Kommentar: Schnorrenberg-Scheitern überrascht nicht
Nach 561 Tagen ist die Zeit von Florian Schnorrenberg beim Halleschen FC vorbei. Am Dienstag gaben die Saalestädter nach anhaltender Talfahrt und dem jüngsten 1:4 beim SV Meppen die Trennung vom 44-Jährigen bekannt. Überraschend kam das Aus nicht. Ein Kommentar.
Keine Entwicklung der Mannschaft
Mitten in der doch eigentlich so besinnlichen Weihnachtszeit hatten die Verantwortlichen des HFC eine der bekanntlich schwierigsten Entscheidungen zu treffen. Nachdem die Köpfe am Montagabend lange zusammengesteckt worden waren, gab es aber keine Alternative zur Beurlaubung Schnorrenbergs. Schwierig war dieser Schritt aber sicherlich nur aus menschlicher Sicht. Denn der nüchterne Blick auf die Statistik zeigt, dass es keinen Grund gab, weiter am Fußballlehrer festzuhalten. In 20 Partien wurden nur 22 Punkte geholt, die Abstiegszone ist lediglich drei Zähler entfernt. Aus den vergangenen sechs Partien wurde nur ein mageres Pünktchen geholt. Mit 33 Gegentoren stellt das Team die viertschwächste Defensive der Liga, agierte im Abwehrverbund immer wieder konfus.
Dass es nach dem letzten Spiel des Jahres 2021 zum Schnorrenberg-Aus kam, überrascht also wenig. Doch auch die Stagnation in der Entwicklung der durchaus namhaft besetzten Mannschaft während der vergangenen Monate, die nun in einer erneuten Krise gipfelt, hatte sich schon früh angedeutet. Denn bereits im März und April diesen Jahres war das Team im Abstiegskampf gefangen, rettete sich letztlich mit einem ordentlich Schlussspurt auf den neunten Rang. Als Lohn gab es für Schnorrenberg, dessen Kontrakt ausgelaufen wäre, einen neuen Vertrag bis Sommer 2023. Die Klub-Bosse schienen geblendet vom kurzzeitigen Erfolg – oder hatten keinen passenden Nachfolger parat. Jedenfalls war dem geneigten Beobachter schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass der Plan wohl nicht aufgehen, sich mit dem Trainer kein langanhaltender Erfolg einstellen würde.
Zu viel Schönrednerei
Zwar verstummte die Kritik nach einem ordentlichen Saisonstart kurzzeitig. Doch je weiter die aktuelle Spielzeit voranschritt, desto mehr wurde klar, dass der gebürtige Siegener den Ambitionen des Traditionsvereins nicht gerecht werden würde. Was vor allem immer wieder auffiel: Schwache Auftritte wurden vom Trainer zu oft schöngeredet, einen Knall- und Hallo-Wach-Effekt gab es zumindest vor laufenden Kameras nicht von Schnorrenberg. Zu diplomatisch seinen Spielern gegenüber kam der Coach herüber.
Was sich Schnorrenberg ebenfalls ankreiden lassen muss: Formschwache Spieler durften immer wieder auflaufen, ein Aufstellen nach Leistung schien es nicht immer zu geben. Trotz aller personellen Probleme, die mal mehr und mal weniger ausgeprägt waren, hätte es Alternativen zu Profis gegeben, denen die Verunsicherung anzusehen war. Die folgenschwere Quittung gab es oftmals auf dem Feld. Nun fängt der HFC wieder bei Null an, muss nach anderthalb Jahren den nächsten Trainer suchen und finden. Und ein besseres Händchen beweisen als zuletzt. Denn das nächste Weihnachtsfest soll ja schließlich besinnlich ablaufen.