Hinrundenfazit Osnabrück: Unter Enochs ging es steil bergauf

Der VfL Osnabrück hat sich nach 21 Spieltagen auf dem fünften Tabellenplatz einsortiert und befindet sich damit in direktem Kontakt zu den Aufstiegsrängen. Eine mehr als zufriedenstellende Hinserie an der Bremer Brücke! liga3-online.de blickt auf ein turbulentes Halbjahr im Süden Niedersachsens zurück.

Das lief gut

Die gesamte Amtsperiode von Joe Enochs stand bisher unter einem guten Stern: Acht Siege, sechs Unentschieden, drei Niederlagen – diese Bilanz lässt sich mehr als gut an. Damit konnte das VfL-Urgestein den verpatzten Saisonstart seines Vorgängers Maik Walpurgis schnell ausbügeln und die Osnabrücker von einem Abstiegsrang bis ins Verfolgerfeld des Spitzenreiters führen.

Der Grund für diese Leistungen liegen allen voran in der mannschaftlichen Geschlossenheit, über die die Osnabrücker verfügen: Jeder läuft bis zum Umfallen, an der Bremer Brücke wurde der Fußball wieder gearbeitet und so viele Gegner zermürbt. Das Quäntchen Glück durfte schließlich in einigen Begegnungen bei solch einer Aufholjagd auch nicht fehlen – und plötzlich wies die Enochs-Elf eine Serie mit neun ungeschlagenen Partien sowie sechs Spielen ohne ein einziges Gegentor auf. Die Stabilisierung einer zuvor nicht immer sicher agierenden Defensive, sie erwies sich letztendlich als weiterer Schlüsselpunkt der hervorragenden lila-weißen Halbserie.

Das lief nicht gut

Besonders das unnötige Pokalaus gegen RB Leipzig dürfte alle im Verein noch im Hinterkopf beschäftigen: Ein Feuerzeug machte einen mittleren sechsstelligen Gewinn zunichte – Geld, das der VfL gerne in der Winterpause noch investiert hätte. Zudem musste die Fankurve im Osten der osnatel-Arena drei Spiele lang gesperrt werden, auch das Derby gegen Preußen Münster verlief über weite Strecken stimmungs- und emotionslos.

Zudem fehlt im Sturm noch der echte Knipser: 27 Treffer nach 21 Spielen sind ein akzeptabler, aber nicht herausragender Wert für eine Spitzenmannschaft. Kein Spieler weist mehr als fünf erzielte Treffer auf, diesen Wert teilen sich Marcos Alvarez und Halil Savran. Dahinter finden sich mit Christian Groß (vier Tore) und Michael Hohnstedt (drei Tore) zwei Spieler, deren Kernkompetenz nicht unbedingt das Erzielen von Toren darstellt. Hier besitzt die Offensivabteilung der Osnabrücker noch Nachholbedarf.

Die Bewertung der Neuzugänge

Viele neue Spieler präsentierte der VfL Osnabrück vor der Saison nicht – doch was an die Bremer Brücke wechselte, das schlug zum Großteil ein: So ist Halil Savran als Wühler und stetiger Unruheherd aus der Offensive nicht mehr wegzudenken, und auch Anthony Syhre hat sich seinen Platz auf der Sechs neben Christian Groß frühzeitig erarbeitet. Er ist zudem mit zwei Toren und drei Vorlagen ungewohnt torgefährlich, steuerte schon einige wichtige Aktionen in der laufenden Spielzeit bei.

Königstransfer des VfL Osnabrück ist jedoch Marvin Schwäbe, der den Abgang von Daniel Heuer-Fernandes mehr als nur kompensierte: Er kassierte 22 Gegentore in 21 Spielen, erzielte einen fantastischen Kicker-Notenschnitt von 2,50 und rettete mit seinen Glanzparaden in den engen Spielen immer wieder die entscheidenden Punkte. Die Youngster Deniz Taskesen und Pascal Richter konnten sich derweil noch nicht in die Mannschaft einbringen, Lars Bleker wurde von Kim Falkenberg der Rang abgelaufen.

Der beste Spieler

Viele Spieler wussten zu überzeugen. Marcos Alvarez, Christian Groß oder auch Anthony Syhre. An die Leistung von Marvin Schwäbe im Tor des VfL kommt jedoch niemand heran. Er wurde von liga3-online.de zur besten Neuverpflichtung des Sommers gekürt, er schaffte es diverse Male in die Elf der Woche oder die Elf des Monats und hielt stolze neun Mal sein Tor komplett sauber. Ein großer Gewinn für die Lila-Weißen – und ein schwerer Verlust, wenn im Juni der Leihvertrag mit der TSG Hoffenheim ausläuft. Denn Angebote dürfte Schwäbe nicht nur vom VfL Osnabrück erhalten.

Der schlechteste Spieler

Addy-Waku Menga war in der Saison 2014/2015 noch der Toptorschütze an der Bremer Brücke: 13 Tore und dazu neun Vorlagen – ein Spitzenwert für den 32-Jährigen. Doch was ist nur in dieser Saison los? Halil Savran nahm ihm den Platz in der Startelf weg, der Publikumsliebling hat zudem noch keinen einzigen Treffer erzielt. Möglicherweise hat der Kongolese seinen Drittliga-Zenit nun überschritten.

Das Fazit

Geschlossenheit, mannschaftliche Souveränität und ein erfrischender Offensivfußball: All das zeichnet den VfL aus und daher sind die Fans im heimischen Stadion stets begeistert, auch wenn am Ende meist „nur“ ein knapper Sieg dabei herausspringt oder auch mal ein Remis hingenommen werden muss. In Osnabrück wird Joe Enochs viel zugetraut, und die VfL-Legende zahlt dieses Vertrauen mit Leistung zurück. Unter dem Strich ist mit dem fünften Platz ein hervorragendes Resultat erreicht worden, dass die internen Erwartungen mindestens erfüllen, wenn nicht sogar übertreffen dürfte. Doch im Hintergrund dürfte der akribische Arbeiter Enochs schon längst an der Taktik für die Rückrunde 2016 feilen – denn das Ausruhen auf den Lorbeeren ist nicht erlaubt.

Die Prognose

Nach einem verkaterten Saisonstart hätte rund um den VfL Osnabrück kaum jemand gedacht, dass sein Verein zur Winterpause noch ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitreden kann. Doch es kam anders: Eine fulminante Serie sorgte dafür, dass sich die Enochs-Elf frühzeitig von den Abstiegssorgen entledigte und nach oben schauen darf. Mit der zurückhaltenden „Kirche-im-Dorf“-Mentalität des US-Amerikaners sind die Lila-Weißen momentan jedoch bestens versorgt, denn Rückschläge sind nicht ausgeschlossen. Das zeigten Auftritte wie etwa bei Fortuna Köln oder zuhause gegen den VfB Stuttgart II. Hält sich der Teamgeist in Niedersachsen jedoch bis in den Frühsommer, besitzt der VfL in dieser ausgeglichenen 3. Liga alle Trümpfe in der Hand, um bis zum Saisonendspurt hin die Aufstiegsfrage offen zu halten.

   

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