Heute im Ticker: MSV in Frankfurt – Chemnitz gegen Kiel
Ist das langweilig! Falls einer unserer Leser während der insgesamt vierten Spielpause der laufenden Saison in den letzten beiden Wochen ein derartiges Gefühl überkam: Grämt euch nicht, dem Autor ging es ähnlich. In dieser Hinrunde haben allen voran die länderspielbedingten Pausen überhandgenommen, obwohl die Drittligisten nur einen Bruchteil ihrer Spieler überhaupt abstellen müssen. Zum Vergleich: In Spanien wird während einer Länderspielpause nicht einmal der Spielrhythmus der zweithöchsten Spielklasse unterbrochen. Vielleicht sollte sich Deutschland daran ein Beispiel nehmen?
Der 15. Spieltag
Aber an dieser Stelle soll es nicht um Sinn und Unsinn von Länderspielen gehen, sondern einzig und allein um den anstehenden 15. Spieltag, der schon vor dem Beginn im Drittliga-Kontext historische Züge aufweisen kann: Alle zehn Partien werden im TV oder Livestream übertragen – das hat es zuvor noch nie gegeben! Gibt es eine bessere Gelegenheit, um Werbung für die 3. Liga zu betreiben? Dafür braucht es im Idealfall mehr Treffer als an den vergangenen drei Spieltagen, wo mit durchschnittlich weniger als zwei Toren pro Begegnung absolute Torarmut vorherrschte. Interesse, dies zu ändern, haben freilich gleich mehrere Klubs sowohl oben als auch unten in der Tabelle…
Frage 1: Klammert sich Münster an das hintere Mittelfeld?
Es erscheint fast so, als würde sich Preußen Münster unter dem abstiegskampf-erfahrenen Trainer Benno Möhlmann allmählich berappeln können. Niederlage, Unentschieden, Sieg – so lautet die sich unmissverständlich positiv entwickelnde Bilanz des 62-jährigen Fußballlehrers, der mit Humor und harter Hand zugleich einen neuen Teamgeist an die Hammer Straße bringen will. Wollen sich die Westfalen nachhaltig an die Nichtabstiegsplätze klammern, so ist ein Heimsieg gegen Rot-Weiß Erfurt jedoch Pflicht.
Die Bilanz spricht für den SCP, der keines seiner Heimspiele in der eingleisigen 3. Liga gegen Erfurt verlor. RWE muss sich zudem argen Nöten im Defensivzentrum erwehren: Das Fehlen von Jens Möckel, Andre Laurito, Jannis Nikolaou und Christoph Menz muss kompensiert werden – immerhin ist Mario Erb nach überstandener Muskelverletzung und erfolgreichem Härtetest bei Holstein Kiel wieder sicher belastbar. Einen Zähler würde RWE angesichts dieser Umstände sicher unterschreiben, für Preußen Münster wäre das dritte Heim-Remis in Serie jedoch eindeutig zu wenig.
Frage 2: Stürzt Aalen den VfL Osnabrück vom zweiten Platz?
Verdächtig lange ist der VfL Osnabrück bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Wirklich aufstiegsreif spielten die Mannen von Joe Enochs in den letzten Wochen nicht, aber die Konkurrenz schwächelte und ließ den Osnabrücker Vorsprung von mindestens zwei Zählern auf den dritten Platz seit Wochen unangetastet. Nun aber schickt sich der VfR Aalen an, mit einem Heimerfolg im direkten Duell auf den Aufstiegsplatz zu hüpfen. Nur: Wie realistisch ist dieses Unterfangen überhaupt?
Aalen fuhr mit der 0:1-Heimniederlage gegen Zwickau sowie dem peinlichen Ausscheiden aus dem Landespokal zuletzt zwei Enttäuschungen ein, rehabilitierte sich aber mit dem 0:0 beim SC Paderborn – drei Punkte wären mit etwas Fortune durchaus möglich gewesen. Auch der VfL Osnabrück aber kämpft mit Leistungsschwankungen, hofft nach überstandener Verletzung aber auf einen positiven Effekt durch Halil Savran. Klar scheint nur eines: Auf schwerem Geläuf und mit einer Sturmwarnung im Gepäck dürfte der Kick am Freitagabend keine schöne Angelegenheit werden. Gefragt sind Kämpfertugenden – wer diese besser auf den Rasen bringt, der holt sich die Punkte.
Frage 3: Etabliert sich der Chemnitzer FC im Aufstiegsrennen?
Der Chemnitzer FC empfängt Holstein Kiel – das ist das Duell zweier Teams, die schon seit geraumer Zeit als Aufstiegskandidaten gehandelt werden, diesem Anspruch in der vergangenen Spielzeit aber nicht gerecht werden konnten. In diesem Jahr haben sich beide Mannschaft in eine ungleich bessere Ausgangsposition gebracht: Chemnitz ist nach dem jüngsten Erfolg Dritter, Holstein Kiel Neunter. Letzteres mag auf den ersten Blick bescheiden klingen, mehr als zwei Punkte Rückstand besitzt Kiel jedoch auf den CFC nicht. Vieles deutet auf ein echtes Spitzenspiel hin, zumal sich auch etatmäßig zwei Schwergewichte der Liga begegnen. Die Statistik sieht die Himmelblauen allerdings im Vorteil: Während Chemnitz aus sieben Heimspielen 14 Punkte ergatterte, sind die Kieler Störche auf fremdem Platz ein Abstiegskandidat.
Frage 4: Zieht sich Duisburg ausgerechnet in Frankfurt aus dem Tief?
Beim Tabellenführer überhaupt von einem Tief zu sprechen, grenzt grundsätzlich schon fast an Majestätsbeleidigung. Der MSV Duisburg präsentierte sich an den letzten Spieltagen allerdings kaum aufstiegsreif. Drei Spiele ohne selbst erzieltes Tor sorgten dafür, dass sich die Zebras nicht vom Rest der Liga absetzen konnten. In Frankfurt wartet nun eine echte Belastungsprobe: Die Bornheimer sind seit sieben Spielen ungeschlagen und haben sich in dieser Periode vom letzten Rang bis auf den 6. Platz vorgearbeitet. Allein in seinen Heimspielen erzielte der FSV (17 Tore) mehr Treffer als der gestreifte Spitzenreiter insgesamt (14 Tore). Ilia Gruev dürfte dementsprechend gewarnt sein: Das Ausrutsch-Potenzial ist in Frankfurt enorm hoch.
Frage 5: Regensburg oder Wiesbaden – wer stoppt die Talfahrt?
Sowohl Aufsteiger Jahn Regensburg als auch Fast-Absteiger SV Wehen Wiesbaden erwischten einen erfreulichen Saisonstart, mussten in den letzten Wochen aber vermehrt Negativerlebnisse einstecken. In der Formtabelle der letzten vier Spieltage findet sich Wiesbaden folglich auf dem vorletzten und der SSV Jahn gar auf dem letzten Rang wieder – keines der beiden Teams wird folglich vor Selbstvertrauen strotzen. Die Krux: Der Verlierer des direkten Aufeinandertreffens in Ostbayern muss sich im Falle von Erfolgen der Kellerkinder aus Münster, Zwickau oder Bremen mehr denn je in Richtung Abstiegskampf orientieren. Eine gefährliche Situation, weil genannte Vereine zuletzt teils deutliche Lebenszeichen von sich gaben. Ein Favorit ist indes bei dieser Paarung kaum auszumachen, auch weil sich beide Klubs am vergangenen Spieltag mit Niederlagen nicht mit Ruhm bekleckerten.