Jugendarbeit in Osnabrück: Wenn aus der Not eine Tugend wird

Mit dem VfL Osnabrück bringt man meistens die häufigen "Auf uns Ab’s" der letzten Jahre in Verbindung. Schon seit Jahren pendelt die Profi-Mannschaft aus Osnabrück zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga, der Ruf einer "Fahrstuhlmannschaft" verstärkt sich zusehends. 2012/2013 geht der VfL in seine zweite Drittliga-Saison nacheinander, doch die finanziellen Probleme machen einen längerfristigen Verleib in Liga 3 unmöglich – weshalb die Lila-Weißen in der Pflicht stehen, schnellstmöglich wieder die Liga zu wechseln. Gerade aufgrund der finanziellen Engpässe wird Jugendarbeit in Osnabrück zu einem unentbehrlichen Mittel und Weg zum Erfolg. Daher sollte man, wenn man über den VfL Osnabrück spricht, die schon seit längerer Zeit erfolgreichen Jugend-Mannschaften berücksichtigen. Doch das riesengroße Potenzial, welches nachweislich in den Jungspunden schlummert, wurde bis zum letzten Jahr nahezu kaum ausgenutzt.

Nach Abstieg musste auf die Jugend gesetzt werden

Verstärkt auf die (eigene) Jugend setzen – so oder so ähnlich lautete das Motto des ehemaligen VfL-Trainers Uwe Fuchs, der die Lila-Weißen im letzten Sommer 2011 nach dem Abstieg durch die Relegation übernommen hatte und im Dezember 2011 bereits wieder entlassen wurde. Von der Geschäftsführung des VfL Osnabrück bekam Fuchs die Aufgabe, eine entwicklungsfähige Mannschaft zusammenzubasteln und zu formen – eine Menge talentierter und junger Spieler gemischt mit routinierten Dritt- oder gar Zweitligakickern. Endlich, muss man sagen, wurde auf das Potenzial zurückgegriffen, welches schon seit Jahren in den jungen Spielern aus der Region Osnabrück schlummert. Endlich wurde die Arbeit des Jugendleistungszentrums, welches nicht Gang und Gebe in der 3. Liga ist, belohnt. So kamen in der letzten Saison mehr aus der Not heraus zunehmend die Eigengewächse zum Zuge, die dabei stark auftrumpfen konnten.

 Entdeckung der Saison: Gerrit Wegkamp

Die prominentesten Beispiele guter Jugendarbeit in Osnabrück sind wohl Christian Pauli und vor allen Dingen Gerrit Wegkamp. Bereits in der lila-weißen Zweitliga-Saison 2010/2011 kam Pauli für den VfL zu fünf Kurzeinsätzen (1 Tor), obwohl er offiziell noch für die A-Junioren auflief, bei denen er in derselben Saison in 16 Partien acht Treffer erzielte. Auch wenn dem 20-Jährigen bisher noch nicht der ganz große Durchbruch gelungen ist, kam er in der vergangenen Drittliga-Spielzeit 2011/2012 in 18 Spielen zum Einsatz, erzielte einen Treffer. Im "Perspektivkader" der Lila-Weißen (Oberliga) trumpfte der Stürmer ganz groß auf: 14 Spiele, zehn Tore. Dem 19 Jahre alten Sturmtalent Gerrit Wegkamp hat es aber noch "eiskalter" erwischt. In der Saison 2010/2011 noch ausschließlich für die A-Jugend im Einsatz (26 Spiele / 20 Tore), berief Uwe Fuchs den in Ochtrup geborenen Stürmer im letzten Sommer in den Profi-Kader, nachdem er in der Vorbereitung einen guten Eindruck machte. Jetzt, ein Jahr, 21 Drittliga-Spiele und vier Tore später, ist Gerrit Wegkamp ein gefragter Stürmer, wird unter anderem von Twente Enschede und Fortuna Düsseldorf umworben. Ebenfalls aktuelle Beispiele für hervorragende Jugendarbeit beim VfL Osnabrück sind Timo Beermann und Daniel Latkowski, die sich in der letzten Saison ebenfalls stark in den Vordergrund spielen konnten. Auch Torhüter Nils Zumbeel hat bereits erste Einsatzzeiten in der 3. Liga bekommen und ist dabei nicht negativ aufgefallen – eher im Gegenteil. Davon ab, konnte der VfL bereits in der Vergangenheit ein paar, zugegebenermaßen wenige, Spieler ausbilden, die die nächsten Schritte bereits gegangen sind. Mehr oder weniger prominent sind wohl Addy-Waku Menga (derzeit SV Wehen Wiesbaden), Simon Tüting (wechselt vom Chemnitzer FC zum SV Sandhausen) und Konstantin Engel (derzeit Energie Cottbus).

Erfolgreiche Junioren-Mannschaften stimmen optimistisch

Der VfL Osnabrück hat nach den jüngsten "Erfolgen" also mehr oder weniger einen neuen "Markt" für sich entdeckt: Als zwischen 2. und 3. Liga pendelnder Verein den eigenen Nachwuchs ausbilden und nach Möglichkeit zum bestmöglichen Preis weiterverkaufen. Genau diese Strategie soll zukünftig weiter verfolgt werden, das Junioren-Leistungszentrum nach Möglichkeit weiter bestmöglich ausgestattet sein. Und die Junioren-Mannschaften lassen Hoffnung aufkommen, dass Gerrit Wegkamp oder Konstantin Engel nicht die letzten Kicker bleiben, die es zumindest in die 2. Bundesliga schaffen beziehungsweise das Potenzial dazu haben. Der "Perspektivkader", also die zweite Mannschaft des VfL, spielt derzeit in der Oberliga Niedersachsen-West und hat in der abgelaufenen Spielzeit den 5. Platz belegt. Interessant sind aus dieser Truppe sicherlich Ismail Budak (Sturm / 19 Jahre / 26 Spiele / 13 Tore), der sogar bereits zu zwei Kurzeinsätzen in der 3. Liga kam, oder auch Deniz Taskesen (Mittelfeld / 19 Jahre / 24 Spiele / 8 Tore), dessen Zukunft aufgrund Ende Juni 2012 auslaufenden Vertrages aber noch offen ist. Noch erfolgreicher und optimistisch stimmender sind die U19- sowie U17-Junioren der Lila-Weißen. Beide Mannschaften spielen in der jeweils höchsten Klasse, der Bundesliga Nord/Nordost. Die U19 konnte sich auf einem guten 7. Platz behaupten, gewann unter anderem gegen prominente Nachwuchsmannschaften wie der von Werder Bremen. Interessant aus dieser Mannschaft sind sicherlich Malte Nieweler (Sturm / 18 Jahre / 25 Spiele / 8 Tore) und Nico Neidhart (Mittelfeld / 17 Jahre / 21 Spiele / 5 Tore), die derzeit die Saisonvorbereitung mit der Profi-Mannschaft absolvieren und dabei bisher einen guten Eindruck hinterlassen konnten. Auch die U17 spielt in der Bundesliga und beendete die Saison auf einem respektablen 9. Rang. Die Junioren-Mannschaften lassen demnach alle optimistisch stimmen, was den künftigen Erfolg der Jugendarbeit in Osnabrück angeht. Was vor einem Jahr noch mehr aus Not eingeleitet wurde, könnte schon bald zu einer Tugend werden – Jugendarbeit ist für einen Verein wie den VfL Osnabrück eben wichtiger denn je.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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