Klubs, Spieler, Trainer: Gewinner und Verlierer der Saison

Auch wenn diese Saison in vielerlei Hinsicht eine spezielle war, am Ende lief doch alles wie immer: 380 Spiele, vier Absteiger, drei Aufsteiger und viele, viele geschriebene Geschichten liegen hinter uns. Die Spielzeit brachte strahlende Gewinner hervor und bittere Verlierer. Wir schauen auf die Vereine, Spieler sowie Trainer und listen auf, wer uns am meisten überzeugte – und wer eher unglücklich agierte.

Die Gewinner

Hansa Rostock

Wir könnten es uns einfach machen und hier die Plätze 1 bis 3 benennen. Doch das würde vielleicht anderen Außenseitern nicht gerecht. Hansa schaffte nach neun langen und zähen Jahren die Rückkehr in die 2. Bundesliga, weil man in vielen Drucksituationen cool blieb, defensiv unheimlich schwer zu knacken war und auch sonst kaum eine Schwäche präsentierte. Wer hätte das gedacht. Stellvertretend dafür steht der Werdegang von Jan Löhmannsröben, der vor einem Jahr mit Münster in die Regionalliga abgestiegen war und nun sich nun erstmals Zweitliga-Spieler nennen darf.

1860 München

Mit dem besten Torverhältnis nicht aufzusteigen, ist eine absolute Rarität. 1860 München kann sich davon nicht viel kaufen, in diesen Tagen regiert noch der Frust darüber, eine bärenstarke Aufholjagd auf die ersten Drei im Saisonfinale nicht gekrönt zu haben. Doch die Fußballfeste von Giesing, all die sehenswerten Kombinationen, sie machen Sechzig schon jetzt zu einem Favoriten für die nächste Saison. Es stimmt bei den Löwen, und das erfüllt alle Fans, die in diesem Jahrtausend viel durchmachen mussten, mit Wohlwollen.

SC Verl

55 Punkte und 66 Tore, sprich die zweitbeste Offensive der 3. Liga als Aufsteiger und krasser Außenseiter: Der SC Verl hat Außergewöhnliches geleistet und unter allen Drittligisten wohl die geringsten Ausgaben pro erzieltem Zähler vorzuweisen. Die Folgen spüren die Ostwestfalen schon jetzt, denn erste Leistungsträger verlassen den Verein im Sommer. Dennoch regiert die Vorfreude auf diese Spielklasse vor vollen Tribünen – dieses Erlebnis hat sich der Underdog redlich verdient.

 

Alexander Schmidt (Dynamo Dresden)

Respekt, Herr Schmidt! Bei Türkgücü München für nicht gut genug befunden, fand der 52-Jährige als vermeintlicher Übergangstrainer bei Dynamo Dresden im Saisonendspurt sein Glück. Sechs Spiele und 16 (!) Punkte reichten, um sich ein kleines Denkmal zu setzen – Schmidt führte die SGD, die beinahe die 2. Bundesliga verspielt hätte, letztlich souverän genau dorthin zurück. Die Belohnung in Form eines Anschlussvertrags bis 2023 hatte sich der Bayer wohlverdient.

Christian Titz (1. FC Magdeburg)

Noch ein "Kurzzeittrainer" in der Liste! Wobei: Christian Titz hatte immerhin 16 Spiele an der Seitenlinie des FCM, wovon er die ersten drei sogar mit Nullrunden beendete. Der Druck auf dem Kessel war riesig, doch mit beeindruckenden 30 Punkten aus den verbleibenden Partien sicherte sich Magdeburg nicht nur vorzeitig den Ligaverbleib, sondern hüpfte sogar noch in die obere Tabellenhälfte. Auch wenn es am Ende zurückging auf Rang 11 – was Titz aus den verloren geglaubten Blau-Weißen machte, war beeindruckend.

Joe Enochs (FSV Zwickau)

Klar: Jens Härtels zweiter Zweitliga-Aufstieg, dieses Mal mit Hansa Rostock, war ein Coup, und was Guerino Capretti und Lukas Kwasniok aus ihren Aufsteigern Saarbrücken und Verl herausholten, war ebenfalls aller Ehren wert. Ein etablierter Drittligist wie Zwickau, der dennoch Jahr für Jahr mit wirtschaftlichen Handicaps gegenüber der Konkurrenz antritt, lockt da weniger hinter dem Ofen hervor. 51 Punkte, eine ausgeglichene Bilanz und eine Saison ohne Abstiegssorgen sind an diesem Standort sehr viel wert. Dass Enochs nach zwischenzeitlich neun Spielen ohne Sieg Gegenwind erfuhr, ist in diesem Geschäft normal – verdient aber hatte der US-Amerikaner das aber nicht.

 

Sascha Mölders (1860 München)

Dank eines Mannes haben wohlgeformte Bäuche wieder Hochkonjunktur: Sascha Mölders nimmt seinen Körper mit gesunder Portion Humor, sein Alter macht ihm gar nichts. Mit 36 Jahren noch 22 Tore schießen und sich die Torjägerkanone der 3. Liga zu sichern – Respekt! Den Traum vom Aufstieg in die 2. Bundesliga muss der Vollblutstürmer sich allerdings kommendes Jahr erfüllen.

Baris Atik (1. FC Magdeburg)

In nur 15 Spielen hinterließ Baris Atik Eindruck für eine ganze Saison: Sieben Tore und acht Vorlagen, bei jedem der neun Rückrundensiege unter Christian Titz mindestens eine Beteiligung am Treffer – so definiert sich ein Unterschiedsspieler! Magdeburg hofft auf einen Verbleib des jungen, technisch versierten Spielmachers. Doch dass dieser nun aus vielen Angeboten auswählen darf, verwundert nicht.

Markus Kolke (Hansa Rostock)

Wie kann man es dem 30-Jährigen nicht gönnen, endlich in der 2. Bundesliga zu spielen? Mit Rostock feierte der Torhüter den zweiten Aufstieg seiner Karriere, doch 2019 ging er nicht mit Wiesbaden eine Etage höher, sondern schloss sich der Kogge an. Dass der Keeper mindestens über Zweitliga-Fertigkeiten verfügt, stellt kaum jemand in Frage. Schade nur, dass "Krake" Kolke auf dem Weg zum Drittliga-Rekordspieler ausgebremst wurde. Ob er nochmal zurückkehrt? Wir werden sehen!

 

Verlierer

SpVgg Unterhaching

Klar: Der Letzte ist der Depp, wie so oft. Aber im Fall von Unterhaching kam das, anders etwa bei Carl Zeiss Jena im Vorjahr, doch sehr überraschend. Das übliche Rezept, junge Spieler im entspannten Umfeld zu Drittliga-Format zu entwickeln, es ging nicht wirklich auf – Haching war selten klar unterlegen, aber verlor eben doch 24 von 38 Spielen. Überraschungen gegen Spitzenteams zeigten, dass mehr möglich gewesen wäre. Nun also der nächste Anlauf in der Regionalliga. Doch jeder ahnt: Haching kommt zurück, früher oder später.

SV Meppen

2019/20 gar nicht so weit weg von der Aufstiegszone, traf Meppen seit dem Abgang von Trainer Christian Neidhart im Sommer viele Entscheidungen, die sich als schlicht falsch herausstellten. Nachfolger Torsten Frings wirkte immer engagiert, aber eine spielerische Fortentwicklung stellte sich nicht ein, im Kader fehlte nach Abgängen die Qualität, vor allem die Offensive lahmte ohne Torjäger Deniz Undav. Ein unnötiger Abstieg!

MSV Duisburg

Lautern, das immerhin die schlechteste Saison seiner Vereinsgeschichte spielte, oder Duisburg? Den dritten Vertreter in dieser Auflistung hätten beide stellen können, doch das unterirdische Saisonfinale und das blamable 2:6 im Landespokal bei Wuppertal sprach dann doch für die Zebras. Letztlich trennten die Duisburger zwei Punkte vom Absturz in den ambitionierten Amateursport, der mit sachten Zweitliga-Ambitionen gestartete MSV stellte die klar schlechteste Defensive. Pavel Dotchev hat schon so manches Schiff wieder auf Kurs gebracht. Hier steht ihm eine große Aufgabe bevor.

 

Gino Lettieri (MSV Duisburg)

Schon bei der Begrüßung des Trainer-Rückkehrers wird es manch Verantwortlichem geschwant haben: diese Entscheidung könnten wir bereuen. Die erneute Installation Lettieris als MSV-Trainer, dazu als Nachfolger des geschätzten Torsten Lieberknecht, missfiel dem Anhang der Zebras derart, dass sogar Sponsoren ihre Treue kündigten – die Welle der Kritik war derart groß, dass man Mitleid mit Lettieri haben musste. Er war angezählt, bevor er seinen Job begonnen hatte. Sportlich war die Amtszeit ein Reinfall, nach 73 Tagen zog Duisburg erneut die Reißleine. Sportdirektor Ivica Grlic entschuldigte sich tags darauf – und bekannte offen, dass die Einstellung ein Fehler gewesen sei.

Torsten Frings (SV Meppen)

Auch Torsten Frings hatte das Problem, dass die Anhängerschaft seines Vereins – oder zumindest Teilen davon – mit ihm fremdelten. Er trat als Nachfolger Christian Neidharts schlicht in (zu) große Fußstapfen, ein astreiner Fehlstart brachte den Ex-Nationalspieler früh in Bedrängnis. Nach 31 Spielen und nur 1,16 Punkten pro Partie war für ihn Schluss, danach kritisierte er unter anderem das Verhältnis zu den lokalen Medien. Frings bleibt als Trainer auf der Suche nach dem Glück – nach Darmstadt scheiterte er ein zweites Mal.

Boris Schommers (1. FC Kaiserslautern)

Die Saison hatte gerade erst angefangen, als Boris Schommers beim 1. FC Kaiserslautern schon nach zwei Spielen gehen musste. Nie zuvor in der Geschichte der 3. Liga gab es einen früheren Trainerwechsel in der Saison. Die große Frage war: Warum lässt man einen Trainer die komplette Vorbereitung auf eine Saison durchführen, um ihn dann nach nur zwei Spielen zu entlassen? Groß schien das Vertrauen in den 42-Jährige nicht gewesen zu sein. Die Schommers-Entlassung war eine von vielen Schlagzeilen, die der FCK in dieser Saison schrieb.

 

   
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