzkämpfe erlebt, aber noch nie gegen einen anderen Kollegen geschossen, und auch kein anderer gegen mich", kann Kühn von sich behaupten. Wichtig sei, dass man grundsätzlich an einem Strang zieht.

Zukunft ungewiss

Dennoch dürfte der Konkurrenzkampf auch eine Entscheidung für Kühns Zukunft beeinflussen. Im Sommer läuft der Vertrag des Torhüters aus. "Natürlich mache aber auch ich mir Gedanken. Es ist garantiert nicht mein Ziel, beim VfL auf der Bank zu sitzen", setzt Kühn daher klare Prioritäten. Mit dem Torwartteam habe er sich "ausgiebig ausgetauscht", was die Gründe für seine aktuelle Rolle als Herausforderer angeht. Der 30-Jährige bleibt standhaft: "Leistung setzt sich am Ende ohnehin immer durch. Das ist meine Überzeugung." Nach insgesamt 125 Pflichtspielen für den VfL will Kühn mit dieser Einstellung wieder punkten.

   

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