Dank "brutalen Willen" und Standards: Löwen bauen Serie aus
Standard-Spektakel beim TSV 1860 München! Durch drei Treffer nach ruhendem Ball haben sich die Löwen am Samstag mit 3:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden durchgesetzt und drehten dabei einen 0:2-Rückstand, was die Euphorie weiter anheizen wird. Die Beteiligten selber gehen beim Thema Aufstieg weiterhin in Abwehrhaltung.
"Vom Aufstieg zu reden, wäre schon sehr kritisch"
Sollte jemand ein letztes, endgültiges Zeichen gebraucht haben, ob die Löwen wirklich noch in das Aufstiegsrennen eingreifen können, der hatte es am Samstagnachmittag mit Nachdruck serviert bekommen. Mit einem "brutalen Willen" und "brutalen Teamspirit", so beschrieb es Trainer Michael Köllner, erkämpfte sich sein Team den dritten Sieg in Folge. Auf Platz zwei sind es nur vier Punkte Rückstand. Also noch alles drin für das Team aus Giesing.
So offensiv formulieren möchte es beim TSV aber niemand. Im Gegenteil: "Wir wurden so niedergemacht in der Hinrunde. Aber jetzt nach einem Sieg vom Aufstieg zu reden, wäre schon sehr kritisch", sagte Richard Neudecker bei "MagentaSport" und verwies damit nochmals auf den enttäuschenden Saisonstart, bei dem doch einiges in Frage gestellt worden war. Doch mittlerweile präsentiert sich die Mannschaft anders. Denn auch nach den Gegentreffern durch Florian Carstens (11.) und Dominik Prokop (23.) gaben sich die Hausherren nicht geschlagen.
"Das 0:2 war schon fast ein KO"
"Wir sind zwei Mal kalt erwischt worden", sagte Köllner mit Blick auf die Gegentore. "Das 0:2 war schon fast ein KO. Das haben wir gut weggesteckt". Der Schlüssel für die letztlich erfolgreiche Aufholjagd sei gewesen, "dass wir mit aller Gewalt das Spiel gewinnen wollten, das hat man der Mannschaft mit jeder Faser angesehen". Dabei machte es sich bezahlt, dass im Trainingslager im türkischen Belek viel Wert auf Standard-Situationen gelegt worden war. Alle drei Treffer fielen in Folge eines ruhendes Balls.
Semi Belkahia (36.), Stephan Salger (50.) und Neudecker (69.) waren nach einem Eckball und zwei Freistößen erfolgreich und sorgten so dafür, das Spiel noch drehen und in der Tabelle am SVWW vorbeiziehen zu können. "Nach dem 3:2 war es eine Abwehrschlacht, viel haben wir aber nicht zugelassen." Dennoch hätte es beinahe noch den Ausgleich gegeben. Wiesbadens Johannes Wurtz verpasste das Löwen-Gehäuse nur um Zentimeter (87.).
Zwei englische Wochen
Auch dank des nötigen Spielglücks keimt bei den Münchnern wieder die Hoffnung, das gesteckte Saisonziel "Aufstieg" erreichen zu können. "Wir haben alle einen Schritt nach vorn gemacht", sagte Köllner. Auch in Puncto Mentalität hätten die Spieler "noch mal zugelegt". Die Tabelle jedoch, so der 52-Jährige, sei ihm "Wurscht". Denn aktuell geht es bei den Sechzgern sowieso Schlag auf Schlag. Zeit zum Träumen und Rechnen bleibt da nicht.
Am Dienstag steht im Achtelfinale des DFB-Pokals das Duell gegen den Karlsruher SC nach. Nach dem Spiel gegen Türkgücü am Samstag – sollte es nach den Corona-Fällen des Gegners überhaupt stattfinden – gibt es eine Englische Woche in der Liga. Fest steht auch: Neudecker wird nach seiner fünften gelben Karte im nächsten Ligaspiel fehlen. Auch Marius Willsch droht eine Zwangspause, nachdem er verletzungsbedingt noch in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden musste. Köllner gab nach dem Spiel aber zumindest leichte Entwarnung: "Es ist nicht so schlimm. Er hat sich die Patellasehne leicht gereizt. Unser Mannschaftsarzt meinte, dass die Blessur in den nächsten Tagen abklingen wird."