FCM weiter tief im Keller: Ist der Ernst der Lage klar?

Und täglich grüßt das Murmeltier: Der 1. FC Magdeburg bleibt auch nach dem Nachholspiel vom Dienstagabend ganz tief im Tabellenkeller der 3. Liga. Das 1:2 gegen Saarbrücken taugte sicherlich nicht für eine Generalabrechnung, es gab auch positive Elemente. Trainer Thomas Hoßmang übt sich in Zweckoptimismus. Doch ist den Verantwortlichen der Ernst der Lage bewusst? Ein Kommentar.

"So schaffen wir den Klassenerhalt"

Am Ende blieb nur jenes Gefühl, das der 1. FC Magdeburg in dieser Saison so gut kennt: Ein Mix aus Frust, Enttäuschung, ein bisschen Trotz – Aufgeben ist ja keine Option, nicht nach fünf, zehn oder nun 17 Spieltagen. Doch reicht das Positive, das der FCM aus der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Aufsteiger Saarbrücken ziehen konnte, um an der trübseligen Grundstimmung rund um den Heinz-Krügel-Platz etwas zu ändern? Wohl kaum. Der stolze Drittliga-Gigant von der Elbe droht abzusteigen, und ein klares Bewerbungsschreiben für deutlich bessere Tabellenplätze mag doch anders aussehen als das, was die Mannschaft um Trainer Thomas Hoßmang da am Dienstagabend auf den Platz brachte.

"Wenn wir weiterhin so auftreten, werden wir den Klassenerhalt schaffen", sagte Hoßmang nach der achten Saisonniederlage und sprach im Hinblick von der Intensität gar vom "besten Saisonspiel". Bei den angesäuerten FCM-Fans, von denen sich viele schon vor Wochen gegen Hoßmang positioniert hatten, gab es zum Spiel indes durchaus andere Meinungen. Aber fangen wir mit dem Guten an: Ja, es gab Verbesserungen – insbesondere in der ersten Halbzeit. Magdeburg spielte gewiss einen besseren Stiefel als zuletzt, steckte den frühen Rückstand nach einem strittigen Elfmeter weg und erarbeitete sich die eine oder andere Großchance auf sehenswertem Wege. Nachdem es in den vergangenen Monaten oft schon auf dem Weg zum gegnerischen Tor an etlichen Stellen bitter haperte, präsentierte Magdeburg nun aber den zweiten Grund für die nach wie vor schwächste Offensivleistung aller Drittligisten: Chancen, von deren Güteklasse Saarbrücken üblicherweise wenige zulässt, vergab der Fußballclub zu leichtfertig.

Die Neuen machen (ein bisschen) Mut

Immerhin zeigte sich Magdeburg handlungsschneller als früher, war mutiger und kreativer: Es war Tempo im Spiel und dieses instinktive Gefühl, dass ein Tor in der Luft liegen kann, mochte manchen Fan der Blau-Weißen nach längerer Zeit wieder umgeben haben. Letztlich war es "nur" ein Elfmeter, über den der FCM mit dem Pausenpfiff zum Erfolg kam. Dass ihn in Saliou Sané ein kürzlich verpflichteter Neuzugang trat, spricht für ihn und sein Selbstvertrauen, auch wenn Sané – nominiert anstelle von Christian Beck – ansonsten nur eine Durchschnittsleistung ablieferte. Auch Nico Granatowski, der es ebenfalls sofort zum Startelf-Debüt brachte und rechts hinter Stürmer Sané agierte, tat dem Spiel aus Magdeburger Sicht gut, aber er ließ die wohl beste Ausgleichschance kurz vor Schluss liegen. Dabei bräuchte der Club so dringend Kaltschnäuzigkeit…

Zur ganzen Wahrheit zählt: Der zweite Wirkungstreffer der Gäste aus Saarbrücken, die selbst mit zwei sieglosen Monaten als schwerer Last auf den Schultern angereist waren, saß viel tiefer. Auch in der zweiten Halbzeit, als die Hoßmang-Elf einen Eckball nicht verteidigen konnte, lief der 1. FC Magdeburg schnell einem Rückstand hinterher. Man verschlafe den Start beider Spielhälften, das habe er seiner Mannschaft vorzuwerfen, sagte Hoßmang nach Spielende. Eine Erklärung dafür konnte er zunächst nicht liefern. Diesmal hatte es Saarbrücken leichter, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Nein, es war über 90 Minuten kein unterirdischer Auftritt von Magdeburg, für viele im Saarbrücker Lager mochte dieser Auswärtserfolg auch als schmeichelhaft durchgehen. Aber wohin führt die Entwicklung, wenn selbst diese Partien gegen mäßige Gegner nicht mit Punkten enden? Die Antwort darauf mögen sich die Elbestädter wohl schon denken.

FCM muss Punkteschnitt deutlich steigern

Der Druck auf Hoßmang bleibt damit hoch. Drei Neuzugänge hat er bereits bekommen, und dass sich in Baris Atik einer bereits wieder verletzt hat, mag ins Gesamtbild dieser trüben Spielzeit passen. Doch jetzt sind Ergebnisse Pflicht für den Tabellenvorletzten, der bei seinem Punkteschnitt von bislang 0,88 Zählern pro Spiel klaren Steigerungsbedarf hat: 30 Punkte müssen in den verbleibenden 21 Partien dazukommen, um die 45er-Marke zu erreichen. Entsprechend muss der FCM seinen Punkteschnitt auf 1,43 steigern. Und ob 45 Zähler am Ende reichen, ist noch nicht gesagt – in der Saison 2018/19 stieg Energie Cottbus mit eben dieser Ausbeute ab.

Bislang regiert an der Elbe nach außen hin eine Seelenruhe, womöglich auch begründet in der jüngeren Vergangenheit, in der die Verantwortlichen manchem Trainer deutlich zu früh das Vertrauen entzogen hatten. Doch hat der 1. FC Magdeburg von jedem einzelnen Spieler bis zum Funktionär begriffen, in welcher Lage er sich befindet? Mit dem Auswärtsspiel-Dreierpack in Unterhaching, dem Kellergipfel in Duisburg sowie dem (einstigen) Derby in Halle steht die nächste richtungsweisende Woche schon vor der Tür – dann müssen aus den guten Ansätzen dringend Punkte werden.

   
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