Klewin: "Verlieren auch gegen die blindeste Mannschaft"

Es war ein Sinnbild der bisherigen RWE-Saison: Rot-Weiß Erfurt war bei der 0:1-Derby-Niederlage in Jena eine Stunde lang die bessere Mannschaft, nutzte aber wieder die Chancen nicht. Da passte es, dass der Gegentreffer in der Nachspielzeit fiel. Mit elf Punkten Rückstand, der Punktabzug durch den DFB ist noch nicht eingerechnet, auf die Nicht-Abstiegsplätze rücken die Plan-Insolvenz und der Abstieg immer näher.

Erfurt nutzt die Chancen nicht

Das Team von Trainer Stefan Emmerling fand gut in die Partie, ließ sich die Unruhen rund um den Verein nicht anmerken. Rot-Weiß spielte es schnörkellos nach vorne, suchte nach Ballgewinn schnell den Weg in die Offensive. Zuerst kam Nermin Crnkic zu ersten guten Ansätzen, kurz vor der Pause hatte Merveille Biankadi dann die dicke Chance: Nach starkem Pass lief er allein Richtung Jena-Strafraum, wurde aber noch rechtzeitig gestört und übersah den freistehenden Elias Huth – sein Abschuss ging deutlich am Tor vorbei und war zu harmlos. In dieser Szene wurde wieder deutlich, weshalb RWE erst 15 Tore erzielt hat.

Auch nach der Halbzeit war Erfurt spielbestimmend, doch erneut konnte Biankadi die Chance auf die Führung nicht nutzen. Nach einer starken Vorarbeit von Daniel Brückner scheiterte er aus wenigen Metern an Jena-Torwart Raphael Koczor. Eine Szene, die Kapitän Jens Möckel nach der Partie beim "MDR" in Rage brachte: "Besser als wir es in den ersten 60 Minuten gemacht haben, kannst du auswärts nicht auftreten. Aber wenn du in der 3 .Liga nicht mal in Führung gehst, wirst du am Ende bestraft. Im Endeffekt ist es eine Qualitätsfrage, wenn du immer wieder anrennst, klare Chancen hast, die aber nicht nutzt. Da musst du abgezockt sein. Über die Saison hinweg betrifft es die ganze Mannschaft, aber heute muss ich die klar die Offensivabteilung ansprechen."

Klewin enttäuscht und wütend

Je weiter die zweite Hälfte voranschritt, desto mehr übernahmen bis dahin komplett harmlose Jenaer das Kommando, kamen immer gefährlicher vor das RWE-Tor. Zuerst hatten die Gäste in drei Szenen Glück, dass ein Kopfball von Julian Günther-Schmidt knapp am Tor vorbeiging, Liridon Vocaj eine verunglückte Rettungsaktion an die Latte setzte und Torwart Philipp Klewin richtig stark gegen Jenas Wolfram reagierte. Erfurt wirkte platt, und in der Nachspielzeit war auch Klewin machtlos, als der eingewechselte Florian Dietz überlegt zum Siegtreffer einschob.

Dementsprechend zeigte sich Klewin enttäuscht und wütend: "Es passt einfach zur Gesamtsituation. Solche Spiele verlierst du nicht, wenn du weiter oben stehst und mehr Selbstvertrauen hast." Einen Seitenhieb in Richtung der Erzrivalen konnte sich der 24-Jährige anschließend nicht verkneifen: "Wir schaffen es sogar, gegen die blindeste Mannschaft zu verlieren – das tut weh." Trotz der nahezu aussichtslosen Situation versucht er sich mit Zweckoptimismus: "Solange es rechnerisch möglich ist, versuchen wir alles. Und solange der Verein nicht den roten Knopf drückt, geben wir alles. Dass wir immer noch so einen drauf kriegen müssen, ist halt Sport. Aber man muss auch sagen, dass es für die Seele nicht gut ist. Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt."

Emmerling: "Uns fehlt der Killerinstinkt"

Auch Trainer Stefan Emmerling war nach der Partie klar, dass diese in der Offensive verloren wurde: "Diese Niederlage ist extrem bitter. Wir waren zielstrebig, haben es dem Gegner schwer gemacht, uns nach der guten ersten Halbzeit aber nicht belohnt. Uns fehlt der Killerinstinkt vor dem Tor. Und als es dann Richtung Unentschieden ging, haben wir eine Möglichkeit zugelassen, weil wir einen Ball nicht klären konnten. Das ist die Qualität, die uns andere Mannschaften vormachen, die uns fehlt."

Die Spieler scheinen aus den Fehlern der Vergangenheit jedoch nicht zu lernen. Bereits am Freitag gibt’s daheim gegen Osnabrück die nächste Chance, es besser zu machen. Auch da gilt: ein Sieg ist Plicht!

   
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