Hinrunden-Fazit RWE: Kampf um die Klasse bleibt Maximalziel

Nach der Hinrunde der Drittliga-Saison 2016/2017 steht Rot-Weiß Erfurt auf dem 15. Tabellenplatz – Abstiegskampf ist bei den Thüringern angesagt. Wie verlief die Hinserie, was lief am Steigerwald richtig und was nicht? liga3-online.de wirft einen Blick auf RWE und analysiert die ersten 19 Spieltage.

Das lief gut

Rot-Weiß Erfurt um Trainer Stefan Krämer erwischte einen starken Saisonstart: Nach sechs Spieltagen hatten die Thüringer schon zehn Zähler auf dem Konto. Zu verdanken hatte Erfurt das allen voran einer starken Auswärtsbilanz. Sowohl beim FSV Frankfurt als auch beim FSV Zwickau wurden knappe Erfolge eingefahren, auch beim 2:2-Remis in Lotte wäre ein dreifacher Punkterfolg im Bereich des Möglichen gewesen. Auch dank dieser frühen Ergebnisse befindet sich RWE in der Auswärtstabelle auf einem respektablen neunten Platz, hat auf fremdem Geläuf mehr Punkte als in der Heimat eingefahren.

Zudem präsentiert sich Stürmer Carsten Kammlott mit insgesamt acht Treffern weiterhin als Lebensversicherung der Krämer-Elf, obgleich er im Verlauf der Hinrunde eine monatelange Torflaute einstreute. Wichtige Treffer als sein Markenzeichen – diesem Ruf kommt der „Chipper“ weiterhin nach, so etwa beim 1:0-Erfolg über Jahn Regensburg. Trifft er jedoch nicht, dann klafft bei Rot-Weiß Erfurt in der Offensive eine dicke Lücke…

Das lief nicht gut

Fast alles rund um das „neue“ Steigerwaldstadion, möchte man zynisch kommentieren. Denn nicht nur die Stadioneröffnung verlief holprig, auch die Ergebnisse passten sich dem Chaos rund um die renovierte Multifunktionsarena an: Erfurt ist das zweitschwächste Heimteam, konnte nur drei von neun Spielen vor eigenem Publikum für sich entscheiden. Kassierte dafür aber gleich fünf Niederlagen. Da erscheint es kaum verwunderlich, dass trotz des erhöhten Komforts viele Sitze im neuen Stadion regelmäßig leer bleiben: Zwar wurde während der attraktiven Ostduelle mit Halle, Magdeburg oder Chemnitz die 8.000er-Marke geknackt, ansonsten pendeln die Besucherzahlen aber bei „nur“ 5.000 Zuschauern. Zu wenig für RWE, der Club hatte sich mehr erhofft.

Schlecht verlief außerdem der Frühwinter der Erfurter, die von den letzten fünf Partien vier verloren und sich daher nur knapp vor den Abstiegsrängen platziert haben. Nicht wenig deutet darauf hin, dass die Thüringer im neuen Jahr noch mehr aus den vorhandenen Möglichkeiten herausholen müssen, um den Klassenerhalt frühzeitig zu sichern. Große Sprünge sind auf dem Transfermarkt nicht möglich.

Die Bewertung der Neuzugänge

Den großen Transferkracher gab es bei Rot-Weiß Erfurt im Sommer nicht zu bestaunen. Mit welchem Geld soll dieser schließlich bezahlt werden? Erst vor wenigen Wochen wurde ein neuerliches Millionen-Minus auf der Jahreshauptversammlung verkündet. Wichtigster Mann im RWE-Spiel ist wohl Liridon Vocaj geworden – ein vielseitiger Mittelfeldspieler, der nur schwer ausrechenbar ist und in 17 von 19 Spielen auf dem Platz stand. Christopher Bieber zeigte gute Ansätze, muss seine 196 Zentimeter aber noch zielstrebiger in robuste Zweikämpfe und Kopfballduelle zwängen und daraus effektiver agieren. Verteidiger Mikko Sumusalo machte dann, wenn er gebraucht wurde, meist einen soliden, aber unspektakulären Job. Talent Aloy Ihenacho und der nachverpflichtete Rückkehrer Maik Baumgarten müssen sich bisher hintenanstellen.

Der beste Spieler: Carsten Kammlott

Trotz einer langen Auszeit ist und bleibt Carsten Kammlott der wichtigste Mann bei Rot-Weiß Erfurt. Denn: Schon die Nummer Zwei in der internen Torschützenliste – gefühlt das halbe Team – kann nur einen einzigen Treffer aufweisen. Kammlott dagegen traf acht Mal und tütete damit fast im Alleingang eine ganze Ladung Punkte für Rot-Weiß Erfurt ein, ohne die der Club aller Voraussicht nach auf einem Abstiegskampf überwintern müsste. Es bleibt aus Erfurter Sicht zu hoffen, dass Kammlott auch im neuen Jahr seine Tore beisteuert, denn seine Rolle kann aktuell niemand ersetzen.

Die Enttäuschung: Okan Aydin

Irgendwie ist es bisher nicht die Saison von Okan Aydin, der nach einer starken Spielzeit 2015/2016 schon auf dem Absprung war, dann aber doch seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte. Ein Tor und eine Vorlage gelangen dem Offensivspieler in 17 Spielen nur. Nichtsdestotrotz haben andere Klubs aus der 3. Liga bereits ihr Interesse bekundet.

Fazit

Rot-Weiß Erfurt ist und bleibt der einzige Dinosaurier der eingleisigen 3. Liga, die in ihre mittlerweile neunte Auflage geht. Und wieder einmal ist nicht sicher, ob RWE auch im kommenden Jahr mit von der Partie sein wird. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsränge, aber mit Winterverstärkungen ist bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Im vergangenen Jahr punkteten die Steigerwälder durch den neu verpflichteten Stefan Krämer, der aus den vorhandenen Spielern eine eingeschworene Truppe zauberte. In der Winterpause muss er erneut Großes vollbringen, um eine qualitativ im unteren Mittelfeld angesiedelte Mannschaft in gesicherte Tabellenregionen zu befördern. Einfacher würde das Unterfangen durch die Rückkehr der langzeitverletzten Innenverteidiger Jens Möckel und André Laurito werden – beide Akteure sind aber nach wie vor aufgrund von Schulter- respektive Rückenproblemen außen vor.

Ausblick und Prognose

Während zahlreiche Mannschaften im Winter teils namhaft aufrüsten werden, muss Erfurt auf seine etablierten Kräfte vertrauen. Schon zum Beginn der Rückrunde warten die Kaliber, die für einen souveränen Klassenerhalt vermehrt geschlagen werden sollten: Halle, Frankfurt, Aalen, Lotte, Köln oder Zwickau. Erreicht RWE wie bereits in der Hinrunde aus diesen sechs Spielen eine zweistellige Punktzahl, dann könnte der Klassenerhalt ohne Probleme gelingen. Könnte. Da jedoch nahezu sämtliche Partien mit Erfurter Beteiligung eng und daher kaum vorhersehbar verlaufen, ist eine Prognose über das Schicksal der Thüringer in dieser Saison nur zu mutmaßen. In einer normalen Rückrunde, in der auch die anderen Vereine ihr Potenzial abrufen, dürfte die Krämer-Truppe wenige Spieltage vor Ende den Nichtabstieg festigen. Dafür müssen die dünn besetzten Rot-Weißen allerdings auch vom Verletzungspech verschont bleiben.

   
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