Im Schlussspurt: Die 3. Liga wird auf zwei Vereine reduziert
Das hatten wir in zehn Jahren 3. Liga auch noch nicht. Vier Spieltage vor dem Ende muss man es jedem nachsehen, seinen Bildschirm am Samstagnachmittag auszuschalten. Die wichtigsten Entscheidungen sind de facto gefallen. Es geht nur noch um einen Platz, der vielleicht zum Aufstieg in die 2. Bundesliga berechtigt – vielleicht aber auch nicht. liga3-online.de lobt, kritisiert – und freut sich auf das kommende Jahr. Ein Kommentar.
Spitzenteams bleiben bewundernswert ruhig
Es ist beeindruckend und darüber hinaus lehrreich, was der SC Paderborn und der 1. FC Magdeburg in den vergangenen Wochen abgerufen haben. Schon nach der Hinrunde sah es so aus, als würden die beiden Mannschaften das Rennen machen. Doch wie das im Fußball so ist: Irgendwann kommt der kurze Knacks, die Leistungskurve zeigt kurz nach unten. Dann wird nach Ursachen und Fehlern gesucht, auch kritische Berichte mehren sich – das ist Rolle der Medien, der Finger wird in die Wunde gelegt, auch wenn die Lage noch komfortabel ist. Manch ein Club lässt sich davon beirren, eine Unruhe macht sich breit und die kurze Schwächephase wird zu einem ausgeprägten Tief, das einen die ganze Saison kosten kann.
Dem FCM ist das in der vergangenen Saison passiert, dieses Jahr nicht mehr. Man hat viel Gutes beibehalten, aber dennoch dazugelernt, ist cleverer geworden. Die 2. Bundesliga ist ein fairer Lohn dafür, wenn sie vielleicht in einer, vielleicht in zwei Wochen endgültig Gewissheit ist. Macht was draus! Ihr seid zu groß für die 3. Liga.
Der SC Paderborn wird in der 2. Liga mithalten können
Beim SC Paderborn ist die Entwicklung eine wahnsinnig gute, auch für das Image. So wirklich mochte diesen SCP nach dem Doppel-Abstieg niemand, er war eine Diva mit Selbstdarstellern in Führungspositionen, der seine eigenen Fans nach Strich und Faden vergraulte. Steffen Baumgart und Markus Krösche haben den Laden umgedreht – zumindest das Sportliche. Paderborn ist so attraktiv wie lange nicht mehr. Nach den dominanten Spielen der vergangenen Wochen darf schon jetzt geträumt werden: Wohin geht es in der 2. Bundesliga? Die Beispiele Holstein Kiel und Jahn Regensburg zeigen, dass spielerisch starke Teams auch die nächsthöhere Spielklasse ohne Probleme erklimmen können. Ein Abstiegskandidat wären diese Paderborner nicht. Auch der 1. FC Magdeburg wird gewiss eine gute Rolle spielen können.
Es braucht ein breiteres Verfolgerfeld
Die Dominanz an der Spitze macht das Aufstiegsrennen umgekehrt langweilig. Nur noch der SV Wehen Wiesbaden und der Karlsruher SC sind übrig, sie fechten aktuell in einem Schneckenrennen den dritten Platz aus. Die Clubs dahinter, die irgendwo im Mittelfeld eintrudeln, können ab sofort testen, testen, testen und die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit intensivieren. Eine Spielzeit, in der das Verfolgerfeld hoffentlich breiter gefächert sein wird. Rostock, Aalen, Würzburg oder sogar Münster und Osnabrück war eine solche Rolle zugetraut worden. Sie haben in diesem Jahr teilweise oder auf ganzer Linie versagt, manche von ihnen stehen demzufolge vor neuerlichen Umbrüchen.
Umgekehrt geht es im Abstiegskampf zu. Dort haben eine Handvoll Clubs Glück gehabt, dass Chemnitz und Erfurt frühzeitig die weiße Flagge hissten. Zwickau, Jena, Lotte, Osnabrück und Großaspach – sie alle wären mit ihrer Bilanz, mit ihrer Inkonstanz, mit ihrem schwachen Torverhältnis ernsthafte Abstiegskandidaten gewesen. Und sie werden es zum Großteil auch im kommenden Jahr sein, weil der finanzielle Spielraum entweder geringer wird oder von Vornherein klein ist.
Starke Aufsteiger machen die Liga attraktiv
Dazu kommen starke Aufsteiger, auf die wir uns freuen dürfen. 1860 München, Energie Cottbus, der 1. FC Saarbrücken, Waldhof Mannheim, die Kickers Offenbach und der KFC Uerdingen stehen als namhafte Traditionsvereine vor der Rückkehr auf die nationale Ebene – zwei von ihnen werden ziemlich sicher die 3. Liga bereichern, vielleicht drei. Es wird eine bessere Liga, vielleicht ohne Reservemannschaften, vielleicht mit neuen regionalen Schwerpunkten. Der Osten wird einige Mannschaften verlieren, der Südwesten könnte eine Renaissance erleben – erst recht, wenn Kaiserslautern als ziemlich sicherer und Darmstadt 98 als mögliche Absteiger dazukommen.
Schon jetzt Vorfreude auf die neue Saison entwickeln
Die 3. Liga 2018/19 wird stark. Sie wird emotional, sie wird unberechenbar, sie wird wieder bis zum letzten Spieltag spannend. Das ist zumindest unsere Hoffnung – und sie ist schon drei Monate vor Beginn nicht ganz unbegründet. Freuen wir uns auf volle Stadion, auf stimmungsvolle Derbys, auf attraktive Spiele. Und lassen wir uns zusätzliche Vorfreude bescheren durch die vier verbleibenden Spieltage bis zum Saisonende. An denen jene Teams, für die es um nichts mehr geht, hoffentlich das Risiko etwas erhöhen. An denen sie zeigen können, dass in der 3. Liga nicht nur gemauert, sondern auch schöner Fußball gezeigt wird. Viele torreiche Partien könnten die weitestgehend sportliche Bedeutungslosigkeit des Schlussspurts in jedem Fall wettmachen.