Erste Runde im DFB-Pokal: Das erwartet uns

Der Saisonauftakt ist gerade einmal 13 Tage her, da heißt es für jedes zweite Team bereits zum ersten Mal: Füße hoch, Wochenende! Nun gut, Faulenzen wird für die meisten Mannschaften wohl nicht drin sein. Doch lediglich zehn unserer 20 Drittliga-Vertreter versuchen ab dem kommenden Samstag, die Fahnen für Liga 3 im höchsten deutschen Vereinsfußball-Pokal möglichst lange aufrecht zu halten. Wer tritt gegen wen an, wer hat die besten und wer die geringsten Chancen auf den unverhofften Geldsegen in Runde 2? liga3-online.de analysiert die Paarungen der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde.

Kann dies der schwarze Peter des Lostopfes genannt werden? Mit dem VfL Wolfsburg reist der amtierende Sieger ins Schwabenland, und doch freuten sich viele Anhänger der Stuttgarter Kickers eher leise. Die Chancen auf ein Weiterkommen? Gering. Die zu erwartende Anzahl an stimmgewaltigen Gäste-Anhängern? Ebenfalls gering. Mit einer gehörigen Portion Motivation dürfte zumindest Kickers-Keeper Carl Klaus ausgestattet sein, der überraschend sowohl Rouven Sattelmaier als auch Korbinian Müller zum Saisonbeginn distanzierte: Er wechselte erst im Sommer aus der VW-Stadt in Richtung seines Geburtsortes Stuttgart, setzte sich dort auf Anhieb durch. Ihm dürften am Samstag einige Auszeichnungsmöglichkeiten gewiss sein.

An Euphorie mangelt es den Würzburger Kickers wahrlich nicht. Sowohl gegen den SV Wehen Wiesbaden als auch gegen Dynamo Dresden zogen sich die Bayern für einen Aufsteiger auffällig gut aus der Affäre, schnupperten gegen die Sachsen trotz langer Unterzahlsituation kurzzeitig sogar am Sieg. An der Weser werden die Anhänger des SV Werder Bremen dies sehr wohl wahrgenommen haben, denn die Grünen haben in der Vergangenheit teils äußerst schlechte Erfahrungen mit Drittligisten gemacht. Der 1. FC Saarbrücken, Preußen Münster, 1. FC Heidenheim – in den letzten Jahren hagelte es bittere Erstrundenpleiten für das Team von Viktor Skripnik. Und wieso sollte dieser Pokalcoup nicht auch einer eingespielten Würzburger Mannschaft um Bernd Hollerbach gelingen?

Einen Zweitligisten aus dem Lostopf zu ziehen, ist Chance wie Risiko zugleich. Zweifellos ist eine Chance auf das Weiterkommen gegeben, doch das Bundesliga-Unterhaus befindet sich ebenfalls im Spielrhythmus, ist daher konditionell und taktisch nicht benachteiligt. Was bedeutet dies für den Halleschen FC im Vergleich mit Eintracht Braunschweig? Zuerst müssen die zwei unglücklichen Auftaktniederlagen verdrängt werden, ehe der Blick ohne Last auf den Schultern nach vorne gerichtet werden kann. Auch Kontrahent Eintracht Braunschweig, der den recht kurzen Weg nach Halle mit zahlreichen Anhängern im Rücken auf sich nimmt, ist mit nur einem Punkt in die Saison gestartet, zeigte als Gast beim 1. FC Kaiserslautern zuletzt aber einen unverkennbaren Aufwärtstrend. Speziell das Spiel nach vorne ist bei Torsten Lieberknecht und Co. jedoch noch eine echte Baustelle.

Gegen Greuther Fürth im Pokal? Das dürfte ein ganz neues Gefühl für viele Veilchen-Fans sein. Über einige Jahre hinweg duellierten sich die Sachsen und die Nordbayern in der zweiten Liga, aus der der FC Erzgebirge aber im Mai dieses Jahres abstieg. Auch hier gilt: Chancenlos ist die Elf von Pavel Dotchev nicht, die in den ersten 180 Minuten der neuen Spielzeit noch keinen Treffer zu erzielen wusste. Gegen die Kleeblätter, die unter der Leitung von Stefan Ruthenbeck beachtlich in die Saison starteten und jüngst bei RB Leipzig nur haarscharf am Sieg vorbeischrammten, darf sich jedoch niemand einen Fehler erlauben, wie die Leipziger Spieler wohl gerne bestätigen. Mit Blick auf das sparsam gefüllte Konto der Veilchen würde ein Weiterkommen den Lila-Weißen ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Ein Abendspiel unter Flutlicht erhält indes Holstein Kiel um Trainer Karsten Neitzel. Ein gutes oder schlechtes Vorzeichen? Auf die letzte Paarung zu dieser Anstoßzeit blicken die Störche jedenfalls ungerne zurück – im Süden der Republik unterlag Holstein 1860 München im Relegationskrimi mit 1:2. Kaum zu glauben, aber wahr: Zwei Tore gaben im letzten Mai den Ausschlag über den Verbleib der beiden Kontrahenten, die genauso als Zweitligisten hätten aufeinandertreffen können. So trennt Stuttgart und Kiel weiterhin nicht nur geografisch, sondern auch tabellarisch ein ganzes Stück. Zugute gehalten kann den Kielern jedoch: Auch der VfB baut zuweilen gerne unterklassige Teams auf, unterlag im letzten Jahr beispielsweise dem VfL Bochum mit 0:2.

Der Traum der großen Pokaleinnahmen wird voraussichtlich auch beim Chemnitzer FC schnell platzen. Losfee Andrea Petkovic teilte den Himmelblauen Borussia Dortmund zu. Ganz großes Tennis, werden sich da einige gedacht haben. Schlussendlich überwiegt in Sachsen jedoch die Freude: Nicht alle Tage gastiert der zuschauerstärkste Verein der Bundesrepublik zu einem Pflichtspiel im fast runderneuerten Stadion an der Gellertstraße. Erwarten sollten die Anhänger von ihren CFC-Idolen jedoch nicht zu viel: Selbst in Topform dürfte der Europa League-Teilnehmer und Deutsche Meister von 2011 und 2012 nur wenige Probleme mit den Chemnitzern haben, die im Vorjahr in einer vollkommen verrückten Partie noch den FSV Mainz aus dem Pokal gekegelt hatten.

Rostock gegen Lautern – das klingt doch nach Tradition pur! Einen echten Leckerbissen für Freunde von einer geballten Ladung Stimmung und dem klassischen Fußball verspricht zumindest auf dem Papier diese Paarung an der Ostsee. Kaiserslautern reist mit Wut im Bauch Richtung Nordosten, zu gerne hätten die Roten Teufel den fulminanten Auftaktsieg beim MSV Duisburg im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig veredelt. Ein mageres 0:0 sprang lediglich heraus. Die Hansa-Kogge um Karsten Baumann ist noch sieglos, präsentierte sich in Chemnitz aber stark verbessert. Hier ist das Potenzial für eine kleine Pokal-Überraschung in jedem Fall gegeben!

Nicht grenzenlos spektakulär, aber machbar! So lautete der optimistische Tenor bei Energie Cottbus, nachdem bekannt wurde, dass der FSV Mainz 05 in diesem Jahr im Stadion der Freundschaft gastieren wird. In der Tat hat sich Mainz schon im letzten Jahr gegen Chemnitz ordentlich blamiert, während in Cottbus nach zwei Auftaktsiegen viele Rot-Weiße stolz im Energie-Trikot durch die Stadt spazieren. Energie Cottbus ist wieder wer, zumindest kurzzeitig. Nehmen Stefan Krämer und Co. die Euphorie mit und behält Patrick Breitkreuz seinen Lauf bei, ist auch in der Lausitz die Sensation nicht auszuschließen. Spätestens mit dem Erreichen der zweiten Hauptrunde sollten dann auch die Mittel für einen echten Stürmer vorhanden sein – ein weiterer Grund, alles zu geben.

Aalen gegen Nürnberg – was vor gut zwei Monaten noch ein Zweitliga-Duell darstellte, ist heute aus Aalener Sicht bittere Pokal-Realität. Nichts ist es mehr mit der lukrativen zweiten Liga, und auch eine Klasse tiefer ist der Start etwas holprig verlaufen. Wie geht Peter Vollmann aber nun die Aufgabe Nürnberg an? Diese haben immerhin acht Gegentreffer in den ersten beiden Spielen kassiert und offenbaren immer wieder teils eklatante Schwächen in der Defensive. Ist dies die Chance für den Verein von der Ostalb? Gleichzeitig muss natürlich besondere Vorsicht vor dem exzellent bestückten Angriff des Clubs herrschen, der in den ersten Spielen selbst schon sechs Mal einnetzte – sechs Mal so oft wie der VfR Aalen.

Ebenfalls am Montagabend beschließt neben dem VfR Aalen auch der VfL Osnabrück die erste Hauptrunde des DFB-Pokals aus Drittliga-Sicht. Das Los ist, objektiv gesehen, reizvoll und schwer zugleich. Reizvoll allein durch die Tatsache, dass RasenBallsport Leipzig zu Gast an der Bremer Brücke ist – ein in Fußballerkreisen kontrovers diskutierter Verein. Schwer, weil sich Leipzig durch entsprechende finanzielle Mittel mit einer Summe von über 17 Mio. Euro verstärkt haben. Geld, welches bei den Lila-Weißen sämtliche angehäuften Schulden von einer auf die andere Sekunde verschwinden lassen könnte. So benötigt der VfL weiterhin jeden Cent für den Spielbetrieb – und würde daher Runde 2 mit Kusshand nehmen. Hoffnung macht der letzte Vergleich, damals noch zu Drittligazeiten: Dort wurde RB Leipzig freitagsabends in einer mitreißenden Partie nach Führung noch mit einer 2:3-Niederlage nach Hause geschickt.

 

   

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