Fragen und Antworten zum Pyro-Eklat in Rostock

Die Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC haben für große Aufregung gesorgt. Warum griff die Polizei nicht ein? Wie kam die geklaute Hertha-Zaunfahne ins Stadion? Und welche Strafe droht dem F.C. Hansa? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

[box type="info" size="large"]Wie kam die geklaute Zaunfahne ins Stadion?[/box]

Warum wurde die Partie nicht abgebrochen?

In der "Bild" erklärt Schiedsrichter Robert Hartmann: "Nachdem die Polizei gesagt hat, dass sie davon ausgeht, dass sich die Lage beruhigt, haben wir uns dazu entschieden, das Spiel fortzusetzen." Wäre es danach zu erneuten Ausschreitungen gekommen, "hätten wir uns wieder in der Kabine getroffen und die Lage erneut erörtert", so Hartmann. Nach der rund 16-minütigen Unterbrechung wurden im Hertha-Block zwar weitere Feuerwerkskörper sowie Böller gezündet, eine erneute Unterbrechung gab es aber nicht. So konnte die Partie regulär zu Ende gebracht werden.

Warum griff die Polizei während den Ausschreitungen nicht ein?

Wie eine Polizeisprecherin gegenüber der "dpa" sagte, sei die Tür zum Pufferblock von innen verriegelt worden. "Wir sind da nicht reingekommen, es ist ganz einfach so." Später sei die Tür gewaltsam geöffnet worden. Ob die Polizei den Block gestürmt hätte, wenn die Tür nicht verriegelt gewesen wäre, ist aber offen: "Ein Eingriff auf einer vollen Tribüne, auf der auch Unbeteiligte sind, ist immer das letzte Mittel", so die Sprecherin.

Auch Hansa-Vorstandsvorsitzender Robert Marien sagte im NDR-Interview: "Bei einem Polizeieinsatz im Block hätten Unbeteiligte verletzt werden können – das galt es zu verhindern."

Wie kam die Hertha-Zaunfahne ins Stadion?

Das ist noch offen. Polizeichef Michael Ebert vermutet aber, dass das Banner in der Halbzeitpause aus einem verschlossenen Raum unterhalb der Südtribüne auf die Ränge gebracht wurde. Zeitgleich soll es vor dem Stadion ein Ablenkungsmanöver gegeben haben.

Wie die Zaunfahne "trotz der massiven und umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen" (O-Ton Hansa) ins Stadion gelangen konnte, will der Verein nun klären. Der Hintergrund: Bereits seit Samstagabend war das gesamte Stadiongelände durch Ordnungskräfte abgesichert worden. Direkt am Spieltag wurde die gesamte Anlage mit Spürhunden und durch Ordnungs- und auch Polizeikräfte nochmals komplett durchsucht – die Zaunfahne wurde dabei nicht gefunden.

Ebert vermutet daher, "dass das Banner über vereinseigene Strukturen und mit Wissen von Vereinsoffiziellen ins Stadion gelangen konnte." Ein schwerer Vorwurf, den Robert Marien prompt zurückwies: "Schuldzuweisungen und pauschale Verurteilungen von Vereinsmitarbeitern und Vereinsoffiziellen unmittelbar in der Nacht der Ereignisse, sind sicherlich in keiner Weise hilfreich, dienlich und gerechtfertigt." Dennoch musste Marien auch einräumen, im Vorfeld vom Gerücht, dass die Hansa-Fans eine geklaute Fahne präsentieren wollten, gewusst zu haben.

[box type="info" size="large"]Welche Strafe droht dem F.C. Hansa?[/box]

Waren die Einlasskontrollen nicht streng genug?

Das sagt zumindest Polizeichef Michael Ebert im NDR-Interview: "Wir haben dem Verein vorgeschlagen, massiv in den Einlassbereichen und auf der Südtribüne präsent zu sein. Das hat der Verein jedoch abgelehnt. Daher waren wir in diesem Bereich nicht so präsent, wie wir hätten sein können." Wie Marien sagte, sollten dadurch Provokationen und Eskalationen vermieden werden.

Welche Strafe droht dem F.C. Hansa?

Die Kogge muss mit einer empfindlichen Strafe rechnen – mal wieder. Erst am vergangenen Mittwoch belegte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den F.C. Hansa nach diversen Vorfällen in der Rückrunde der vergangenen Saison mit einem Gästefan-Verbot bei den Spielen in Magdeburg und Jena – zwei weitere Partien wurden zur Bewährung ausgesetzt. Diese dürfte nun bereits verwirkt sein, sodass Hansa Rostock sehr wahrscheinlich bei zwei weiteren Auswärtsspielen ohne die Unterstützung seiner Fans auskommen muss. Darüber hinaus droht der Kogge eine Geldstrafe.

Neben Hansa muss aber auch Hertha BSC mit einer drastischen Strafe rechnen. Ein Pokal-Ausschluss scheint unterdessen aber nicht zur Debatte zu stehen – weder für Hertha noch für Hansa.

Welche Konsequenzen zieht Hansa Rostock aus den Vorkommnissen?

Das ist noch offen. In einer Mitteilung heißt es dazu lediglich: "Der Verein wird der Schwere der Verfehlungen angemessene Konsequenzen ziehen und entsprechende Sanktionen folgen lassen." Denkbar ist, dass die Südtribüne für mindestens ein Spiel geschlossen wird – so praktizierte es der F.C. Hansa auch nach den Ausschreitungen beim Spiel gegen den 1. FC Magdeburg im September 2015. Auch im Mai 2014 wurde die Tribüne nach Ausschreitungen beim Heimspiel gegen RB Leipzig für eine Partie geschlossen.

Was sagt Hertha BSC zu den Vorfällen?

Der Bundesligist hat sich in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort gemeldet und die Vorfälle "aufs Schärfste" verurteilt. "Der Auftritt Einiger im Fanblock von Hertha BSC entspricht in keiner Weise unserem Wertesystem", heißt es. Der Verein will die Geschehnisse von Rostock "mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln aufarbeiten". Zudem kündigte Hertha an, gemeinsam mit den Behörden alle Möglichkeiten zu nutzen, um "die Ermittlung der Einzeltäter zu forcieren." Das Hoffen auf einen Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fanszene sei unterdessen vergeblich, so der Bundesligist. "Auf der anderen Seite ist das alleinige Aussprechen von Kollektivstrafen sicherlich kein Allheilmittel."

[box type="info" size="large"]Wie äußert sich der DFB?[/box]

Was sagt der DFB?

Unabhängig von den Vorfällen beim Pokalspiel in Rostock hat sich DFB-Präsident Reinhard Grindel am Mittwoch zu Wort gemeldet. In einer Stellungnahme wirbt er für einen gemeinsamen Dialog zwischen allen Parteien und erklärt: "Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist. Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder "Geisterspielen". Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibt davon unberührt."

Wie geht es jetzt weiter?

Am Dienstag hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine eingeleitet und sie zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert. In Kürze wird das DFB-Sportgericht dann ein Urteil fällen. Unterdessen arbeiten beide Vereine an einer schnellen Aufklärung der Vorfälle, die entsprechende Sanktionen nach sich ziehen werden.

Die Vorfälle im Video:

   
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