Die Top-Neuzugänge der 3. Liga: Plätze 10 bis 1

Deutlich mehr als 200 Spieler verpflichteten die 20 Drittligisten im vergangenen Sommer. Zur Winterpause kann ein erstes Mal bilanziert werden: Wer waren die besten Neuzugänge? Wer überragte in seinem Verein und nahm im Idealfall gleich eine Führungsrolle ein? liga3-online hat die 20 Top-Verpflichtungen zusammengestellt. Im zweiten Teil blicken wir auf die Plätze 10 bis 1.

Obwohl es bei Türkgücü München in der vergangenen Saison drunter und drüber ging und der Spielbetrieb im März sogar vorzeitig eingestellt wurde, ragte Albion Vrenezi heraus. Bei 1860 München knüpfte der Linksaußen bislang nahtlos daran an: Vier Tore und drei Vorlagen in 17 Spielen sind mehr als solide. Der 29-Jährige ist ein feiner Techniker und ein Straßenkicker mit dem Hang zum Unberechenbaren. Bringt er diese Stärken auch im neuen Jahr auf den Platz, stehen die Chancen gut, dass es zurück in die 2. Bundesliga geht, die er aus seiner Zeit in Regensburg bereits kennt.

 

Calvin Brackelmann hat eine kleine Odyssee hinter sich. Im Februar 2020 riss sich das Defensivtalent das Kreuzband, war für mehr als ein Jahr raus und schien, einst ausgebildet beim 1. FC Köln, allenfalls noch für eine mittelmäßige Regionalliga-Karriere in Frage zu kommen. Dann kam die Leistungsexplosion beim VfB Lübeck in der Vorsaison, Ingolstadt scoutete und griff zu. Und nun das: Der 1,96 Meter große und dennoch beachtlich schnelle Innenverteidiger ist Stammkraft beim Aufstiegsanwärter (1.504 von 1.530 möglichen Einsatzminuten), machte einen ziemlich abgeklärten Job und krönte sein Durchbruchsjahr mit dem Siegtreffer in Duisburg zum Abschluss. 2022 – für Calvin Brackelmann ein Erfolgsjahr.

 

Ein halbes Jahr hat dem HFC genügt. Genügt für die Erkenntnis, Felix Gebhardt unbedingt länger als bis zum Saisonende an sich binden zu wollen, in ihm einen möglichen Stammtorhüter der Zukunft zu sehen. Doch wollen der 20-Jährige und Leihverein FC Basel dies auch? Die nackten Zahlen besagen 21 Gegentore in 15 Spielen. Das sind sehr passable Werte bei einem Verein, der seit Saisonbeginn mindestens in der Nähe der Abstiegsränge ankert. Man sitze am Ende der Nahrungskette, ließ Kaderplaner Ralf Minge neulich verlauten. Gut möglich, dass nach den Abgängen von Sven Müller und Tim Schreiber im Vorjahr das nächste Torwarttalent aus Hallenser Sicht zu schnell seine Zelte abbricht. Für höhere Aufgaben empfohlen hat sich der U20-Nationalspieler jedenfalls.

 

Drei Jahre lang hatte der MSV Duisburg Leo Weinkauf von Hannover ausgeliehen und war damit gut gefahren, im Sommer wurde es nun Zeit für andere Gedankenspiele. Torwarttalent Vincent Müller von der PSV Eindhoven ablösefrei zu bekommen, darf als Coup bezeichnet werden, zumal der 22-Jährige bislang nur ein Gegentor pro Spiel kassiert hat (16 aus 16) – eine viel bessere Quote als in den Vorjahren. An der ist Müller nun nicht alleine beteiligt, der MSV hat seine gesamte Abwehr spürbar stabilisiert. Und doch rettete er manchen Sieg, beispielhaft das 1:0 in Zwickau früh in der Saison, mit ganz starken Paraden. Und unvergessen bleibt natürlich das kuriose 70-Meter-Tor mit einem weiten Abschlag aus der eigenen Hälfte in Meppen.

 

Bei Hansa Rostock stand er lange im Schatten von Markus Kolke, nun kommt das verborgene Talent von Ben Voll an die Oberfläche: Der 21-Jährige übernahm zu Saisonbeginn den Posten zwischen den Pfosten bei Viktoria Köln, musste in 16 Spielen nur 19 Mal hinter sich greifen – ein sehr passabler Wert für ein Mittelfeldteam. Im Pokalspiel gegen Bayern München wuchs er über sich hinaus und verhinderte mehrfach eine noch höhere Niederlage. Ihm wird mehr zugetraut als "nur" die 3. Liga, und Voll schickt sich an, dieses Jahr als Sprungbrett bestens auszunutzen. In Alexander Bade bekommt er künftig einen erfahrenen Ex-Torhüter als neuen Torwartcoach zur Seite gestellt, auch das wird ihn nicht schlechter machen.

 

Saar statt Isar: Diesen Weg schlug Richard Neudecker im Sommer durchaus überraschend ein, schließlich war er bei 1860 zuvor Stammspieler und Leistungsträger. Doch genau das ist Neudecker nun auch beim 1. FC Saarbrücken: Als zentraler Mittelfeldspieler ist er Strippenzieher beim aktuellen Tabellenzweiten, legte gleich sieben Treffer auf – ein mit Jannik Rochelt, Moritz Stoppelkamp und Stefan Lex geteilter Bestwert. Gemeinsam mit Luca Kerber bildet Neudecker ein Duo im zentralen Mittelfeld, das in dieser Liga den Unterschied machen kann. Geht sein Traum von der Rückkehr in die 2. Liga nun mit dem FCS in Erfüllung?

 

So ganz sicher war sich das Umfeld der SGD nicht, welchen Stellenwert Ahmet Arslan würde einnehmen können. Mittlerweile ist Arslan 28 Jahre alt, sein erstes grandioses Regionalliga-Jahr war 2014/15, danach kamen weitere hinzu – doch in der zweiten und dritten Liga hatte er sich nie durchsetzen können. Nun schon: Als Zehner treibt Arslan die Dresdener vor allem mit Zählbarem voran, acht Tore sind ein beachtlicher Wert, aus der einen Torvorbereitung darf noch mehr werden. Trainer Markus Anfang sieht in ihm ein Gegenstück zum restlichen Kader, weil Arslan effektiver ist. Wo die Sachsen ohne die Treffer des 28-Jährigen stehen würde, will man sich in Dresden nicht ausmalen.

 

Groß waren die Fußstapfen des abgewanderten Gustav Nilsson, der in der Vorsaison für den SVWW beachtliche 19 Torbeteiligungen beigesteuert hatte. Dann holten die Hessen Ivan Prtajin, den hierzulande kaum einer kannte und zuletzt in der höchsten slowenischen Liga gekickt hatte. Ein Glücksgriff, denn der 26-Jährige brauchte für seine ersten elf Scorerpunkte (acht Tore) nur zwölf Spiele – bemerkenswert auch deshalb, weil Prtajin in der laufenden Saison geholt wurde und kaum Eingewöhnungszeit benötigte. In fünf von sechs Partien galt übrigens: Ist Prtajin an mindestens einem Tor beteiligt, hat Wehen Wiesbaden auch gewonnen. Ein starker Wert.

 

Bist du im Auge etlicher Betrachter bereits einer der besten Verteidiger der Liga, geht es vorrangig darum, diesen Status zu halten, um dann womöglich noch eine Leitersprosse höher zu steigen. Jesper Verlaat, der als früherer Waldhof-Innenverteidiger bislang nur 14 Saisonminuten im Dress von 1860 München verpasste, hat diese Erwartungen erfüllt. Drei Saisontore, erzielt per Kopf und Brust, dazu eine kompromisslose Zweikampfführung und der unbändige Wille, auch sichtbar lädiert weiterspielen zu wollen: Verlaat ist ein Leader, der bei den Sechzigern auf Strecke den Unterschied machen kann.

 

Über den Besten wird es immer geteilte Meinungen geben. Doch Jannik Rochelt hat aus unserer Sicht alle Argumente erfüllt: In 17 von 17 Spielen stand er in der Startformation. Der 24-Jährige steuerte acht Tore und sieben Vorlagen bei – wohlgemerkt wechselweise als Flügelstürmer oder Zehner. Am Ball zeigte er starkes technisches Vermögen und hohe Spielintelligenz, passte somit bislang perfekt in das Elversberger Spiel. Und zu guter Letzt kommt natürlich der Erfolg des Teams: Rochelt ist ein Schlüsselfaktor dafür, dass die SVE bis dato als Aufsteiger die 3. Liga dominiert. Hält er dieses Niveau, wird es für ihn definitiv in die Zweitklassigkeit gehen. Was umso überraschender ist, als er von Viertligist SSV Ulm kam – und dort auf dem Papier nicht annähernd auf die Quoten kam wie nun im Saarland.

 

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