Bedenklicher Trend: Immer mehr Fehlentscheidungen

16! In Worten Sechzehn! So oft lagen die Schiedsrichter am zurückliegenden Spieltag laut liga3-online.de-Experte Babak Rafati bei ihren Entscheidungen daneben – und damit so häufig wie noch nie in der vor acht Jahren eingeführten Rubrik. Längst lässt sich ein bedenklicher Trend erkennen, der gestoppt werden muss. Ein Kommentar.

Anzahl der Fehlentscheidungen steigt

Es ist nicht von der Hand zu weisen: die Schiedsrichter liegen bei ihren Entscheidungen immer häufiger falsch. Das ist nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern lässt sich auch mit Zahlen belegen: Arbeitete Babak Rafati in der Saison 2020/21 im Schnitt 5,18 Fehlentscheidungen pro Spieltag heraus, waren es in der vergangenen Serie schon 5,3 (bei 373 Partien). Und in der laufenden Serie sind es bislang sogar 5,9. Insgesamt stehen nach 29 Spieltagen bereits 171 falsche Pfiffe zu Buche. Und das waren längst nicht immer knappe Szenen, sondern teils eklatante Fehlentscheidungen, wie etwa beim Spiel zwischen Aue und Mannheim, als FCE-Spieler Marvin Stefaniak den Ball in Volleyball-Manier klärte.

Allein am zurückliegenden Wochenende lagen die Unparteiischen laut Rafati in 16 von 20 analysierten Szenen daneben – Negativrekord seit Einführung der Rubrik im März 2015. Gleich viermal entschied allein Luca Jürgensen (26) beim Spiel zwischen dem SC Freiburg II und dem 1. FC Saarbrücken am Montagabend falsch. Auf der einen Seite übersah er drei (!) Elfmeter für die Hausherren, auf der anderen Seite hätte der Freiburger Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit, als FCS-Keeper Batz mit beiden Händen am Ball war, nicht zählen dürfen. Auch Franziska Wildfeuer (29) entschied beim Spiel des SC Verl gegen die SV Elversberg viermal falsch – und das ausgerechnet in ihrem ersten Drittliga-Spiel.

Profi-Schiedsrichter und VAR

Die zunehmende Zahl der Fehlentscheidungen allein auf die jungen und unerfahrenen Schiedsrichter, die in der 3. Liga an den Profifußball herangeführt werden, zu schieben, wäre sicherlich zu einfach – wenngleich sie in den letzten Wochen mehrfach daneben lagen. Denn auch die Unparteiischen aus den Bundesligen pfeifen längst nicht so sicher, wie man es erwarten würde. Ein Grund dürfte der fehlende Videobeweis sein. Aus der Bundesliga und 2. Liga sind sie es gewohnt, dass sich der VAR meldet, sobald eine Entscheidung falsch ist. In der 3. Liga müssen die Schiedsrichter in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen. Und wenn sie falsch ist, bleibt sie es auch. Lieber pfeift man dann nicht, als einen Elfmeter zu geben, der keiner war. Würde die Einführung des VAR also alle Probleme lösen? Nein. Das ist jede Woche in den Bundesligen zu beobachten, wo trotz Videobeweis falsche Entscheidungen getroffen werden.

Wichtiger wäre da schon eine Umstellung auf Profi-Schiedsrichter. So hätten die Unparteiischen mehr Zeit für Schulungen und Fortbildungen. Für die 3. Liga sollte zudem darüber nachgedacht werden, jungen Schiedsrichtern am Spielfeldrand einen erfahrenen Kollegen als vierten Offiziellen – dessen Einführung zur neuen Saison ohnehin geplant ist – zur Seite zu stellen. Zusammen mit der Einführung des VAR, der für die neue Saison aber noch "kein Thema" ist, dürfte sich die Anzahl der Fehlentscheidungen so deutlich reduzieren lassen. Zwar ist die Anschaffung zusätzlicher Kameras für den Videobeweis mit Kosten verbunden, doch das sollte es den Vereinen wert sein. Denn dass Auf- und Abstieg durch falsche Schiedsrichter-Entscheidungen beeinflusst werden, kann niemand wollen!

   
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