Aus Solidarität mit Meier: Wollitz boykottiert Pressekonferenz
Was für ein wichtiger Sieg! Durch das 2:1 beim KFC Uerdingen hat Energie Cottbus die Abstiegsplätze zwei Spieltage vor Saisonende verlassen und den Klassenerhalt nun in eigener Hand. Der obligatorischen Pressekonferenz nach Spielende blieb Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz derweil fern – aus Solidarität mit Norbert Meier.
"Das kann ich nicht akzeptieren"
Als Wollitz wenige Augenblicke nach Spielende zum Interview mit "Magenta Sport" gebeten wurde, war ihm die Erleichterung über den so wichtigen Sieg mehr als deutlich anzumerken. Doch viele Worte über den Auftritt seiner Mannschaft verlor der Energie-Coach zunächst nicht, sondern richtete die Blicke auf den KFC Uerdingen. Wie Wollitz darlegte, sei es schwer gewesen, die Mannschaft auf das Spiel beim KFC vorzubereiten. Hintergrund ist der erneute Trainerwechsel bei den Krefeldern, steht mit Heiko Vogel seit Anfang der Woche doch bereits der vierte Übungsleiter dieser Saison an der Seitenlinie. "Das zeigt die Situation in Uerdingen", sagte Wollitz und stellte klar: "Daher werde ich auch nicht zur Pressekonferenz gehen."
Doch nicht der erneute Trainerwechsel, sondern die Art und Weise, wie unter der Woche mit Ex-Coach Norbert Meier umgegangen wurde, war dem 53-Jährigen dabei ein Dorn im Auge: "Wenn ein Trainerkollege mit Steinen beworfen, diffamiert und für alles verantwortlich gemacht wird, kann ich das nicht akzeptieren", brach Wollitz eine Lanze für Meier, der sich am Donnerstagabend einer Twitter-Attacke von KFC-Präsident und Investor Mikhail Ponomarev ausgesetzt sah. Als "schlechtesten Trainer der KFC-Geschichte" hatte Ponomarev den 60-Jährigen bezeichnet – und damit für großes Aufsehen gesorgt. Auch bei Wollitz: "Man sollte nicht nur von der einen, sondern vor allem auch von der anderen Partei Fairness erwarten. Wie mit Norbert Meier in dieser Woche umgegangen wurde, kann ich nicht akzeptieren."
Große Worte des Cottbuser Trainers, der klarstellte: "Ich wäre der Pressekonferenz auch bei einer Niederlage ferngeblieben." KFC-Trainer Heiko Vogel kommentierte Wollitz' Boykott im "RevierSport" so: "Jeder darf seine eigene Meinung vertreten. Aber es gibt sicherlich die Möglichkeit, das Ganze anders zu begründen." Derweil wurde im KFC-Block während des Spiels ein Spruchband mit Kritik an Ponomarev gezeigt: "Auf Twitter blamiert. Zur Lachnummer mutiert. Professionelle Strukturen. Jetzt!" Seinen Twitter-Account hat der KFC-Boss in der Nacht von Freitag auf Samstag nach nur drei Tagen wieder gelöscht.
Rangelov wird zum Matchwinner
Doch trotz der für Wollitz unschönen Begleitgeräusche freute sich der Energie-Coach natürlich über den Sieg beim KFC: "Wir haben alles reingehauen." Dass die Brandenburger trotz des zwischenzeitlichen Rückstands nach einem Treffer von Patrick Pflücke in der 22. Minute als Sieger vom Platz gingen, war Dimitar Rangelov zu verdanken – dem "Pizarro der Lausitz" , wie Wollitz grinste. Erst verwandelte der 36-jährige Routinier einen Freistoß direkt (27.), dann ließ er zwei Uerdinger Verteidiger mit einer Körpertäuschung stehen und verwandelte nach 63 Minuten zum 2:1. "Das sind ganz wichtige Punkte", wusste der Matchwinner, der zuletzt im September 2011 doppelt traf, nach der Partie. "Wir sind glücklich, dass wir das geschafft haben. Es war richtig schwer."
Durch den Sieg springt Energie in der Tabelle auf Rang 15 und hat den Klassenerhalt bei noch zwei ausstehenden Partien nun in eigener Hand. "Für diesen Moment ist es schön, aber wir müssen uns auf die nächste Woche konzentrieren", verfiel Wollitz nicht in Euphorie.
Klassenerhalt schon nächste Woche fix?
Dann allerdings stellte der Energie-Trainer eine Rechnung auf, die viele Energie-Fans aufhorchen lassen dürfte: "Da es an den letzten beiden Spieltagen noch einige direkte Kellerduelle gibt, sollten 44 Punkte für den Klassenerhalt reichen." Heißt: Gewinnt der Aufsteiger nächste Woche Samstag gegen den VfR Aalen wäre Energie nach Wollitz' Rechnung bereits gerettet. In der Tat könnten drei weitere Punkte schon am kommenden Wochenende für den sicheren Liga-Verbleib reichen, wenn die Konkurrenz entsprechend patzen sollte. Doch so oder so: Nach dem Erfolg beim KFC Uerdingen hat Energie beste Chancen auf ein weiteres Jahr in der 3. Liga.