Heute im Ticker: Erfurt in Bremen – SSV Jahn in Mainz
Nach insgesamt elf Spieltagen erscheint die 3. Liga so verrückt wie selten zuvor. Wir haben es mit dem wohl breitesten Mittelfeld der Drittliga-Geschichte zu tun, denn den dritten und den 16. Platz trennen gerade einmal drei Punkte. Damit ist selbst der SC Paderborn im untersten Tabellenviertel den Aufstiegsrängen deutlich näher als den Abstiegsrängen – was für ein Kuriosum. Dies hat zur Folge, dass der 12. Spieltag aus einer ganzen Menge an Spitzenspielen besteht. Unsere Vorschau.
Prekäre Lage im Keller
Prekär ist die Lage derweil für die vier Teams, die im Tabellenkeller abreißen lassen mussten. Allen voran Preußen Münster steht unter dem neuen Trainer Benno Möhlmann unter Zugzwang, reist aber zum ungeliebten Emporkömmling aus der Region – den Sportfreunden Lotte. Beim FSV Zwickau stand sogar die Einstellung eines Mentaltrainers zur Debatte, gegen den zuletzt bärenstarken FSV Frankfurt muss für den Aufsteiger die Wende zum Guten gelingen. Entspannt hat sich die Lage dagegen vorläufig beim Chemnitzer FC, der aber trotz des 4:1-Erfolges über Mainz 05 II nur bedingt auf die Leistung aufbauen sollte: Restlos überzeugend gerieten die 90 Minuten nicht, und mit dem 1. FC Magdeburg wartet auswärts ein ganz anderes Kaliber.
Frage 1: Verstärkt der FSV Frankfurt die Zwickauer Krise abermals?
Mit acht Punkten aus elf Spielen und dem vorletzten Tabellenplatz ist der FSV Zwickau mittlerweile äußerst unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die Bilanz der letzten Wochen erscheint mehr und mehr erschreckend, auch wenn auswärts beim Halleschen FC (2:3) zuletzt immerhin die Moral stimmte. Doch was nützt die Einstellung angesichts derartiger defensiver Schwächen? Zwei Tore kassierte Zwickau bisher durchschnittlich pro Spiel, die Drittligatauglichkeit der Westsachsen muss daher aktuell in Frage gestellt werden. Ganz anders sieht das neuerdings beim FSV Frankfurt aus, der nach einem miserablen Saisonstart plötzlich die 3. Liga in Grund und Boden spielt – das gibt es wohl auch nur in dieser Spielklasse. 13 Tore erzielte die Elf um Trainer Roland Vrabec in den letzten vier Spielen und holte alle zwölf möglichen Punkte. Das 6:0 gegen Fortuna Köln glich zuletzt bereits einem Klassenunterschied. In dieser Form ist Frankfurt urplötzlich nicht nur Favorit in Zwickau, sondern auch ein Kandidat für deutlich höhere Ziele als bisher vermutet.
Frage 2: Wirkt der Trainereffekt bei Preußen Münster schon auswärts in Lotte?
Ein ziemlich interessantes Duell steht am Samstagnachmittag bei den Sportfreunden Lotte auf der Agenda: Diese begrüßen den westfälischen Rivalen Preußen Münster im eigenen Stadion. Ein Gegner, der anzieht und den bisherigen Zuschauerhöchstwert von 1.990 (Sonnenhof Großaspach) am Autobahnkreuz deutlich überbieten dürfte. Während Lotte die Partie gerne als Derby bezeichnet, ist es für Preußen Münster nicht mehr als ein Duell, in dem der Traditionsverein nicht selten eine schlechte Figur machte. Unter dem neuen Trainer Benno Möhlmann soll nun alles anders werden: Der 62-jährige ehemalige Bundesliga-Trainer absolvierte mit seiner Elf in dieser Woche die ersten Einheiten und schielt auf die drei Punkte, die der SCP aufgrund der tabellarischen Situation bitter nötig hat. In den vergangenen Jahren biss sich Münster im Landespokal noch regelmäßig die Zähne an Lotte aus – gelingt am Samstag die Wende?
Frage 3: Startet der Chemnitzer FC in Magdeburg eine kleine Serie?
Auf und ab ging es für den Chemnitzer FC im bisherigen Saisonverlauf. Nach dem 4:1-Heimsieg über den FSV Mainz 05 II müssen die Himmelblauen zumindest nicht mehr in Richtung der Abstiegsplätze schauen – Nachlegen ist aber erwünscht. Dabei täuscht das 4:1 sogar ein Stück weit über den realen Spielverlauf hinweg, der längst nicht so eindeutig war. Chemnitz besorgte die Tore zur richtigen Zeit, ohne dabei wirklich zu glänzen. In Magdeburg kann eine derartige Leistung schnell auch in einer knappen Niederlage münden. Beim FCM ist die Trauer um Fan Hannes gut eine Woche nach seinem Tod noch längst nicht abgehakt, zumindest die Spieler müssen den Fokus nun zwangsläufig aber wieder vollkommen auf den Sport richten. Auch der 1. FC Magdeburg stellt eines der zahlreichen Verfolgerteams dar, das sich an diesem 12. Spieltag mit einem Erfolg unbedingt weiter nach oben schieben möchte. Vieles hängt dabei vom Duell der Torjäger ab: Christian Beck trifft auf Anton Fink. Sie allein können am Samstag über Glück und Pech ihrer Mannschaft entscheiden.
Frage 4: Setzen sich die Minimalisten vom MSV Duisburg weiter ab?
Sieben Siege, nur eine Niederlage und trotzdem „nur“ 14 erzielte Treffer – der MSV Duisburg gibt sich an der Tabellenspitze derzeit ziemlich minimalistisch. Aber: Es reicht, um sich von der uneinigen Konkurrenz ab Platz 3 abwärts abzusetzen. Sechs Punkte beträgt das Polster bereits und nicht wenig deutet darauf hin, dass Duisburg den Fahrstuhl zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga in dieser Saison wieder einmal nach oben hin betätigen will. Mit Hansa Rostock wartet am Samstag allerdings ein ordentlicher Prüfstein: Nach drei Siegen in Folge kassierte die Kogge gegen den VfL Osnabrück zwar zuletzt eine Niederlage, das Spiel aber geriet eng und umkämpft. Nicht unwahrscheinlich, dass sich die Zebras auf ein ordentliches Geduldsspiel einstellen müssen…
Frage 5: Holstein Kiel in Wiesbaden: Wer springt in die Spitzengruppe?
Zwei Verfolger geben sich abschließend in Hessen die Ehre: Der SV Wehen Wiesbaden und Holstein Kiel kämpfen um die besten Karten im Verfolgerduell. Wiesbaden dürfte sich dabei noch über einen eher unnötigen Punktverlust in Münster am letzten Wochenende ärgern, in dem spät der 2:2-Ausgleich fiel. Holstein Kiel fuhr dagegen einen verdienten 3:1-Sieg über Werder Bremen II ein. Beide Teams wollen nun, mit bisher 17 Punkten ausgestattet, den Sprung in die Spitzengruppe vollziehen. Nur der Sieger am Samstag besitzt tatsächlich die Möglichkeit, je nach Ergebnissen der Konkurrenz bis auf den zweiten Platz zu stürmen. Interessant gerät das Wiedersehen von SVWW-Stürmer Manuel Schäffler mit seinem Ex-Klub – er stürmt aller Voraussicht nach sogar von Beginn an, weil Luca Schnellbacher bei den Gastgebern vom Wochenende einige Wochen verletzungsbedingt pausieren muss.