Dotchev legt in Aue los: "Haben nur noch Endspiele"

Gerade mal ein halbes Jahr nach seinem Aus ist Pavel Dotchev zurück bei Erzgebirge Aue und startet nun in seine dritte Amtszeit als Trainer der Veilchen. Das Ziel ist klar: es geht einzig um den Klassenerhalt. Diesbezüglich rief der 57-Jährige am Montag im Rahmen seiner offiziellen Vorstellung Endspiele bis zum Saisonende aus – und erklärte, warum er zurückgekehrt ist.

Rückkehr aus Überzeugung

Überraschend, skurril und ungewöhnlich: So lässt sich die Rückkehr von Pavel Dotchev ins Erzgebirge wohl am besten zusammenfassen. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Trainer zu einem Verein zurückkehrt, wo er noch unter Vertrag steht und mit dem er sich eigentlich in einem juristischen Streit befindet. Für den 19. Januar war diesbezüglich bereits ein Termin vor dem Arbeitsgericht anberaumt worden, dieser ist nun hinfällig geworden.

Dass er zum dritten Mal Trainer in Aue wird, hängt auch damit zusammen, dass der alte Vorstand um Helge Leonhardt nicht mehr im Amt ist. Andernfalls wäre Dotchev nicht zurückgekommen, wie er am Montag bestätigte: "Ja, das kann man so sagen." Auch Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich ließ durchblicken: "Die Aufarbeitung von dem, was geschehen ist, war Teil der Lösung, um jetzt hier oben zu sitzen." Gleichzeitig stellte der Deutsch-Bulgare klar: "Ich habe nie etwas gegen den Verein gehabt. Als ich 2017 auf ein Zweitliga-Gehalt verzichtet habe, hat keiner gefragt, warum ich das gemacht habe." Nämlich aus Überzeugung. So ist es auch jetzt: "Ich bin nicht zurückgekommen, weil ich einen laufenden Vertrag habe, sondern weil ich überzeugt bin, dass ich das richtige mache." Er sei "sehr glücklich", wieder in Aue zu sein und habe auch nicht lange überlegen müssen. Zumal der Glaube an die Mannschaft und den Klassenerhalt da sei: "Sonst würde ich das nicht machen."

Aue-Niedergang "hat wehgetan"

Nach 17 Spieltagen belegt Aue mit nur 14 Punkten den drittletzten Rang. "Mit ansehen zu müssen, wie der Verein mit Pauken und Trompeten untergeht, hat wehgetan", offenbarte der Fußballlehrer. "Schließlich ist es mein Verein." Und diesem will Dotchev mit seinem Wissen und seiner Erfahrung nun helfen, nicht ein zweites Mal in Folge abzusteigen. "Ich kenne die Liga sehr gut." Mit 294 Spielen in der 3. Liga ist Dotchev der Rekordtrainer. Dennoch weiß der Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz, dass auf ihn eine "große Herausforderung" wartet: "Wir haben viel zu tun, das ist mir bewusst. Der Tabellenplatz kommt nicht von ungefähr." Nach Einschätzung des erfahrenen Trainers habe Aue die Liga zu Saisonbeginn unterschätzt und sich selbst überschätzt. Ähnlich hatte sich Dotchev bereits im August geäußert, als er das Geschehen noch von außen beobachtete.

Jetzt steht er selbst in der Verantwortung – und will sofort loslegen. "Es ist viel gesagt worden, das kann keiner mehr hören. Ich will jetzt nichts von einer DNA erzählen. Was wir brauchen, sind Tatsachen auf dem Platz. Dazu müssen wir die Ärmel hochkrempeln. Und: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Den Schriftzug 'Kumpelverein' auf dem Trikot müssen wir vorleben." Etwa 30 Punkte aus den verbleibenden 21 Partien werden wohl nötig sein, um den Klassenerhalt zu schaffen – macht einen Schnitt von 1,55. "Wir haben jetzt nur noch Endspiele", verkündete Dotchev, der vorerst auch Unterstützung von U19-Coach Jörg Emmerich bekommen soll. Charakterlich sei die Mannschaft derweil "top in Ordnung", es gehe nun darum, "eine Einheit zu werden".

Trainingslager abgesagt

Auf dem Weg dahin muss Dotchev allerdings einen Rückschlag verkraften: Das für diese Woche geplante Kurzzeittrainingslager im hessischen Dreieich (13. bis 16. Dezember) musste aufgrund der Witterungsbedingungen abgesagt werden. "Schneefall, Eis und Glätte machen es nicht möglich, stabile Trainings- und Spielbedingungen zu gewährleisten", erklärte Heidrich. Stattdessen wollen sich die Veilchen nun im heimischen Erzgebirge vorbereiten, wo die Bedingungen aber ebenfalls winterlich sind.

Doch das Geld ist knapp – und soll wohl eher in den Kader investiert werden. Aktionsmimus auf dem Transfermarkt werde es aber nicht geben, wie Dotchev ankündigte. "Wir schauen, wo wir uns punktuell verstärken können. Nur, wenn wir überzeugt sind, werden wir etwas machen." Andernfalls könne es auch sein, dass die Veilchen nicht tätig werden. Doch Verstärkungen scheinen angesichts von bislang erst drei Siegen dringend notwendig. Damit Dotchevs Mission – im Gegensatz zur letzten Saison – dieses Mal glückt.

   

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