Hat Waldhof Mannheim das Zeug zum Durchmarsch?

Die Liste der Mannschaften, denen der Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga gelang, ist nicht besonders lang. RB Leipzig, Würzburger Kickers, Jahn Regensburg – und der SV Waldhof Mannheim? Nach der starken Perfomance im ersten Halbjahr der 3. Liga mischen die Badener ganz oben mit. Und die Voraussetzungen für einen Durchmarsch sind gar nicht mal schlecht.

SVW trotzt den personellen Rückschlägen

Wer den Stammtorwart verletzungsbedingt verliert, wer seinen besten Angreifer ebenfalls aufgrund einer Verletzung draußen lassen muss, wer grundsätzlich mit einem Rumpfkader zu den Spieltagen antritt und wer trotzdem am Ende einer Halbserie nicht nur vom dritten Tabellenplatz grüßt, sondern auch auswärts ungeschlagen bleibt – ja, derjenige hat wirklich Chancen, am Saisonende ganz vorne mit dabei zu sein. Ob es sich dabei um einen Drittliga-Dino oder einen Aufsteiger handelt, ist zunächst Nebensache: Was der SV Waldhof Mannheim in dieser Saison leistet, ist auf jeden Fall aller Ehre wert.

Die Elf von Trainer Bernhard Trares besteht zu größten Teilen noch aus der Aufstiegsmannschaft der Vorsaison. Zu Saisonbeginn war der Coach noch froh, wenn er einen vollständigen Spieltagskader zusammenbasteln konnte – Reservespieler wie Sandro Loechelt und Dennis Franzin halfen aus. Und je weiter die Saison fortschritt, umso härter traf es die Mannheimer. Kreuzbandriss bei Stammkeeper Markus Scholz, Syndesmosebandriss bei Top-Stürmer Valmir Sulejmani, Knorpelschaden bei Dorian Diring – früh und spät in der Saison brachen den Mannheimern immer wieder die Leistungsträger weg. Raffael Korte konnte erst vor Weihnachten sein erstes Spiel in dieser Saison bestreiten. Zuvor war er aufgrund einer Knie-OP ausgefallen.

"Automatisch oben dabei sein"

Trotzdem gelang dem SVW eine Halbserie ohne Auswärtsniederlage, vor eigenem Publikum wurde zum Schluss ebenso die Wende herbeigeführt – sodass die Mannheimer nun mit 33 Punkten auf dem Relegationsplatz überwintern. Reicht der Zusammenhalt am Ende eventuell für den ganz großen Wurf? "Wenn wir weiter unsere Leistung bringen, dann werden wir automatisch oben dabei sein", hatte Angreifer Maurice Deville nach dem letzten Heimspiel bereits gesagt. Und wer es ihnen verübeln, wenn sie angesichts der Tabellensituation vorsichtig nach oben schielen?

Zumal die Mannheimer in der Rückrunde von der Rückkehr einiger Langzeitverletzten profitieren dürften. Allen voran wird Sulejmani die ohnehin mit 33 Treffern ordentliche Offensive der Mannheimer ankurbeln können. Auch der Spielplan macht Mut: Zuhause werden Abstiegskandidaten wir Jena, Münster oder Großaspach empfangen. Auswärts die Spitzenmannschaften aus Duisburg, Ingolstadt, Halle oder Haching – bei der Stärke der Mannheimer auf fremden Plätzen könnte das zum entscheidenden Faktor werden.

Zwei Patzer von Platz 13 entfernt

Präsident Bernd Beetz sagte schon vor der Saison, dass er den "schlummernden Riesen" aus Mannheim spätestens in fünf Jahren "sicher in der 2. Liga" sieht. Nach 20 Spielen in der 3. Liga sieht die Tendenz sogar noch rosiger aus. Aber Obacht: Dass Mannheim bei einem Durchmarsch erst die vierte Mannschaft in der elfjährigen Drittliga-Geschichte wäre, der dieses Unterfangen gelingt, spricht auch für die Ausgeglichenheit der Spielklasse.

Ein Blick auf die Tabelle verrät schnell, dass selbst die Würzburger Kickers (Platz 13) oder der 1. FC Magdeburg (12) mit sechs Punkten Rückstand nur zwei Patzer vom SVW brauchen, um zu den Waldhöfern aufzuschließen – und irgendwann spielt dann auch der Kopf mit. Sollten die Mannheimer ihrer Linie allerdings treu bleiben und weiterhin mit der gewohnten Portion 'Coolness' spielen, scheint aktuell nichts unmöglich zu sein.

   
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