Fünf Fragen: Das erwartet uns am 16. Spieltag
Derbyzeit in der 3. Liga! Ja, auf solche Spieltage freut man sich doch ganz besonders: Wir haben es mit gleich vier Lokalduellen beziehungsweise Ostklassikern zu tun. Eine heiße Kiste – zumindest bei drei dieser Begegnungen: Die brisanteste Begegnung findet sicherlich in Magdeburg statt, wo der FCM auf den Erzrivalen aus Halle trifft – allerdings ohne Zuschauer. Doch auch in Erfurt wird ein Ostduell mit Spannung erwartet: RWE empfängt den zuletzt starken Chemnitzer FC. Das dritte Derby hat es in dieser Form noch nie gegeben – an der Bremer Brücke hat der VfL Osnabrück die nur wenige Kilometer entfernt beheimateten Sportfreunde Lotte zu Gast.
Der 16. Spieltag
Fast unter geht dabei das vierte Lokalduell zwischen Mainz 05 II und dem FSV Frankfurt. Denn weitere interessante Spiele versüßen das Drittliga-Wochenende zusätzlich: Der FSV Zwickau begrüßt Preußen Münster im Sechs-Punkte-Spiel. Der SC Paderborn muss seinen Negativtrend nach dem Trainerwechsel gegen Fortuna Köln stoppen. Und der MSV Duisburg hat nach vier torlosen Spielen seinen Fans eine Begründung abzuliefern, warum die Zebras eigentlich Tabellenführer sind – im Heimspiel gegen den VfR Aalen bietet sich die Gelegenheit dazu. Was für ein Spieltag, was für Geschichten: Selten schürten die Duelle schon im Vorfeld so hohe Erwartungen.
Frage 1: Wie gehen Magdeburg und Halle mit dem Geisterspiel um?
Das Derby in Sachsen-Anhalt polarisiert wie in jedem Jahr. Dieses Mal ist jedoch alles anders. Da das Hüpfen auf den Tribünen für Statikprobleme gesorgt hat, hat sich der 1. FCM auf Empfehlung der Stadt dazu entschieden, die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Traurige Rahmenbedingungen für ein Spiel, das auch tabellarisch Brisanz bietet. Wirklich freuen kann sich unter diesen Umständen auf den Samstag aber niemand. Dennoch hat der HFC eine Rechnung offen, gewann Magdeburg in der letzten Saison doch beide Spiele mit 2:1. Auch weil FCM-Torjäger Christian Beck ausfällt, steigen die Aktien des HFC deutlich.
Frage 2: Trotzt Chemnitz in Erfurt den finanziellen Sorgen?
Und auch ein weiterer Ostverein muss sich vor dem Pflichtspiel am Wochenende mit Sorgen ganz anderer Natur herumschlagen: Der Chemnitzer FC hat sich finanziell offenbar überworfen und ein Loch von über zwei Millionen Euro zu stopfen. Ein für Drittliga-Verhältnisse exklusiver Kader und der bisher eher geringe Zuschauerzuspruch von nur 6.200 Fans sind die Gründe. Klar ist daher: Ohne einen Aufstieg in die 2. Bundesliga müsste Chemnitz seine Erwartungen in naher Zukunft wohl herabschrauben.
Um an der Spitzengruppe dranzubleiben, benötigt es einen Auswärtserfolg bei Rot-Weiß Erfurt. RWE steht seinerseits unter Zugzwang, nach dem 0:4 in Münster richtet sich der Blick in der Tabelle wieder nach unten. Positiv gerät die Rückkehr der zuletzt gesperrten Jannis Nikolaou sowie Christoph Menz. Größere Probleme besitzt die Elf von Stefan Krämer allerdings aktuell im Erspielen von Torchancen – die Hoffnungen ruhen unter anderem auf dem zuletzt präsenten Neuzugang Christopher Bieber. Favorisiert ist im Ostklassiker aber allemal der Chemnitzer FC.
Frage 3: Schießt der MSV Duisburg endlich wieder ein Tor?
Es ist und bleibt für einen Tabellenführer eine verrückte Frage, die dem MSV sogar ein Stück weit peinlich sein dürfte: Wann treffen die Zebras wieder ins gegnerische Tor? Stolze 370 Minuten haben die Meidericher bereits das Toreschießen eingestellt. Dass nun der VfR Aalen am Niederrhein gastiert, dürfte nicht unbedingt für Freudestrahlen in Duisburg sorgen. Denn: Die Schwarz-Weißen haben erst eine von sieben Partien auf fremdem Geläuf verloren und stellen zudem eine der besten Defensivreihen der 3. Liga. Da dies auch auf den MSV Duisburg zutrifft, dürfen sich die Zuschauer wohl eher weniger auf ein Spektakel als vielmehr auf ein Geduldsspiel einstellen. Um den allgemeinen Glauben an die offensive Durchschlagskraft wiederherzustellen, müsste Duisburg aber eigentlich einen überzeugenden Auftritt liefern und seine Anhänger mehr als nur einmal jubeln lassen…
Frage 4: Erfolgt im Raum Osnabrück eine "Wachablösung"?
Die Sportfreunde Lotte erarbeiten sich seit geraumer Zeit mächtig Respekt in Fußballdeutschland. War der Klub noch vor wenigen Monaten kaum jemanden ein echter Begriff, so weiß nun jeder Gegner, was ihn zu erwarten hat. Auch der VfL Osnabrück dürfte vor dem Heimspiel am Samstagnachmittag gewarnt sein. Die keine zehn Kilometer westlich von Osnabrück gelegenen Lotter schicken sich an, eine kleine Wachablösung der Vorherrschaft im Raum Osnabrück vorzunehmen – vorausgesetzt, sollte ihnen tatsächlich der Coup im Auswärtsspiel gelingen. Für Vorfreude ist jedenfalls allein aufgrund des quasi ausverkauften Hauses gesorgt: 16.000 Zuschauer bedeuten Saisonrekord für die Lila-Weißen, 1.200 Gästefans einen Allzeit-Rekord für das beschauliche Dorf vom Autobahnkreuz.
Frage 5: Kann der FSV Zwickau im Sechs-Punkte-Spiel bestehen?
Es geht um unglaublich viel für den FSV Zwickau, wenn dieser am Sonntagnachmittag auf Preußen Münster trifft. Ein Sieg könnte den Weg ins hintere Mittelfeld ebnen, ist zeitgleich aber bitter notwendig. Eine Niederlage wäre fast schon gleichbedeutend mit dem Überwintern in der Abstiegsregion, wahrscheinlich sogar auf einem Abstiegsplatz. Dann würde der SCP, der zuletzt zwei Siege in Serie einfuhr, sich bis auf sechs Zähler von Zwickau distanzieren. Die Favoritenrolle ist in den vergangenen Wochen jedoch still, heimlich und leise nach Westfalen gewandert: Im Gegensatz zum FSV hat sich dort allmählich defensive Stabilität entwickelt, der Siegergeist ist zurückgekehrt. FSV-Coach Torsten Ziegner scheint derweil zunehmend genervt und ist auch im Umfeld der Westsachsen nicht mehr unumstritten. Auch im Hinblick auf eine sich anbahnende Trainerfrage würde ein Heimsieg am Sonntagnachmittag einer wahren Wohltat für die Rot-Weißen gleichkommen.