Kommentar: Kein Lerneffekt im DFB-Planungsbüro
Endlich haben Vereine und vor allem die tapferen mitreisenden Fans Planungssicherheit, der Spielplan für die 3. Liga ist veröffentlicht. Doch als wäre es nicht umständlich genug, die am frühesten startende deutsche Profiliga als letztes über ihre Ansetzungen aufzuklären, so offenbart schon der erste Spieltag eine Planung völlig an den Interessen der Fans vorbei. Ein Kommentar.
Fanunfreundlicher geht es kaum
1860 München gegen Preußen Münster – unbestritten ist das ein feines Duell zum Saisonstart, obgleich keiner der Klubs zum breiten Favoritenkreis der Liga gehört. Es trifft jede Menge Tradition aufeinander, das noch dazu in einem schmucken Stadion und vor wahrscheinlich ausverkauften (Heim-)Tribünen. Dieses Duell aber auf den Freitagabend zu terminieren, mit ihm die Saison zu eröffnen, wird gerade Fans des Gästeklubs vor den Kopf stoßen. Sie mussten nicht nur ihr drittes Juliwochenende bis 16 Tage vor Liga-Auftakt für den bis dahin völlig unbekannten Spielplan reservieren, sie dürfen nun auch rund 670 Kilometer durch die Republik fahren – an einem Wochentag, one way.
Fanunfreundlicher geht es kaum, auch wenn solche Fahrten gerade für Zweitligisten (leider) zum Alltag gehören, denn dort finden freitagabends sogar zwei Spiele statt. Doch einerseits wissen diese in der Regel zumindest früher Bescheid, wann freie Tage eingeplant werden müssen – und kassieren ohnehin deutlich mehr TV-Gelder. Andererseits hätte es für den Saisonstart in der 3. Liga wesentlich bessere Optionen gegeben: Zugegeben ist das Duell zwischen den Würzburger Kickers und dem FC Bayern München II trotz geringerer Distanz kein Knüller zum Auftakt. Wohl aber das Spiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und Eintracht Braunschweig, das am Samstagabend stattfindet und live in der ARD übertragen wird.
Mangelnde Wertschätzung
Hier zeigt sich: Der TV-Zuschauer ist für den Verband nach wie vor reizvoller als der Fan im Stadion. Denn gewiss hat das Duell zwischen FCM und BTSV nochmals einige Reize mehr als das zwischen München und Münster. Doch sowohl die geringe Distanz von nicht einmal 100 Kilometern als auch die wohlwollende Beziehung der Fanszenen und die Tatsache, dass zum Freitagstermin kein anderes Spiel im deutschen Profifußball stattfindet, hätten klar dafür gesprochen, in Magdeburg die Saison 2019/20 zu eröffnen. Auch über die Ausstrahlung im TV hätte man sich mit etwas Kooperationsbereitschaft zwischen den Rechteinhabern sicher unterhalten können, ein schlechter Termin ist der Freitag gewiss nicht.
Unabhängig von dieser Ohrfeige für die Allesfahrer des SC Preußen zeigt sich an dieser Stelle erneut die mangelnde Wertschätzung des nationalen Fußballverbandes für sein Premiumprodukt, die 3. Liga. Noch immer muss diese sich bei den Spielplänen gedulden, bis die in diesem Jahr vier (!) Wochen später ins Jahr startende Bundesliga ihre Ansetzungen erfahren hat. Die Terminierung erfolgt gar noch später, dabei ist sie angesichts der Spanne von vier möglichen Austragungstagen von Freitag bis Montag das entscheidende Kriterium, nach dem Fans ihre Fahrten zu Heim- und insbesondere Auswärtsspielen erst konkret planen können. Zurück in der Realität fehlen aktuell noch die Termine für den 2. Spieltag, der in drei Wochen ausgetragen wird. Dann spielt Duisburg in Ingolstadt, 1860 in Braunschweig, Jena in Münster. Vielleicht wieder an einem Freitag? Den Planern ist es zuzutrauen, und das ist nicht gut.