Die Zuschauerzahlen in der Analyse – Teil 1

Die 3. Liga gilt als Profiliga – nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen. Einerseits interessiert das sportliche Abschneiden, andererseits interessieren sich viele Zuschauer ebenso für das Zuschauerpotenzial der 20 Drittliga-Klubs. Bei wem zeigt der Trend nach oben, wer stagniert und wer muss gar Einbuße verkraften? Nicht selten spiegelt die Resonanz des Publikums auch die sportlichen Leistungen wider. Wir werten in einer großen Bilanz die Entwicklungen im Vergleich zum Vorjahr aus und benennen bei jedem Verein die Gründe für den größeren respektive geringeren Zuspruch. Im ersten Teil begutachten wir die zehn Teams, die in der Zuschauer-Rangliste der aktuellen Saison 2017/18 die obere Tabellenhälfte bilden.

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 11 Heimspielen): 17.376
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 17.100
  • Topwert dieser Spielzeit: 22.481 Zuschauer gegen den Halleschen FC
  • Negativwert dieser Spielzeit: 14.384 Zuschauer gegen Werder Bremen II

Ligaprimus ist nicht nur in der sportlichen Tabelle, sondern auch beim Publikumsvergleich der 1. FC Magdeburg. Klar und deutlich führt er wie schon 2016/17, selbst der schwächste Besuch toppt den Durchschnitt der Verfolger mit Abstand. Wäre der FCM nun pingelig, könnte er sogar etwas unzufrieden mit dem nur leichten Wachstum sein – schließlich spielt er nochmal eine Klasse besser als in den ersten beiden Drittliga-Jahren. Spätestens in der 2. Bundesliga, sofern der Aufstieg gelingt, dürfte die Arena am Heinz-Krügel-Platz dann fast immer ausverkauft sein.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 11 Heimspielen): 11.500
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 11.433
  • Topwert dieser Spielzeit: 13.200 Zuschauer gegen den Karlsruher SC
  • Negativwert dieser Spielzeit: 8.900 Zuschauer gegen den VfR Aalen

Was tut sich bei Hansa Rostock? Nicht viel! Das zeugt von der immensen Treue der Fans, die der Kogge auch im mittlerweile sechsten Drittligajahr ihre Unterstützung zukommen lassen. Nun hat sich nach langem Warten endlich wieder sportlicher Erfolg hinzugesellt – der Relegationsplatz und damit die Hintertür zur 2. Bundesliga ist nach der Hinrunde nicht weit entfernt. Weil zudem noch heiße Duelle wie das gegen Magdeburg anstehen, dürfte der Vorjahreswert am Saisonende geknackt werden.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 9 Heimspielen): 10.587
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 13.855 (in der 2. Bundesliga)
  • Topwert dieser Spielzeit: 14.837 Zuschauer gegen den VfL Osnabrück
  • Negativwert dieser Spielzeit: 8.438 Zuschauer gegen die Sportfreunde Lotte

Die Zuschauer halten dem Karlsruher SC trotz Abstieg die Treue – etwa drei Viertel seiner Besucher konnte der KSC in der 3. Liga bislang halten. Und das, obwohl die Leistungen vor allem zu Saisonbeginn arg zu wünschen übrigließen. Mittlerweile hat sich die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz gefangen, doch es wird seine Zeit dauern, bis die Südwestdeutschen tatsächlich in den Aufstiegskampf eingreifen können. Kommt es nicht dazu, wird sich am Zuschauerschnitt in 2018 nur wenig ändern.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 9 Heimspielen): 7.782
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 9.231
  • Topwert dieser Spielzeit: 10.107 Zuschauer gegen die Sportfreunde Lotte
  • Negativwert dieser Spielzeit: 6.124 Zuschauer gegen die Würzburger Kickers

Es geht bergab beim VfL Osnabrück – und zwar deutlich. Das liegt natürlich an der sportlichen Krise der Anfangsphase, die Kredit gekostet hat. Auch wenn die Lila-Weißen zuletzt wieder richtig ordentlichen Fußball boten, die Anhänger müssen erst zurückgewonnen werden. Zuschauerzahlen unter der Siebentausender-Marke waren an der Bremer Brücke lange Zeit nicht bekannt, in dieser Spielzeit wurde der Wert schon mehrfach unterboten. Das Derby gegen Preußen Münster wird aber noch dazu beitragen, den Schnitt noch zu steigern.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 11 Heimspielen): 7.490
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 5.541
  • Topwert dieser Spielzeit: 9.421 Zuschauer gegen den SV Meppen
  • Negativwert dieser Spielzeit: 5.431 Zuschauer gegen den Halleschen FC

Was in der Spielzeit zuvor der Durchschnitt war, ist beim SC Paderborn nun annähernd der Negativwert – schon diese Statistik lässt erahnen, was in Ostwestfalen passiert ist. Aus dem Abstiegskandidaten ist eine Mannschaft geworden, die die 3. Liga dominiert, und das wollen Besucher natürlich gerne sehen. So ist der Schnitt um 2.000 Besucher pro Spiel angestiegen. Wird der erwartbare Aufstieg in die 2. Bundesliga demnächst noch konkreter, dann dürfte die "Aufstiegstour" abermals am Schnitt ziehen.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 9 Heimspielen): 7.440
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 6.971
  • Topwert dieser Spielzeit: 11.115 Zuschauer gegen den VfR Aalen
  • Negativwert dieser Spielzeit: 5.493 Zuschauer gegen Fortuna Köln

Den Fans des Chemnitzer FC kann in der schweren Phase wahrlich keine mangelnde Treue vorgeworfen werden – in den ersten neun Heimspielen der Saison hat sich der Besucherschnitt um gute 500 Besucher gesteigert. Diese sahen allerdings nur drei von neun möglichen Heimsiegen. Maßgeblich nach oben brachten Chemnitz allerdings die Heimspiele gegen Aalen – für diese Partie wurde ein Kombinationsangebot mit dem DFB-Pokalmatch gegen Bayern München angeboten – sowie das Derby gegen den FSV Zwickau. In der Rückrunde dürfte sich der Wert nach unten anpassen.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 10 Heimspielen): 7.094
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 2.645 (in der Regionalliga Nord)
  • Topwert dieser Spielzeit: 13.815 Zuschauer gegen den VfL Osnabrück
  • Negativwert dieser Spielzeit: 5.088 Zuschauer gegen die Würzburger Kickers

Die Überraschung der bisherigen Spielzeit ist der SV Meppen. Der Aufsteiger hat sich in dieser Statistik auf Anhieb in der oberen Tabellenhälfte etabliert – für eine Stadt von 35.000 Einwohnern sind die Zahlen sehr, sehr beachtlich. Natürlich: Noch ist die Euphorie da, zurück im Profigeschäft zu sein. Das war an einigen anderen Drittliga-Orten nicht anders. Nun muss Meppen die nächste Stufe zünden und sich langfristig etablieren. Um infrastrukturell auf der Höhe zu bleiben, wird aktuell unter anderem eine neue Stehplatztribüne gebaut.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 9 Heimspielen): 6.956
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 6.587
  • Topwert dieser Spielzeit: 10.067 Zuschauer gegen Hansa Rostock
  • Negativwert dieser Spielzeit: 5.115 Zuschauer gegen den SV Wehen Wiesbaden

Die Bilanz beim Halleschen FC fällt zweigeteilt aus: Zu den Ost-Duellen gegen Jena, Chemnitz und Rostock kamen im Schnitt über 9.000 Fans, zu den übrigen Duellen jedoch keine 6.000 Fans – das ist enttäuschend und führt hinter den Kulissen sogar zu finanziellen Problemen. Im neuen Jahr gastiert unter anderem noch der 1. FC Magdeburg in Halle, auf der anderen Seite aber auch Bremen II – an einem Mittwochabend. Tendenziell dürfte der Schnitt noch etwas sinken.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 10 Heimspielen): 6.858
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 7.075
  • Topwert dieser Spielzeit: 9.313 Zuschauer gegen den VfL Osnabrück
  • Negativwert dieser Spielzeit: 4.841 Zuschauer gegen Sonnenhof Großaspach

Auch bei Preußen Münster sah die Gesamtsituation schon bedeutend besser aus. Das vergangene Geschäftsjahr wurde mit einem Millionenminus abgeschlossen – da hilft es kaum, dass auch die Zuschauerzahlen weiter sinken, dem unansehnlichen Fußball sei Dank. Das Derby gegen Osnabrück, früher regelmäßig ausverkauft, lockte nur noch 9.000 Zuschauer an die Hammer Straße, beim 1:4 in Großaspach kamen so wenige Besucher wie seit fünf Jahren nicht mehr. Auch in Westfalen werden die damit verbundenen Mindereinnahmen an allen Ecken und Enden gespürt.

 

  • Zuschauerschnitt in der Saison 2017/18 (nach 9 Heimspielen): 5.698
  • Zuschauerschnitt in der gesamten Vorsaison: 5.809
  • Topwert dieser Spielzeit: 12.499 Zuschauer gegen Carl Zeiss Jena
  • Negativwert dieser Spielzeit: 3.631 Zuschauer gegen den SC Paderborn

Sieht ja für die sportliche Lage eigentlich alles noch ganz in Ordnung aus in Erfurt – allerdings waren Carl Zeiss Jena und auch Hansa Rostock schon vor Ort und zumindest zu Beginn der Saison noch etwas Hoffnung vorhanden. Diese ist nach einer völlig ernüchternden Hinrunde nun erschöpft, mögliche Winterabgänge werden die Gedanken an den Klassenerhalt weiter schrumpfen. Im Normalfall geht damit ein weiterer Rückgang der Zuschauerzahlen einher, der wiederum geringere Einnahmen bedeutet. Das Letzte, was Erfurt nun noch gebrauchen kann.

   
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