Derby-Zeit! Haching empfängt den TSV 1860

Zum ersten Mal seit Mai 2007 treffen die SpVgg Unterhaching und der TSV 1860 München am Mittwoch wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Ein ganz normales Duell? Die Beteiligten ordnen das so ein – können eine besondere Atmosphäre allerdings nicht leugnen.
Kein Duell um die Vorherrschaft in der Stadt
Seit mehreren Tagen, wenn nicht schon seit Wochen, ist das kommende "S-Bahn-Derby" zwischen der SpVgg Unterhaching und den Münchner Löwen ein Thema – schließlich ist über elf Jahre, dass die beiden Mannschaften sich in einem Pflichtspiel gegenüber standen. Damals gewannen die Löwen mit 1:0, zuvor konnte sich Haching zweimal im heimischen Stadion durchsetzen – beim letzte Heimspiel sogar mit 5:1. Kein Wunder also, dass Claus Schromm schon nach dem mitreißenden 3:3 beim SV Meppen sagte: "Jetzt kann endlich der Mittwoch kommen. Und dann ist hoffentlich auch bald Donnerstag."
Löwen-Trainer Bierofka, der in seiner aktiven Zeit selbst schon im Derby antrat, versuchte das Spiel wie eine ganz normale Begegnung zu behandeln: "Wir bereiten uns genau so wie gegen jeden anderen Gegner auch. Wir analysieren Unterhaching und das selbe machen sie mit uns. Wir fahren da erst mal hin, um drei Punkte zu holen," schraubte der 1860-Übungsleiter die Stimmung bei "dieblaue24" ein wenig herunter. Um die "Vorherrschaft in München" ginge es – auch mit Blick auf einen weiteren, etwas größeren Verein in der Stadt – bestimmt nicht: "Vorherrschaft gibt’s hier sowieso nicht. Wir sind beide in der 3. Liga, waren beide schon mal höher und wollen da irgendwann wieder hin."
Stimmung macht sich trotzdem bemerkbar
Dennoch räumte auch Bierofka ein: "Es ist was besonderes. Es sind wieder sehr viele Zuschauer, 14.200. Die Spieler freuen sich drauf, es ist ein Derby. Das ist eine andere Stimmung, eine andere Anspannung. Das merkt man auch jetzt schon." Dem konnten die Kapitäne beider Mannschaften im Interview mit der "TZ" nur zustimmen – auch, wenn es für die beiden ebenfalls in erster Linie um die Punkte geht: "Das andere ist eher ein Ding für die Fans. Aber klar: Derby-Charakter ist auch für uns Spieler da", betonte Löwen-Kapitän Felix Weber. Ähnlich sah es auch Josef Welzmüller von der Spielvereinigung: "Für uns geht es darum, so schnell wie möglich die Marke von 40, 45 Punkten zu erreichen. Trotzdem wird es eine neue Situation für alle sein, denn keiner von uns hat schon zu Hause vor 15.000 Zuschauern gespielt. Das wird sehr spannend."
Trotz der vielen Fans wird es zu Anfang des Derby allerdings erst mal still bleiben. In einer untereinander abgestimmten Aktion unter dem Motto "Ihr werdet von uns hören" kündigten zahlreiche Fanszenen einen Stimmungsboykott für die ersten 20 Minuten an: "Bemerkbar wird es sich machen, weil es dann erst mal etwas ruhiger ist. Das ist natürlich nicht schön für uns, weil wir die Unterstützung von den Leuten brauchen", fand Bierofka: "Aber wenn die Fans so entscheiden, müssen wir das akzeptieren. Und nach 20 Minuten werden sie dann wieder anfangen, uns zu unterstützen."
Doppelte Saisonprognose: Platz Fünf bis Eins
Letztendlich liegt der Fokus aber sowieso auf dem Sportlichen. Hier erwartet der Trainer ein anderes Spiel als noch am Wochenende: "Wehen Wiesbaden hat ungefähr 95 lange Bälle gespielt, das macht Haching nicht so gerne. Das sind komplett unterschiedliche Mannschaften." Der Derby-Gegner zeichne sich durch andere Qualitäten aus: "Das ist eine fußballerisch sehr gute Mannschaft mit drei herausragenden Spielern. Hain, Bigalke und Stahl, da kommt noch das Riesentalent Porath hinzu. Sie haben sich sehr gut entwickelt, da sieht man auch die Arbeit von Claus Schromm und Manni Schwabl." Kapitän Weber führte aus: "Mir gefällt der Fußball, den sie spielen, die familiäre Atmosphäre. Man sieht, dass das ein eingeschworener Haufen ist. Wenn sie so weitermachen, dann ist von Platz fünf bis eins alles drin."
Eine ganz ähnliche Saisonprognose gab Webers Gegenüber Welzmüller ab: "1860 hat Qualität und sammelt Erfahrung. Ich sage, sie landen unter den ersten Fünf.“ Vor allem Ecken und Freistöße nutzten die Löwen bisher effizient aus: "Das Umschaltspiel ist die Top-Qualität und dass sie bei Standards gefährlich sind, weiß mittlerweile jeder", erklärte Trainer Schromm. Ein Umstand, den Welzmüller in seiner Ergebnisprognose berücksichtigte: "Ich schätze, dass Sechzig ein Standardtor macht, das können sie. Aber der Haini ist gut für zwei Tore, deshalb gewinnen wir 2:1."
Dem konnte Sechzig-Spielführer Weber natürlich nicht zustimmen: "Ich sage 1:0 für uns. Und wie das Tor fällt, das ist mir wurscht." Was es letztendlich wird, zeigt sich am Mittwochabend.