Alles, was ihr zum 9. Spieltag wissen müsst
Kleiner Tipp vorweg: Leute, geht mal wieder ins Stadion, besucht eure heimischen Drittligisten! Zum Wochenende wird nochmal spätsommerliches Wetter erwartet, dazu fallen aktuell viel mehr Tore als in jeder der elf Spielzeiten zuvor. Nun aber rasch zum Thema: Wir blicken mit euch auf den 9. Spieltag, an dem noch so manche Unsicherheit haftet. Aber dazu jetzt mehr.
Die Ausgangslage
Heute fangen wir unten an, denn dass nach acht Spieltagen gleich zwei Mannschaften noch auf ihren ersten Erfolg warten müssen, das ist höchst ungewöhnlich. In Carl Zeiss Jena und dem Chemnitzer FC hat es zwei Ostvereine erwischt. Trainer David Bergner ist bereits seit über zwei Wochen Geschichte, ein Nachfolger wurde bislang nicht präsentiert.
Das Spitzenspiel des Spieltags ist das des Vorjahres-Sechzehnten beim Aufsteiger: Eintracht Braunschweig gastiert bei Viktoria Köln, der Zweite kommt zum Vierten. Ein schmackhaftes Duell, bei dem Tore garantiert sein dürften! Die weiteren Klubs ganz oben, der HFC (gegen Münster) und Unterhaching (gegen Großaspach), sind dagegen recht deutlich favorisiert und haben die Chance, ihre Situation weiter zu verbessern.
Was sonst passiert ist
Wohl jeder hat mitbekommen, dass beim 1. FC Kaiserslautern schon wieder ein Trainer gescheitert ist. Auf Sascha Hildmann folgt nun Boris Schommers, der in der vergangenen Rückrunde beim 1. FC Nürnberg an der Seitenlinie stand.
Lukas Kwasniok, Coach in Jena, ist derweil trotz einer schlimmen Negativserie weiterhin im Amt – und bleibt es vorerst auch. Die Verantwortlichen haben dem 38-Jährigen das "uneingeschränkte Vertrauen" ausgesprochen. Selbst bei einer Niederlage in Chemnitz müsste Kwasniok somit nicht um seinen Job zittern.
Vier Spiele im Fokus
Das Endspiel: Chemnitzer FC gegen Carl Zeiss Jena
Im Straßenverkehr wird Gaffern glücklicherweise entgegengewirkt – doch wer aus unerklärlichen Gründen gerne anderen beim Leiden zuschaut, könnte am Samstag in Chemnitz ohnehin viel glücklicher werden. Die einen sind seit acht Spielen sieglos. Die anderen auch. Die einen sind Vorletzter. Die anderen Letzter. Und beide werden sang- und klanglos absteigen, geht es noch einige Wochen und Monate so bescheiden weiter. Schon jetzt brauchen Chemnitz und Jena etwa 1,5 Punkte pro Spiel aus den verbleibenden 30 Partien – eine harte Mission? Es ist ein Spiel für Katastrophentouristen und sicher keines für Fußballgourmets. Hoffentlich geht es nicht 0:0 aus.
Schommers-Debüt: 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Magdeburg
Erster sind die beiden Klubs im Vereinsnamen und würden es nach eigenem Anspruchsdenken früher oder später gerne auch wieder in der Drittliga-Tabelle sein. Allerdings sind Kaiserslautern und Magdeburg nach Uerdingen aktuell die beiden vorab ausgemachten Favoriten, die am holprigsten in dieser Spielklasse unterwegs sind. Wie üblich herrscht nach einem Trainerwechsel eine sachte Aufbruchsstimmung am Betzenberg, doch die Historie zeigt, dass es der Nachfolger erst besser machen muss. Boris Schommers wird sich der Herausforderung stellen. Beim FCM sind sich derweil noch nicht alle sicher, ob Stefan Krämer aus der Mannschaft spielerisch eine Topmannschaft formen kann, auf dem Feld war zuletzt zu wenig Entwicklung erkennbar. Kurzum: Druck lastet auf beiden Teams, und für mindestens eines wird die Situation nicht besser werden.
Topform gegen Krise: Hallescher FC gegen Preußen Münster
HFC und SCP zeigen recht eindrucksvolle Beispiele, auf welch unterschiedliche Wege sich zwei langjährige Drittligisten binnen vergleichsweise kurzer Zeit begeben können. Noch vor zwei Jahren schwammen die Klubs irgendwie mit auf der breiten Welle, allerdings auch mit einer gewissen Perspektivlosigkeit. Dann spielte Halle mit geringen Mitteln eine über 38 Spieltage sehr überzeugende Saison und entwickelte innerhalb seiner Mannschaft jene Giftig- und Galligkeit, die einerseits für Leistungskonstanz sorgt und andererseits jedem Drittligisten als Gegner unangenehm ist. Der Lohn ist der aktuelle Blick auf die Tabelle. Preußen Münster tut sich viel schwerer und rutscht nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Folge zusehends in die Krise. Es wäre schon eine Überraschung, würden die Adlerträger beim Spitzenreiter punkten.
Aufstiegsspiel reloaded: KFC Uerdingen gegen Waldhof Mannheim
Es waren vor allem unschöne Szenen, die von der Aufstiegsrelegation zwischen Uerdingen und Mannheim im Frühsommer 2018 im Gedächtnis blieben. Als der KFC-Aufstieg feststand, randalierten Waldhof-Fans im eigenen Stadion und provozierten damit einen Spielabbruch. Ein (später wieder zurückgenommener) Punktabzug sowie eine satte Geldstrafe waren die Folge, Krefeld stieg derweil auf und musste darum am grünen Tisch sogar noch zittern, weil Investor Mikhail Ponomarev bei der Hinterlegung der finanziellen Reserven offenbar knapp dran war. Nun begegnen sich die beiden Ex-Bundesligisten im Ligabetrieb wieder, ein Favorit ist nicht auszumachen. Uerdingen beendete in Zwickau mit dem hart erarbeiteten Spielglück eine lange Durststrecke, während Waldhof gegen Würzburg eine der schwächsten Saisonleistungen zeigte und erstmals seit 29 Liga-Spielen wieder als Verlierer vom Platz ging. Auch in Düsseldorf wird es auf die Tagesform ankommen.
Die mögliche Überraschung
Viktoria Köln gegen Eintracht Braunschweig
Der BTSV hat sich auf fremden Plätzen großen Respekt erarbeitet, hat er doch bislang jedes seiner vier Auswärtsspiele gewonnen. Doch nicht jeder Fan ist restlos überzeugt davon, dass die Eintracht ein echtes Spitzenteam ist – weil das Pflichtprogramm, die Heimspiele, nicht souverän gestaltet werden können. Viktoria Köln steht selbst zwar auch für Auswärtsstärke, hat aber gewiss weniger Druck als die Blau-Gelben. Obwohl Braunschweig bei den Buchmachern leicht favorisiert ist, trauen wir den Rheinländern drei Zähler zu.