Medienrunde zur 3. Liga: Zahlen, Fakten und Bratwurst

Am heutigen Freitag geht die 3. Liga in ihre zwölfte Saison, seit der Spielzeit 2008/09 begeistert die Spielklasse Fußball-Deutschland. In einer Medienrunde des Deutschen Fußball-Bundes sprach Rekord-Drittligatrainer Peter Vollmann über die sportliche Entwicklung und Bereicherung des Wettbewerbs, während der DFB im Rahmen des neuen Markenauftritts Zahlen und Fakten präsentierte.

"Da spielt die Bratwurst noch eine große Rolle"

Peter Vollmann ist kein Ur-Gestein der 3. Liga, er stieß erst zwei Jahre nach Gründung der Spielklasse hinzu und doch hat keiner mehr Erfahrung gesammelt als der 61-Jährige: Mit 237 Einsätzen an der Seitenlinie ist Peter Vollmann aktuell der Rekordtrainer. Seinem Urteil ist entsprechend zu trauen: "In der 3. Liga ist die Atmosphäre nicht wie in der Bundesliga. Da spielt die Bratwurst noch eine große Rolle und vor allem der Fußball selbst auch."

Genau das ist auch das neue Leitbild, das der Deutsche Fußball-Bund einen Tag vor der Saisoneröffnung zwischen 1860 München und dem SC Preußen Münster in der DFB-Zentrale in Frankfurt präsentierte. "Profifußball zum Anfassen", "authentisch und einfach geil", "sportlich unberechenbar" – oder kurz zusammengefasst: "Perfekt unperfekt" sind die neuen Leitsätze, mit der die Spielklasse am heutigen Freitag in ihre zwölfte Saison starten wird. Viele Fans werden dem zweifellos zustimmen, wäre da nicht die finanzielle Situation im Hinterkopf. Denn die 3. Liga ist nun einmal nicht die Bundesliga.

Zuschauerwachstum seit Drittliga-Start

"Fußballerisch gibt es noch deutlich Luft nach oben", hat auch Peter Vollmann erkannt. Das liegt in den Augen des Sportdirektors von Eintracht Braunschweig auch daran, dass zwischen der Ersten, Zweiten und Dritten Liga logischerweise klare, finanzielle Grenzen liegen. "Mit dem entsprechenden Geld kann man natürlich Qualität kaufen", verwies Vollmann auf die seltenen Fälle, in denen Drittliga-Mannschaften einen Spieleretat von bis zu acht Millionen aufweisen können. Aber auch ohne diese finanziellen Reserven sieht der erfahrene Coach den Sport im Vordergrund: "In der 3. Liga wird ehrlicher Fußball gespielt."

Auch Bernhard Trares, der mit dem SV Waldhof Mannheim ein Drittliga-Novize ist, stimmt der Attraktivität der 3. Liga zu: "Viele Spieler haben die Chance, über den zweiten oder dritten Bildungsweg eine Bühne zu finden", erklärte der Cheftrainer des Aufsteigers die Perspektive, die seine Jungs auf dem Platz bekommen. Und das soll auch vom DFB honoriert werden, der in der Medienrunde das wachsende Interesse an Deutschlands dritter Profiliga mit Zahlen belegte: Pro Spiel sind im Schnitt 8.132 Zuschauer im Stadion, im Gründungsjahr waren es noch 5.587.

Vollmann regt DFL-Hilfe an

Die Folgen des Wachstums sind Drittliga-Kennern bereits bekannt: "Magenta Sport" bietet künftig an jedem Spieltag neben den Einzelstreams auch eine Live-Konferenz mit allen parallel laufenden Spielen an. Zudem führte der DFB das "Financial Fairplay" in der 3. Liga ein, außerdem gibt es seit der abgelaufenen Spielzeit einen Nachwuchsfördertopf – beides zusammen trägt ein Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro für die Drittliga-Klubs. Der Einsatz von U21-Spielern lohnt sich für die Vereine, im letzten Jahr gehörten der VfL Osnabrück und der 1. FC Kaiserslautern beispielsweise zu den Top-Förderern. Die Mehrheit der Klubs stimmte gegen eine Veröffentlichung der genauen Liste, weil am Ende dieser Tabelle auch Vereine mit weniger als 10.000 Euro Einnahmen rangieren werden.

Klar ist damit vor allem: Die finanzielle Situation in der 3. Liga bleibt ein heikles Thema, jedes Jahr fürchten Fans von Drittliga-Klubs die Lizenzverweigerung. Eine Idee, wie die finanzielle Situation der Klubs verbessert werden könnte, lieferte Vollmann: "Das ist noch weit gesponnen, aber wenn beispielsweise ein Spieler aus unserer Liga direkt in die Bundesliga wechselt, könnte die DFL vielleicht Geld in einen gemeinsamen Topf einzahlen."

Finanzen ein heikles Thema

Darüber hinaus stellt sich die Frage nach einer Zentral- oder Eigenvermarktung, wie auch DFB-Direktorin Heike Ullrich bestätigte: "Wir haben Einfluss auf die Gesamtvermarktung, da stehen wir immer in Kontakt mit den Vereinen und fragen auch, wo sie hinwollen." Einer der beiden zentralvermarkteten Trikot-Ärmel wird nun frei, die Vereine können darüber frei verfügen. "Es ist vielleicht sinnvoll, den Vereinen das selbst in die Hand zu geben", sah Ullrich darin eine Gelegenheit für die Klubs, sich finanziell auf eigene Beine zu stellen.

Dass dabei beispielsweise sieben Vereine mit "sunmaker" denselben Haupt- und Trikotsponsor nutzen, wird auch vom DFB beobachtet: "Es ist natürlich ein Risiko für die Vereine, wenn es schief geht", bewertete die DFB-Direktorin die Situation vorsichtig, denn man stelle sich vor, der Sponsor würde im schlimmsten Falle insolvent gehen: Ein Drittel der Liga würde plötzlich den finanziellen Schock erleiden. "Aber die Vereine werden sich nicht darauf allein stützen", beruhigte Ullrich. Denn klar ist auch: Gäbe es den Schrecken der Insolvenz nicht, wäre die 3. Liga nochmals attraktiver.

   

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