FCM-Planungen abgeschlossen – Ist das ein Aufstiegsteam?
Mit der Verpflichtung von Steffen Schäfer hat der 1. FC Magdeburg seine Kaderplanungen für die kommende Spielzeit vorerst beendet. Während sich der FCM selbst wie gewohnt in Bescheidenheit übt und die Erwartungshaltung nicht hoch hängt, sehen viele Experten den Fußballclub im Favoritenkreis. Doch ist das wirklich so?
Reicht das für Euphorie?
Mit 24 Spielern, darunter drei Torhütern, möchte der 1. FC Magdeburg also in die kommende Spielzeit gehen. Nachdem der 23-jährige Steffen Schäfer einen Zweijahresvertrag unterzeichnet hat, erklärte der FCM den Kader grundsätzlich für komplett – natürlich halten die Elbstädter wie jeder andere Drittligist die Augen weiterhin offen und hoffen auf interessante Personalien, etwa aus der 2. Bundesliga. Schäfer absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 29 Partien für den Absteiger und Tabellenletzten FSV Frankfurt. Klar: Sich aus einem Trümmerhaufen wie dem FSV in der Rückrunde hervorzuheben, fällt nicht leicht. Ist aber ein Schäfer das Kaliber, das den Fußballclub eine ähnliche Rolle wie im vergangenen Jahr spielen lassen kann? Nicht wenige Anhänger sehen einerseits positionsbezogen keine Notwendigkeit für einen zusätzlichen Innenverteidiger. Andere kritisieren, dass angesichts dieses Namens auch Namensvetter und Magdeburger Aufstiegsheld Steffen Puttkammer hätte gehalten werden können. Wirkliche Euphorie löst dieser Name jedenfalls nicht aus.
Magdeburg muss sich größer machen
Überhaupt tut Magdeburg aktuell zu wenig, um die Ziele für die kommende Spielzeit attraktiv zu verkaufen. Absehbar ist: Das bloße bescheidene Mitschwimmen in der Spielklasse wird auf Dauer nicht mehr akzeptiert werden, denn dafür ist der Verein und sein Umfeld – ob Stadion, Fans oder die daraus generiert Strahlkraft – schlichtweg zu groß, zu imposant. Der FCM gehört langfristig nicht in die 3. Liga, sondern in eine Spielklasse mit den großen Ostvereinen Dynamo Dresden oder Union Berlin. Die Marschroute für die Saison 2017/18 kann nach zwei Platzierungen im oberen Tabellendrittel nur das Spielen um die 2. Bundesliga sein. Großaspach und Lotte müssen von der Landkarte der Elbstädter verschwinden, Kaiserslautern und Düsseldorf hinzugefügt werden.
Der FCM und das berühmte Kollektiv
Doch es fehlt etwas. Sind es die herausragenden Spieler? Eine schwere Frage, denn Magdeburg manifestiert sich nun einmal immer noch über das im Drittliga-Aufstieg gewachsene Kollektiv und weniger über Einzelkönner – man blicke nur auf die Personalie Manuel Farrona Pulido zurück, der mit seinen Ansprüchen nicht mehr vollends in die FCM-Einheit passte. Es bleibt allerdings ein frommer Gedanke, dass dieses Kollektiv langfristig für höhere Ziele geschaffen ist: Würzburg stieg ohne herausragende individuelle Klasse zuletzt direkt wieder ab, Erzgebirge Aue rettete sich dank eines Trainer-Glücksgriffes gerade so. Nur Dynamo Dresden ist nachhaltig in der 2. Bundesliga angekommen, weil es in Qualität investierte. Und sich dies auszahlte.
Hat sich der Kader nominell verbessert?
Am Heinz-Krügel-Platz gibt man keine genauen Zahlen über den Personaletat preis. Wer jedoch 325.000 Besucher im Jahr verzeichnet und damit einen mittleren Millionenbetrag allein aus Zuschauererlösen generiert, der sollte trotz sechsstelliger Stadionmiete den ein oder anderen Taler mehr reinvestieren. Es stellt sich das Gefühl ein, dass Magdeburg in dieser Spielzeit wieder einmal verpasst hat, ins kalkulierte Risiko zu gehen. Björn Rother, Florian Pick, Felix Lohkemper – das sind nicht mehr als Perspektivspieler mit interessanter, aber jeweils nicht überragender Vita. Dazu ersetzt Dennis Erdmann im defensiven Mittelfeld Jan Löhmannsröben, Philip Türpitz auf Rechtsaußen Manuel Farrona Pulido. Eine qualitative Verbesserung zu ihren Vorgängern müssen die Neuen erst noch nachweisen, sie bringen jeweils ähnliche Attribute mit. Immerhin ist Königstransfer Andreas Ludwig hervorzuheben. Er kommt allerdings ohne große Spielpraxis und unterzeichnete lediglich einen Einjahresvertrag – das könnte ein kurzes Vergnügen werden.
Der Trend geht zur Verjüngung, Magdeburg schwimmt mit
Das Beispiel des 1. FC Magdeburg mag zeigen, wie schwer es für Drittligisten geworden ist, nominelle Verstärkungen an Bord zu ziehen. Der Trend geht klar zur weiteren Verjüngung, etablierte Stammspieler suchen im Falle des Vertragsablaufs oft den Weg in die 2. Bundesliga. Magdeburg bewegt sich anhand der bisher getätigten Transfers auf einem Niveau mit Chemnitz, Paderborn oder dem VfR Aalen – und damit weit entfernt vom Karlsruher SC oder auch den Würzburger Kickers, die sich teils reihenweise mit Schlüsselspielern anderer Vereine eindeckten. Dieser Transfer fehlt dem Fußballclub, um ihn im Voraus zu einem Kandidaten für die obersten Plätze zu machen. Allein bei Magdeburg verbleibt jedoch aufgrund der finanziellen Sicherheit das Gefühl, das in diesem Sommer ein wenig mehr Risiko in der Kaderplanung möglich gewesen wäre. Schon ein erfahrener wie hochklassiger zweiter Stürmer neben Christian Beck würde die Elf von Trainer Jens Härtel so variabel wie schwer ausrechenbar machen – und den Drittliga-Defensiven doppelt das Fürchten lehren.