Kommentar: Warum es für einen Saisonabbruch noch zu früh ist

Wie geht es weiter? Mit dieser Frage werden sich die 20 Drittligisten im Rahmen einer Sondersitzung am Montag beschäftigen. Mehrere Szenarien stehen im Raum, darunter auch ein sofortiger Abbruch der Saison. Noch ist es dafür aber zu früh. Ein Kommentar.
Folgen kaum absehbar
Keine Frage: Die Gesundheit aller Beteiligten steht besonders in diesen Tagen über allen sportlichen und wirtschaftlichen Interessen. Ohne Übertreibung lässt sich feststellen, dass sich der Fußball in einer seiner größten Krise seiner Geschichte befindet. Wann wieder gespielt werden kann, ist vollkommen offen. Um Planungssicherheit zu haben und um Kosten zu sparen, regen einige Drittligisten, etwa der FSV Zwickau, einen sofortigen Abbruch der Saison an. Doch dafür ist es noch zu früh. Ein abruptes Ende der Spielzeit zu diesem Zeitpunkt hätte weitreichende Folgen, die kaum jemand abschätzen könnte.
Zum einen drohen den Klubs massive finanzielle Einbußen, weil die Einnahmen aus fünf bis sechs Heimspielen komplett wegfallen würden. Allein dem MSV Duisburg würden dann 1,56 Millionen Euro fehlen – das wäre existenzbedrohend. Zudem könnten Sponsoren Rückzahlungsansprüche für nicht erbrachte Werbeleistungen stellen, auch die Erlöse aus der Zentralvermarktung (TV-Gelder, bwin, Spielball) dürften deutlich geringer ausfallen. Ob das Defizit allein durch die Senkung der Kosten für die Profimannschaft – etwa über Kurzarbeit – ausgeglichen werden kann, scheint fraglich. Was man ebenfalls nicht vergessen darf: Vor allem für die Angestellten der Vereine hätte ein voreiliger Saisonabbruch weitreichende Folgen. Hier stehen auch Existenzen auf dem Spiel. Zum anderen wäre völlig offen, wie Auf- und Abstieg geregelt werden können. Eine faire Lösung für alle Beteiligten wird es hierbei nicht geben – das ist jetzt schon sicher.
Abbruch kein generelles Tabu
Natürlich darf ein Saisonabbruch kein generelles Tabu sein und muss als mögliches Szenario diskutiert werden. Ihn allerdings voreilig zu beschließen, wäre ein Fehler. Die Erarbeitung möglicher Lösungen in wirtschaftlichen und sportlichen Fragen benötigt Zeit. Daher kann das Ziel vorerst nur sein, die Saison zu unterbrechen. Wenn nötig, bis Ende April. Zumal der DFB bereits angekündigt hat, den Vereinen finanziell unter die Arme greifen zu wollen, um mögliche Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Dass die EM verschoben werden muss, steht außer Frage.
Klar: Es ist völlig offen, ob schon Ende April oder Anfang Mai wieder gespielt werden kann. Manche Experten warnen, dass der Höhepunkt der Corona-Pandemie noch längst nicht erreicht ist und sich das Virus in den nächsten Wochen noch weiter rasant ausbreiten wird. Zunächst geht es daher darum, die Ausbreitung zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
Solidarische Lösung nötig
Sollte sich Ende April herausstellen, dass auf absehbare Zeit nicht mehr gespielt werden kann, dann scheint ein Abbruch der Saison unausweichlich. Bis dahin hätten Vereine und Verbände aber genügend Zeit, Lösungen für das radikalste Szenario zu finden. Feststeht: Es braucht eine solidarische Lösung, wenn es im Fußball und der 3. Liga – in welcher Form auch immer – weitergehen soll. Eigene Interessen der Klubs, etwa darauf zu spekulieren, bei einem Saisonabbruch sicher in der Liga zu bleiben, weil es dann möglicherweise keine Absteiger gibt, dürfen zu keinem Zeitpunkt eine Rolle spielen. Gerade in der größten Krise müssen die Vereine wie nie zuvor zusammenstehen.