Comebacker und Pechvögel: Zwischenanalyse #2
Nach elf Spieltagen wird es Zeit für eine erste Zwischenanalyse der zehnten Drittliga-Saison. Was stach bislang im positiven wie im negativen Sinne hervor? Wer hatte Glück, wer Pech? Im zweiten Teil unserer Analyse geht es um die Zwei-Klassen-Gemeinschaft in der 3. Liga, den Zuschauermagneten, die Comebacker und Elfmetertöter.
[box type="info"]Vom Überflieger zur Enttäuschung: Zwischenanalyse #1[/box]
Die Zwei-Klassen-Gemeinschaft
Das hat es in der Dritten Liga selten gegeben. Vier Teams haben sich vorläufig von der Konkurrenz abgesetzt, speziell der 1. FC Magdeburg und der SC Paderborn schweben in anderen Sphären. Sind die beiden Vereine so gut oder agiert der Rest der Liga einfach schwach? Fakt ist, dass die ersten beiden Plätze nach elf Spieltagen mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto besitzen wie alle Drittligisten ab Platz neun abwärts. Das ist nicht mehr und nicht weniger eine Demütigung für weite Strecken der Liga, insbesondere die ambitioniert gestarteten Absteiger Karlsruher SC und Würzburger Kickers.
Das typische Aufsteigerverhalten
Was macht ein Aufsteiger in die 3. Liga in der Regel? Richtig – er etabliert sich umgehend und ärgert die Großen mit Freude. Im Vorjahr schafften das die Sportfreunde Lotte und der FSV Zwickau beachtlich, Jahn Regensburg marschierte wie zuvor Würzburg direkt durch. Nun sind es mit der SpVgg Unterhaching und dem SV Meppen wieder Frischlinge, die den Auftakt souverän gestaltet haben und am oberen Tabellendrittel schnuppern. Nur Carl Zeiss Jena steht vor Problemen und muss mit der Abstiegszone vorliebnehmen. Die Thüringer müssen sich am Beispiel Zwickau aufrichten, die erst in der Rückrunde des vergangenen Jahres voll durchstarteten.
Die Zuschauermagneten
Im Osten nichts Neues: Der 1. FC Magdeburg führt die Zuschauertabelle mit riesigem Abstand an, der sportliche Erfolg erhöht die Dominanz nochmals. Fast 18.000 Besucher wollten die ersten sechs Heimspiele des FCM durchschnittlich sehen – das sind mehr, als die letzten sechs der Tabelle insgesamt begrüßen durften. Hansa Rostock (11.200) und der Karlsruher SC (10.400) komplettieren das Podium, wobei der KSC durch ausbleibenden Erfolg mit sinkenden Zahlen zu kämpfen hat. Die Überraschung steht auf dem vierten Platz: Aufsteiger SV Meppen, allerdings deutlich gepusht durch das bisher einzige ausverkaufte Haus der ganzen Saison im Derby gegen den VfL Osnabrück.
In der Auswärtsfahrer-Tabelle hat Hansa Rostock derzeit die Nase vorne, zu den bisherigen fünf Auswärtsspielen wurde die Kogge durchschnittlich von 1.400 Fans begleitet. Auf den weiteren Rängen folgen Magdeburg (1.300), Jena, Karlsruhe (jeweils 1.030) und Osnabrück (800). Schlusslicht ist Sonnenhof Großaspach (31).
Die Kartensünder
Carl Zeiss Jena ist das fairste Team der Liga! Klingt komisch, ist aber so. Nur 14 Gelbe Karten sorgen für ein gutes Zweikampf-Image – und doch verspielten die Thüringer im Duell mit dem SV Meppen einige Sympathien, als Sören Eismann einen Fairplay-Moment der Gäste für sich ausnutzte. Auch am Ende der Tabelle stehen Ostvereine. Hansa Rostock und Halle kassierten drei Feldverweise, Erfurt zwei und viele Verwarnungen. Konsequenz sind die "Abstiegsplätze" im Kartenranking. Gelb-Sperren haben übrigens bereits elf Spieler erhalten, Sebastian Mrowca vom SV Wehen Wiesbaden und Luka Odak aus Erfurt führen diese Bilanz mit sechs Verwarnungen an.
Elfmeterglück und -pech
Weit auseinander gehen die Statistiken bei den erhaltenen Elfmetern. Der SC Paderborn führt diese Bilanz mit sieben erhaltenen Strafstößen (fünf Treffer) an – gleich zwei davon erhielt der Sportclub am vergangenen Wochenende beim FSV Zwickau. Mit deutlichem Abstand folgt der Hallesche FC, der bislang viermal antrat und dreimal verwandelte. Seine Erfolgsgeschichte völlig ohne Elfmeter schrieb in den ersten elf Spielen Fortuna Köln. Auch Rot-Weiß Erfurt hat sein Glück 2017/18 noch nicht vom Punkt versuchen dürfen. Elfmetertöter darf sich unterdessen Benjamin Uphoff vom Karlsruher SC nennen, der bereits zwei Strafstöße abwehren konnte.
Die Comebacker
Eines Spitzenteams würdig sind die Comeback-Qualitäten des SC Paderborn und des SC Fortuna Köln, die aus bislang drei Rückständen noch vier Punkte holten. Jedes Spiel nach Rückstand verloren der 1. FC Magdeburg, der allerdings erst zweimal als Verlierer vom Platz ging, und die SG Sonnenhof Großaspach. Osnabrück, Münster, Chemnitz, Jena und Erfurt holten allesamt aus sechs Rückständen nur noch einen Punkt. Die größte Aufholjagd lieferte unterdessen der Hallesche FC schon am ersten Spieltag, als er aus einem 1:4-Rückstand gegen Paderborn binnen weniger Minuten noch ein 4:4-Unentschieden machte.
Der Tippsieger
Geht es nach den Tipps unserer Experten, so würde der Karlsruher SC die Tabelle mit 25 Punkten vor dem VfR Aalen anführen. Dies weicht deutlich von der Realität ab, in der beide Teams mit der Hälfte der Zähler leben müssen. Kurios: Fortuna Köln wurden stattdessen nur elf Punkte zugetraut, doch die Elf von Uwe Koschinat straft ihre Skeptiker Lügen und bewegt sich inmitten des Spitzenquartetts. Aufsteiger Meppen wurden bislang nur drei Pünktchen zugetraut – herausgekommen ist das Fünffache und ein Platz im vorderen Mittelfeld der Tabelle. Die höchste Übereinstimmung erzielt übrigens Hansa Rostock: Die Tippbilanz von 16 Punkten wurde erreicht, statt eines Torverhältnis von 10:8 hat die Kogge genau einen Treffer mehr erzielt.
Die weiße Weste
Die Krone der weißen Weste teilen sich aktuell gleich drei Torhüter. Markus Kolke (Wiesbaden), Jan Glinker (Magdeburg) und Janis Blaswich (Hansa Rostock) haben in sechs von elf Punktspielen ihren Kasten sauber halten können. Dahinter folgen Kevin Broll (Großaspach / 5 von 11) und Eric Oelschlägel (Bremen II / 4 von 8). Über die schwächste Bilanz verfügt Wolfgang Hesl (Würzburg), im vergangenen Jahr noch Stammtorhüter des Zweitligisten Arminia Bielefeld. Er hat nur beim 1:0-Erfolg in Zwickau kein Gegentor zugelassen. Zehnmal griff er mindestens einmal hinter sich.
Die Pechvögel
Auch wenn gerade einmal elf Spiele absolviert sind, traf Tim Wendel den Sportfreunden Lotte bereits zwei Mal ins eigene Tor (gegen Paderborn und Unterhaching). Sieben weiteren Spielern passierte das Missgeschick immerhin ein Mal. Unterdessen profitierten die SpVgg Unterhaching und Fortuna Köln bisher am stärksten von Eigentoren des Gegners (jeweils drei).