Kaderplanung beim FCM: Wie groß ist das Potenzial?
Lange warteten die Fans des 1. FC Magdeburg auf die ersten Neuzugänge, seit die Elbestädter nach nur einem Jahr wieder aus der 2. Bundesliga abgestiegen waren. Am Mittwoch wurde gleich ein Sechserpack präsentiert, 22 Spieler stehen nun unter Vertrag – die Planungen sind damit ein entscheidendes Stück vorangekommen. liga3-online.de analysiert die Qualität in den Mannschaftsteilen und schätzt das Potenzial des FCM ein.
Torhüter: Zwei Plätze noch offen
Wir beginnen mit der größten Baustelle: Zwei der drei Keeper der Vorsaison werden nicht zum Trainingsauftakt erscheinen. Giorgi Lorias kurzes Kapitel beim FCM endet, der erfahrene Torhüter hat einen Vertrag im zypriotischen Famagusta unterschrieben. Auch Ersatztorhüter Mario Seidel sucht einen neuen Klub. Es bleibt Alexander Brunst, der sich nach 19 Partien in der 2. Bundesliga klare Chancen als Stammtorhüter ausrechnen wird. Doch mindestens ein gleichwertiger Torhüter muss her – ob wieder ein dritter Schlussmann gebraucht wird oder der Jugend vertraut werden kann, ist die zweite Frage. Nachwuchskeeper Tim Kirps wird allerdings keinen Vertrag erhalten – aus finanziellen Gründen.
Defensive: Eine Achse bricht weg
Von der Abwehr bleibt nicht viel übrig. Steffen Schäfer, Dennis Erdmann, Romain Bregerie, Michel Niemeyer, Nils Butzen, Nico Hammann und Christopher Handke verlassen den FCM in verschiedenste Richtungen. Einzig mit Tobias Müller und Außenverteidiger Timo Perthel wird gerechnet – er könnte einer jener routinierten Spieler werden, die den "neuen" 1. FC Magdeburg anführen. Neu dazu kommen Rechtsverteidiger Dominik Ernst von Fortuna Köln sowie Brian Koglin, Innenverteidiger-Talent von FC St. Pauli. Im Abwehrzentrum fehlt aber mindestens ein weiterer Spieler, da der FCM bislang ausschließlich Juniorenspieler ohne Drittliga-Erfahrung in der Hinterhand hat – ein Risiko. Auch auf den Außenbahnen täte ein weiterer Akteur, der im Idealfall beide Seiten beackern kann, gut. "Wir setzen auf junge, gut ausgebildete Spieler, die hungrig und willig sind. Aber letztlich ist eine gute Mischung ausschlaggebend – und die haben wir jetzt", erklärt Sportchef Maik Franz in der "Volksstimme" die Transferphilosophie beim FCM.
Mittelfeld: Gjasula bringt Erfahrung mit
Auch im Mittelfeld gibt es einen Umbruch, wenn er auch nicht exorbitant ausfällt. Aleksandar Ignjovski verlässt den 1. FC Magdeburg ebenso wie Richard Weil und Jan Kirchhoff, zu den drei defensiv ausgerichteten Fußballern gesellt sich Philip Türpitz hinzu – einer der (wenigen) Kreativspieler zu Zweitliga-Zeiten. Einzig Jürgen Gjasula, der die Erfahrung von 7 Erst- und 191 Zweitliga-Spielen mitbringt, ist von den bisherigen sechs Vorgestellten im zentralen respektive defensiven Mittelfeld beheimatet. Zu Rico Preißinger und dem (noch) verletzten Charles Elie Laprevotte sollte auch hier noch ein Spieler kommen, besser zwei – einer für die Absicherung hinten, und einer, der Impulse nach vorn setzt. Wobei: Im vom Stefan Krämer präferierten 4-3-2-1-System lastet die Offensivbewegung allen voran auf den Flügeln, ein offensiver Mittelfeldspieler ist kein zwangsläufiger Bestandteil. Schaden könnte ein solcher Spieler dennoch nicht.
Offensive: Bereits gut aufgestellt
Ob auf den Flügeln oder im Zentrum, in der Offensive hat Magdeburg seine Planungen fast schon abgeschlossen. Das liegt daran, dass bislang "nur" Steven Lewerenz, Felix Lohkemper und möglicherweise auch der wechselwillige Marius Bülter den Fußballclub verlassen und Christian Beck als Fokusspieler im Zentrum an Bord bleibt. Doch Beck bekommt Konkurrenz: Anthony Roczen als neue Generation eines kantigen Mittelstürmers wird ihm Feuer machen, Leon Bell Bell ist flexibler einsetzbar und kann auf die Flügel ausweichen. Dort stehen allerdings mit Manfred Osei Kwadwo, Marcel Costly, Tarek Chahed sowie dem pfeilschnellen Zugang Sirlord Conteh bereits so einige Akteure bereit, die auf Einsätze brennen. Kurzum: Im Sturm ist der geringste Bedarf. "Dadurch, dass wir jede Position doppelt besetzen wollen, erhoffen wir uns einen großen und gesunden Konkurrenzkampf", erläutert Franz.
Das Grundgerüst steht
Offen ausgesprochen wird das Ziel Wiederaufstieg in der Saison 2019/20 bekanntlich nicht, da der FCM auf einen längeren Zeitraum schielt. Das macht der Verein clever, weil er so den Druck auf seine Akteure reduziert – und wenn er sich das leisten kann, eben weil er im Gegensatz zu manch anderen Absteigern genau weiß, wie in der 3. Liga gewirtschaftet werden muss, dann ist dieser Weg der nachhaltigste.
Sportlich dürfte der 1. FC Magdeburg gerade in der Offensive zu den nominell bestbesetzten Mannschaften der Spielklasse gehören. Hinter den übrigen Teilen stehen jedoch bislang noch Fragezeichen – die Breite im Kader ist in Mittelfeld und Abwehr bislang noch nicht gegeben, und auch Schlussmann Alexander Brunst fehlt (noch) Konkurrenz. Kurzum: Eine starke erste Elf, die um den Aufstieg mitspielen kann, könnte der FCM jetzt schon stellen. Letztlich wird das Rennen aber durch die Kaderbreite entschieden, und dafür bleiben die kommenden Wochen abzuwarten. "Wir peilen einen 25-Mann-Kader an, das heißt, zwischen vier bis fünf Spieler sollen noch hinzustoßen", kündigt der FCM-Sportchef an.