Geisterspiele ja oder nein? So planen die Bundesländer

Wenn Bund und Länder am Donnerstag zu weiteren Beratungen zusammenkommen, soll es auch darum gehen, ob die Stadien bis zum Ende des Jahres leer bleiben. Eine einheitliche Regelung zeichnet sich – anders als von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gefordert – aber nicht ab. liga3-online.de zeigt, wie die Bundesländer planen (Stand: 1. Dezember, 12:30 Uhr).

Geisterspiele in drei Bundesländern (nahezu) fix

Sachsen: Als erstes Bundesland hatte Sachsen bereits Mitte November Geisterspiele beschlossen. Für den FSV Zwickau kommt es am Freitagabend im Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken zur ersten Partie vor leeren Rängen, auch das Nachholspiel gegen den 1. FC Magdeburg am 15. Dezember wird sehr wahrscheinlich als Geisterspiel ausgetragen werden müssen. Man könne davon ausgehen, dass bis Ende des Jahres ohne Zuschauer weitergespielt werde, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer am Dienstag. Mit einer Inzidenz von 1.209 weist Sachsen derzeit den mit Abstand höchsten Wert aller Bundesländer auf.

Bayern: Auch in Bayern wird es bis zum Ende des Jahres Geisterspiele geben. Endgültig beschlossen sind diese zwar noch nicht, allerdings hatte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag bereits angekündigt, die Regelung für den Freistaat umsetzen zu wollen: "Es macht auf absehbare Zeit keinen Sinn, wieder Zuschauer zuzulassen. Die hohe Mobilität bei der An- und Abreise ist aktuell nicht verantwortbar. Der Fußball hat eine große Vorbildfunktion. Wir müssen jetzt überall Kontakte reduzieren." Betroffen sind mit 1860, Würzburg und Türkgücü gleich drei Klubs. Zuletzt war die Kapazität auf 25 Prozent reduziert worden, zudem galt 2G-Plus.

Der CSU-Politiker fordert darüber hinaus, dass es zu einer bundesweit einheitlichen Regelung kommt – wohl auch, damit die bayrischen Klubs keinen Wettbewerbsnachteil haben. Söder zufolge seien sich Bund und Länder bei ihren Beratungen am Dienstag einig gewesen, "dass im Fußball etwas passieren muss. Wenn Weihnachtsmärkte zu sind, ist es nicht stimmig, volle Stadien zu haben": Er warb dafür, bis zum Jahresende ohne Zuschauer auszukommen.

Baden-Württemberg: Ähnlich wie Bayern will Baden-Württemberg ebenfalls noch in dieser Woche ein Verbot von Großveranstaltungen mit Zuschauern beschließen, das dann ab Freitag in Kraft treten soll. "Es ist klar, dass im Profifußball Geisterspiele kommen", hatte Regierungssprecher Arne Braun bereits am Sonntag gesagt. Somit wird Waldhof Mannheim am Montag gegen Wehen Wiesbaden wohl vor leeren Rängen antreten müssen, gleiches gilt für die U23 des SC Freiburg am Sonntag im Duell mit Duisburg. Erst vor einer Woche war die Reduzierung der Kapazität auf 50 Prozent beschlossen worden – unter 2G-Plus Bedingungen.

 

NRW will Kapazität reduzieren

NRW: In NRW sollen Zuschauer in den Stadien vorerst erlaubt bleiben – allerdings mit deutlich reduzierter Kapazität. Im Gespräch ist eine maximale Auslastung von bis zu 33 Prozent. "Wir sind uns einig, dass es solche Bilder wie in Köln nicht mehr geben darf", sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst am Dienstag. Beim Spiel zwischen Köln und Mönchengladbach waren am Samstag 50.000 Fans im Stadion. Einem Bericht des "Kölner-Stadt-Anzeigers" zufolge soll das Kabinett bei seiner heutigen Sitzung beschließen, dass die Auslastung bei Großveranstaltungen maximal ein Drittel der Kapazität betragen darf. Der MSV Duisburg dürfte gegen Verl (11. Dezember) und Osnabrück (19. Dezember) somit vor 10.395 Zuschauern spielen, was für die Zebras auch ausreichend wäre: Der Zuschauerschnitt liegt derzeit bei 7.742 Fans. Auch Köln, Dortmund II und Verl, die dann jeweils maximal 3.300 Besucher begrüßten dürften, würde die Begrenzung nicht härter treffen. Unter welchen Bedingungen (2G oder 2G-Plus) die Fans in die Stadien kommen dürfen, ist noch nicht bekannt.

Niedersachsen: Auch in Niedersachsen bleibt es vorerst bei der vor einer Woche beschlossenen Reduzierung der Kapazität auf 50 Prozent – unter 2G-Bedingungen. Innenminister Boris Pistorius schloss Geisterspiele am Dienstag allerdings nicht explizit aus, hielt aber auch eine Begrenzung der Kapazität auf 25 Prozent für möglich. Sollte es dazu kommen, dürfte Eintracht Braunschweig gegen den 1. FC Kaiserslautern am 18. Dezember nur vor rund 5.800 Fans spielen, während für die Partie gegen Meppen am Samstag nach aktuellem Stand 8.500 Zuschauer zugelassen sind. Der SV Meppen dürfte im Falle einer Reduzierung der Kapazität auf 25 Prozent gegen Berlin (12. Dezember) und Halle (18. Dezember) vor jeweils 3.250 Fans spielen. Beim letzten Heimspiel des VfL Osnabrück in diesem Jahr gegen Havelse (Sonntag) sind 7.989 Zuschauer zugelassen (50 Prozent). Für den TSV Havelse, der ohnehin durchschnittlich nur vor 1.793 Zuschauern spielt, hätte eine Reduzierung der Kapazität in der riesigen HDI-Arena (49.000 Plätze) keine Auswirkungen.

Hessen: Volle Stadien hält Ministerpräsident Volker Bouffier aktuell für nicht vertretbar, sodass Hessen eine Begrenzung der Kapazitäten auf ein Viertel beschlossen hat. Für den SV Wehen Wiesbaden ändert sich dadurch allerdings kaum etwas: Statt wie bisher 4.882 dürfen künftig nur noch 3.823 Fans kommen. Da der Zuschauerschnitt aber ohnehin deutlich darunter liegt (1.276), hat die neue Verordnung keine größeren Auswirkungen auf den SVWW.

Berlin: Ab Montag sollen in der Hauptstadt bis zu einer absoluten Zahl von 5.000 Zuschauern mit voller Kapazität und für den 5.000 Personen überschreitenden Teil mit maximal 50 Prozent der weiteren Kapazität genehmigt werden. Für Viktoria Berlin stellt das aber kein Problem dar: Zum einen sind derzeit ohnehin nur 1.800 Zuschauer im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark zugelassen, zum anderen kamen gegen die Würzburger Kickers vor eineinhalb Wochen nur 846 Fans.

 

Erstmal keine Änderung in drei Ländern

Sachsen-Anhalt: Für den Halleschen FC und den 1. FC Magdeburg deuten sich derzeit keine weiteren Einschränkungen an. Zwar kündigte Ministerpräsident Reiner Haseloff am Dienstagabend an, die für Donnerstag geplanten Beschlüsse der Bund-Länder-Runde weitgehend übernehmen und Großveranstaltungen "auf den Prüfstand stellen" zu wollen, sagte aber auch, dass der Handlungsbedarf bei Großveranstaltungen "hierzulande nicht so stark ist". Das würde eher die "großen Bundesliga-Spiele" betreffen. Somit wird Magdeburg wohl auch weiterhin vor 20.000 Zuschauern (66 Prozent) und Halle vor 12.500 Fans (83 Prozent) spielen dürfen – unter 2G-Bedingungen.

Rheinland-Pfalz: Für den 1. FC Kaiserslautern, der unter 2G zuletzt vor bis zu 25.000 Fans (50 Prozent) spielen durfte, scheint sich vorerst ebenfalls nichts zu ändern – zumindest sieht die neue Corona-Verordnung, die ab Samstag in Kraft tritt, keine weitere Beschränkung der Zuschauerzahl vor. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach aber davon, dass es Bilder voller Stadien einfach nicht mehr geben dürfe und kündigte dazu eine neue zeitnahe Regelung an, "die möglichst bundeseinheitlich sein soll". Für das letzte FCK-Heimspiel in diesem Jahr gegen Köln (Samstag) gilt unterdessen wieder eine Maskenpflicht im ganzen Stadion – auch am eigenen Platz. Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre sind von der 2G-Regel ausgenommen, allerdings benötigen Kinder ab einem Alter von 12 Jahren und 3 Monaten einen negativen Schnelltest/PCR-Test.

Saarland: Ab Donnerstag gelten im Saarland verschärfte Regeln. So dürfen Großveranstaltungen vorerst nur noch unter 2G-Bedingungen durchgeführt werden. Von einer Beschränkung der Kapazität ist in der neuesten Verordnung aber keine Rede, sodass der 1. FC Saarbrücken wohl weiterhin vor einem vollen Ludwigspark (16.000 Fans) spielen darf – zumindest theoretisch. Beim Heimspiel gegen Berlin kamen rund 6.000 Fans, gegen Freiburg II (11. Dezember) und Havelse (18. Dezember) dürfte sich das Interesse in einer ähnlichen Größenordnung bewegen.

 

Zusammenfassung

Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg: Geisterspiele

NRW: Wohl Beschränkung auf maximal 33 Prozent

Niedersachsen: Auslastung bis zu 50 Prozent, möglicherweise aber auch nur 25 Prozent oder Geisterspiele

Hessen: Beschränkung auf 25 Prozent

Berlin: Beschränkung auf 5.000 Fans, darüber hinaus gelten schärfere Regeln

Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Saarland: Vorerst keine weiteren Beschränkungen

   
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