Gibt es eine Südwest-Renaissance in der 3. Liga?

Geographisch deckt die 3. Liga in diesem Jahr zwischen Rostock, Meppen, Aalen und Unterhaching weite Teile von Deutschland ab. Wer schon seit einigen Jahren fehlt, ist der Fußball-Südwesten mit all seinen Vereinen, die sich untereinander kaum abkönnen und daher für mächtig Würze sorgen. Ab dem Spätsommer könnte das anders aussehen. Und das kommt so.

Südwest-Renaissance möglich

Die Zeiten, in denen das größte "Derby" im Südwesten das zwischen der SG Sonnenhof Großaspach und des VfR Aalen war, sind wohl gezählt. Aus der 2. Bundesliga als auch aus der Regionalliga Südwest schicken sich namhafte Vereine an, die dritthöchste Spielklasse zu bereichern. Noch spielen jede Menge Faktoren eine Rolle, wie viele Mannschaften aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland tatsächlich neu hinzustoßen. Im besten Fall entwickelt sich mit gleich vier Neuankömmlingen ein "Hotspot" im Südwesten, über den sich alle Beteiligten nur freuen können.

Kandidat 1: 1. FC Kaiserslautern

Rivalitäten zu: Waldhof Mannheim, Karlsruher SC, 1. FC Saarbrücken

So gut wie sicher abgestiegen ist der 1. FC Kaiserslautern. Er hat drei Spieltage vor Schluss schon acht Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz, die 0:1-Niederlage gegen Dynamo Dresden hat wohl auch die letzten Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga zerstört. Eine Etage tiefer werden die Roten Teufel, die seit der Neustrukturierung 1963 immer mindestens zweitklassig spielten, erwartbar der Top-Favorit auf den Aufstieg sein. Dass die Lichter in der Pfalz vollständig erlischen, ist unwahrscheinlich.

 

Kandidat 2: SV Darmstadt 98

Rivalität zu: Waldhof Mannheim

Spannender wird es im Abstiegskampf der zweiten Liga ab Darmstadt 98. Der hat drei Zähler Rückstand auf die Relegation, ist aktuell Vorletzter. Doch das Restprogramm ist zumindest machbar, und es sind drei Spiele vor Schluss noch reichlich Teams in Reichweite. Bisher hat die Mannschaft von Dirk Schuster, übrigens immer noch ein Absteiger aus der Bundesliga, lediglich sieben von 31 Spielen gewonnen. Das ist abstiegsreif – der nächste Negativ-Durchmarsch nach dem des SC Paderborn bahnt sich an. Weil die Lilien aber vor vergleichsweise kurzer Zeit noch dritt- und sogar viertklassig spielten, wird sie diese Extremsituation nicht vor existenzielle Probleme stellen. Der Stadionumbau wird dennoch vorangetrieben und der Betriebsunfall, sofern er denn eintreten sollte, im Bestfall schnell korrigiert.

 

Kandidat 3: 1. FC Saarbrücken

Rivalität zu: 1. FC Kaiserslautern

Schon qualifiziert für die Aufstiegsspiele ist der 1. FC Saarbrücken, der seit 2014 in der Regionalliga Südwest verschwunden war. Seine Bemühungen, in den Profifußball zurückzukehren, sind bemerkenswert – selbst der direkte Kontrahent, der SV Elversberg, wurde vor Saisonbeginn "gerupft". Gleich mehrere Spieler wechselten von der gut bezahlenden SVE zum noch besser bezahlenden FCS, der mit einer verkappten Drittliga-Elf seine Staffel förmlich niederwalzte. Die logische Konsequenz ist die souveräne Qualifikation für die Aufstiegsspiele. Die aber bedeutet noch überhaupt nichts.

Denn das Los bestimmte für die Aufstiegsspiele entweder Bayern-Staffelsieger 1860 München oder aber den KFC Uerdingen respektive Viktoria Köln aus dem Westen. Wer es wird, weiß Saarbrücken erst am Freitagabend, wenn nochmal ausgelost wird. Der West-Sieger wäre wohl noch die einfachere von zwei sehr undankbaren Aufgaben, 1860 ist als stärkste Regionalligamannschaft dieses Jahres zu kategorisieren. Die Rückkehr der Saarländer ist folglich noch längst nicht gewiss – sowohl sportlich als auch aufgrund des Umfelds wäre es schade, wenn es nicht klappt.

 

Kandidat 4: Waldhof Mannheim

Rivalität zu: 1. FC Kaiserslautern, Karlsruher SC

Waldhof, die Dritte! Wenige Spieltage vor dem Ende befindet sich Waldhof Mannheim in guter Position, als Zweiter der Südwest-Staffel nochmals die Aufstiegsspiele bestreiten zu dürfen. Zunächst scheiterte der SVW an Lotte, dann an Meppen – jetzt ginge es entweder gegen 1860 München oder gegen Uerdingen beziehungsweise Köln. Kaum einem anderen Regionalligisten werden derart breite Sympathien entgegenschlagen wie den Waldhöfern, die zweimal als bedröppelte Verlierer aus den Entscheidungspartien vom Platz schlichen.

In der 3. Liga würde wahrscheinlich Erzrivale 1. FC Kaiserslautern dem SV Waldhof begegnen – heiße Derbys vor prickelnder Kulisse wären in den beiden großen Stadien garantiert. Auch der Karlsruher SC, der Mannheim kürzlich im Landespokal eine 0:4-Watschn verpasste, könnte durchaus im kommenden Jahr mit von der Partie sein.

 

Und was macht der Karlsruher SC?

Im absoluten "Idealfall" für den Südwesten gesellt sich nicht nur das beschriebene Quartett hinzu. Der Karlsruher SC, eine weitere feste Größe zwischen Rhein und Mosel, kämpft noch um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Allerdings kann er maximal noch die Relegationsspiele erreichen, dort drohen ihm zumindest nominell starke Gegner wie Fürth, St. Pauli oder Braunschweig. Verliert er das direkte Duell oder wird gar nicht erst Dritter, hat die 3. Liga noch einen Südwest-Vertreter mehr in seinen Reihen. Umgekehrter Fall: Bleibt Kontrahent SV Wehen Wiesbaden in der Spielklasse, sind zumindest nahe Auswärtsfahrten für Lautern und Co. garantiert. In puncto Umfeld, Stimmung und Clubtradition kann der SVWW mit den Genannten dafür nicht mithalten. Rivalitäten gibt es ebenso keine.

   

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