Kommentar: Schnorrenberg gehen die Argumente aus

Durch die 1:3-Pleite beim 1. FC Kaiserslautern am Samstag taumelt der Hallesche FC immer weiter Richtung Tabellenkeller und weist die Bilanz eines Absteigers auf. Seit Monaten fehlen Trainer Florian Schnorrenberg erfolgreiche Lösungsansätze für die offensichtlichen Probleme. Die Luft für ihn wird deshalb immer dünner. Ein Kommentar.

Fans fordern Schnorrenberg-Aus

Von jedem müsse mehr kommen, forderte Terrence Boyd nach dem Spiel bei "MagentaSport". Mit dieser Aussage liegt der Top-Torschütze der Rot-Weißen natürlich vollkommen richtig. Das Problem an diesem Satz: Er wurde in den vergangenen Wochen und Monaten häufig gesagt. Auf eine Reaktion warten die Fans jedoch bis heute. Was zeigt: Beim Halleschen FC geht es keinen Schritt voran. Nur zwei Siege und zwölf Punkte holte die Mannschaft aus den vergangenen 14 Partien – es ist die Bilanz eines Absteigers.

Lediglich drei Zähler steht das Team noch vor dem ersten Abstiegsplatz, weist zudem die schlechteste Tordifferenz aller Klubs auf (-16). Es brennt wie schon in der Schlussphase der abgelaufenen Saison lichterloh. Was im Fußballgeschäft auch die Frage nach dem Trainer aufwirft. In den sozialen Netzwerken ist sich die überwiegende Mehrheit der Anhänger einig: Florian Schnorrenberg, der den Klub letztes Jahr vor dem Abstieg rettete, habe ausgedient und solle ersetzt werden. Ein neuer Impuls auf der Trainerbank müsse her, um den Klassenerhalt in den verbleibenden acht Spielen noch sichern zu können, so der Tenor.

Aufbaugegner HFC

Tatsächlich gehen dem 43-Jährigen nach rund zehn Monaten an der Saale immer mehr die Argumente aus. Der letzte überzeugende Auftritt ist Monate her. Seitdem quälten sich die Spieler teilweise plan- und ideenlos durch die Partien, kassierten wie gegen Bayern II und 1860 München (beide 0:4) auch herbe Pleiten. Schnorrenberg scheint sein Team nicht zu erreichen, hat zudem keine Lösungen für die akuten Probleme parat: Die Defensive ist zu löchrig, die Offensive zu harmlos. Nur zwei Treffer konnten in den jüngsten fünf Begegnungen bejubelt werden.

Dass vor allem im Angriff trotz der bereits 14 Saisontore von Boyd der Schuh drückt, ist eine seit Monaten offensichtliche Baustelle. Geändert hat sich jedoch nichts. Stattdessen werden harmlose Auftritte schöngeredet und falsch eingeordnet. Wie zum Beispiel die 0:1-Niederlage bei Hansa Rostock. Da waren Schnorrenberg und Kapitän Jonas Nietfeld nach nur zwei Chancen in 90 Minuten trotzdem mit dem Auftritt zufrieden. Nur die Durchschlagskraft habe eben gefehlt. Ein verheerendes Signal nach einer Niederlage bei einem an dem Tag nicht überragenden Gegner. Es scheint, dass nicht jeder – auch der Trainer – die Brisanz der aktuellen Lage erkannt haben. Sonst müssten Defizite und Versäumnisse klarer angesprochen werden.

Die Quittung für die scheinbar nicht ausreichende Aufarbeitung gab es zuletzt: Wie schon beim abgeschlagenen Tabellenletzten aus Unterhaching (0:3) war der HFC auch am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern (1:3) ein Aufbaugegner für einen Krisenklub. Erschreckend war vor allem, dass Halle trotz Überzahl beim Stand von 1:1 bei der bis dahin heimschwächsten Mannschaft der Liga nicht wenigstens einen Punkt holen konnte. Stattdessen entschied der FCK in der Schlussphase das Spiel für sich. Es entsteht der Eindruck: Wo soll der HFC gewinnen, wenn nicht auf dem Betzenberg?

Interne Lösung möglich

Ein Argument gegen eine Trainer-Entlassung ist, dass der Klub mit Ismail Atalan und Torsten Ziegner bereits zwei geschasste Trainer noch bis zum Saisonende auf der Gehaltsliste stehen hat. Nun auch Schnorrenberg (Vertrag bis Saisonende) freizustellen, um einen neuen Coach zu engagieren, ist eine kostspielige Angelegenheit. Allerdings wäre ein Abstieg in die Regionalliga durch weiter schrumpfende Einnahmen noch teurer. Mit U17-Trainer Mike Sadlo stünde ein ohnehin bezahlter Angestellter bereit, der auch über die nötige Lizenz verfügt. Für den 49-Jährigen wäre die 3. Liga auch kein Neuland. Im Januar und Februar 2020 war er bereits Teil des Trainerduos bei der SG Sonnenhof Großaspach. Ob der HFC nun reagiert? Schließlich steht schon am Freitag das Sechs-Punkte-Spiel gegen Uerdingen an. Spätestens nach einer Niederlage gegen den Viertletzten wäre Schnorrenberg dann wohl endgültig nicht mehr zu halten.

   
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