Kommentar: Oral und Henke treten Fair Play mit Füßen

1:1 trennten sich der 1. FC Kaiserslautern und der FC Ingolstadt am Mittwochabend. Doch das Spiel rückte nach Abpfiff schnell in den Hintergrund. Vor allem durch die schwere Verletzung von Dominik Schad, aber auch durch den Eklat nach Abpfiff. Tomas Oral und Michael Henke gaben dabei kein gutes Bild ab und traten den Fair-Play-Gedenken buchstäblich mit Füßen. Ein Kommentar.

Bedenkliches Verhalten

Keine Frage: Tomas Oral hatte nach Abpfiff – zumindest mit Bezug auf das Spiel zuvor – nicht Unrecht, als er im Interview mit "MagentaSport": meinte: "Was mich nachdenklich macht, ist, dass wir im Fußball die Krankheit haben, dass nicht mehr die Spieler auf dem Platz die Hauptakteure sind, sondern die Schiedsrichter – sie nehmen zu viel Einfluss." In der Tat lag Schiedsrichter Asmir Osmanagic sowohl beim aberkannten Treffer von Ingolstadts Thomas Keller als auch beim verwehrten Tor von FCK-Stürmer Marvin Pourie in der Nachspielzeit daneben. Auch wenn Oral zu besagtem Pourié-Tor eine andere Meinung hatte: "Er hält ihn und zieht ihn runter." Doch sich an so einem Abend über den Schiedsrichter und die Platzbedingungen ("Der Boden war schwer zu bespielen") aufzuregen, zeitgleich aber kein Wort zur schweren Verletzung von Dominik Schad zu verlieren, stimmte dann doch mehr als nachdenklich.

Wie es geht, zeigte Zwickau-Coach Joe Enochs am Dienstagabend, als er – ohne direkt danach gefragt worden zu sein – aufmunternde Worte in Richtung des verletzten Chris Löwe schickte. Oral dagegen echauffierte sich im "Telekom"-Interview darüber, dass sein Kapitän Stefan Kutschke in der Nachspielzeit eine Ecke für den FC Ingolstadt zurückgab. "Stefan hat öfters mal eine andere Meinung. Er gibt auch einen Eckball einfach her, was ich nicht gesehen habe." Immerhin: Als er vom Reporter darauf hingewiesen wurde, dass es zu Recht keine Ecke gab, meinte Oral versöhnlich: "Dann ist es okay". Was ihm ebenfalls zugute gehalten werden kann: Als Schad vom Platz gefahren wurde, ging Oral zur Trage und wünschte ihm wohl alles Gute. Ein öffentliches Statement hätte der Sache eben dennoch gut getan.

Doch während Ingolstadts Trainer "nur" verbal nicht mit Fair Play auffiel, trat Sportdirektor Michael Henke die Grundprinzipien eines fairen Spiels buchstäblich mit Füßen, als er FCK-Coach Jeff Saibene nach dem Spiel trat. Klar, der Tritt in die Füße war ohne jede Wucht. Doch sich nach den Ereignissen kurz zuvor zu so einer Aktion hinreißen zu lassen, ist mehr als bedenklich. Selbst, wenn es wie von Henke angeführt, zuvor einen Schubser von Saibene gegeben haben soll. Hinterher zu sagen, die Aktion sei "mehr freundschaftlich" gemeint gewesen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Schon allein deshalb, weil sich Henke nach dem Tritt schnell aus dem Staub machte. Zumindest für Außenstehende war nicht erkennbar, wo dabei die freundschaftliche Aktion war. Selbst viele FCI-Fans schämten sich in den sozialen Netzwerken für das Auftreten von Oral und Henke.

Kutschke verdient Lob

Ganz anders trat dagegen Stefan Kutschke auf. Nicht nur, dass der 31-Jährige im "Telekom"-Interview zunächst auf die Schad-Verletzung zu sprechen kam ("Wir als gesamter Verein wünschen Dominik Schad gute Besserung, es war eine äußerst unschöne Verletzung. Unsere Gedanken sind jetzt direkt nach dem Spiel bei ihm"). Er zeigte sich auch mit dem Hinweis an den Schiedsrichter, den besagten Eckball in der Nachspielzeit zurückzunehmen, überaus fair: "Das macht Fußball aus. Wir wollen ein faires und kampfbetontes Spiel. So eine Aktion soll das Spiel nicht überschatten. Das muss man auch nicht so hoch loben, das gehört einfach dazu." In der Tat lebt der Fußball auch von Fair Play. Doch das galt an diesem Mittwochabend nicht für alle.

Update: Henke entschuldigt sich für Tritt gegen Saibene

   
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