1. FCM: Drei Gründe für die perfekte englische Woche

Könnte es doch nur häufiger Englische Wochen geben, wird sich der 1. FC Magdeburg denken. Bereits in der vergangenen Saison holten die Blau-Weißen aus den neun Spielen unter Vollbelastung 20 von 27 möglichen Punkten und in den letzten Tagen legten die Elbestädter schon wieder mit der Maximalpunktzahl von neun Zählern nach. Aber warum eigentlich?

Geändert hat sich nicht viel

Vor zwei Wochen sahen wir uns bemüßigt, nach der bitteren 1:4-Klatsche des letztjährigen Tabellenvierten bei der SG Sonnenhof Großaspach den Versuch einer Analyse der Schwachstellen zu liefern. Mit dem Ergebnis, dass die Magdeburger zwar in allen Mannschaftsteilen ein paar Prozentpunkte an Einsatzwillen und Spielverständnis vermissen ließen, die Spieler aber ansonsten bei der 1:4-Niederlage unter Wert zu Statisten eines Großaspacher Distanzschuss-Spektakels degradiert wurden.

Und nun, zwei Wochen später, fragen wir uns, warum sich der Wind an der Elbe um 180 Grad gedreht hat und die Magdeburger wieder im Spitzenfeld der Liga zu finden sind. Der übliche Pulsschlag des Fußballjournalismus, der sich ein Ergebnis so hinbiegt, wie es in eine Geschichte passt? Eine Story zwischen Himmelhoch jauchzenden Sieges-Ovationen und zu Tode betrübten Pleiten-Analysen? Mitnichten, denn geändert hat sich grob gesagt: kaum etwas. Wie im Großaspach-Spiel haben sich die Akteure auch in den folgenden drei Spielen bemüht, die neue Jens-Härtel’sche Doktrin einer Belebung des mannschaftlichen Spielwitzes umzusetzen. Außerdem hetzen sie ihren Gegner beim Pressing weiterhin so über das Grün, dass sich zwangsläufig Fehler ergeben. Und immer noch agiert man aus einem kompakten Defensiv-Bollwerk heraus, das mit drei Innenverteidigern in der Zentrale dem Gegenüber möglichst kompromisslos auf den Füßen stehen will.

All das hat man in Großaspach schon sehen dürfen. Nur stimmen jetzt die Ergebnisse. Hat sich also nichts geändert? Wenn, dann waren es Nuancen, die Jens Härtel in Zusammenarbeit mit seinem Team verfeinert hat. Drei Gründe für den Aufschwung in der Englischen Woche.

Grund 1: Felix Schiller ist wieder da

Die Aufgabe für Neuankömmling Steffen Schäfer in Großaspach war undankbar. Kaum bei der Mannschaft, musste er aufgrund der Sperre von Felix Schiller und dem Verletzungsaus von Andre Hainault die dritte Innenverteidiger-Position ausfüllen. Dies gelang Schäfer bei seinem Debüt kaum. Auch durch eine Verletzung Schäfers ist Felix Schiller momentan aus der Dreierkette nicht wegzudenken. Der 27-Jährige ist nicht frei von Fehlern, wie beim 2:1-Auswärtssieg in Meppen zu erkennen war, als ihm die flinke Angriffsreihe der Emsländer ein ums andere Mal entwischte. Doch Schiller zeigt sowohl eine körperliche Präsenz als auch einen Kampfwillen, der dem Gegner Respekt einflößt. Der gebürtige Berliner schont weder sich noch Gegner und hat die defensive Dreierreihe der Magdeburger stabilisiert.

Grund 2: Philipp Türpitz steht in der Startelf

Die Erzählung von der Beteiligung Türpitz' am aktuellen Erfolg kommt nicht ohne die Verletzungspause von Felix Lohkemper aus. Lohkemper, in Großaspach noch einer der besseren Magdeburger und Schütze des einzigen Tores, fiel nach dem Auftaktspiel mit einer Gesäßmuskelzerrung aus und muss seitdem mit ansehen, wie sich Philipp Türpitz auf der Position der hängenden Spitze in die Stammelf schiebt. Legte der 25-Jährige in Großaspach noch als Joker für Lohkemper auf, so schoss er gegen Erfurt zwei Tore selbst und bereitete im selben Spiel sowie gegen Würzburg noch jeweils einen Treffer vor.

Grund 3: Die Reservisten scharren mit den Hufen

Bereits in der Vorbereitung fiel auf, dass sich der Kader der Elbestädter in der Breite qualitativ deutlich verstärkt hat. Vermeintliche Startelf-Kandidaten fanden sich mitunter nur auf der Bank wieder und Akteure, die es nicht in das 18er-Aufgebot am Spieltag schaffen, könnten ohne Probleme am nächsten Spieltag unter den ersten Elf sein. Das war in den vergangenen Spielzeiten nicht immer so an der Elbe. Spieler wie Dennis Erdmann, Richard Weil und Tobias Schwede machen mit ihren Toren und Vorlagen nicht nur höhere Ambitionen sichtbar, sondern sie vermitteln Trainer Jens Härtel auch ein sicheres Gefühl, dass er sich im Notfall auf sie verlassen kann. Geht es nach diesen Akteuren, braucht er damit nicht erst bis zur nächsten Englischen Woche warten.

   
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