Nach schwachen Heimauftritt: Regensburg im freien Fall

Der SSV Jahn Regensburg hat sein Heimspiel gegen Preußen Münster mit 0:1 (0:0) verloren. Ex-Jahnspieler Marcel Reichwein erzielte den Siegtreffer in der 74. Minute. Ein Ergebnis, das grundsätzlich zu verkraften wäre. "Mund abwischen, weiter machen", müsste es normal heißen. Doch der Jahn sah gegen den SCP kein Land und befindet sich im freien Fall. Die traurigen Fakten: Platz 17. Nur 8 Punkte nach 9 Spieltagen. Mit bereits 20 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga und als einziger Drittligist noch kein Spiel zu null absolviert. Das ist der schlechteste Stand nach neun Spieltagen seit der Saison 2005/06! Das Ergebnis damals: Abstieg in die vierte Liga. Auch die Leistung gegen die Westfalen war erschreckend: Kein Aufbäumen, keine Ideen, keine Chance.

Blutleere Vorstellung statt Einsatz und Laufbereitschaft

"Wir müssen mit Einsatz und Laufbereitschaft nach vorne blicken. Die Mannschaft wird ein anderes Gesicht zeigen, als noch im Pokal. Wir werden alles geben!", versprach Jahntrainer Alexander Schmidt noch vor der Partie. Doch die Realität sah anders aus: Von Einsatz und Laufbereitschaft war nicht viel zu sehen, eine kämpferische Leistung, in der alles gegeben wird, sah scheinbar nur der Trainer Im Endeffekt wiederholte die Mannschaft eben jene blutleere Vorstellung vom vergangenen Mittwoch bei der Niederlage im Verbandspokal gegen Fünftligist Weiden. Die Oberpfälzer fanden von Anfang an keine Mittel gegen willigere Münsteraner. Mit Ausnahme Weniger gingen sie nicht beherzt genug in die Zweikämpfe, spielten stark verunsichert und produzierten zu viele Fehler. Doch woran lag es?

"Mit dieser Aufstellung maximal ein Punkt möglich"

"Wir können die Ausfälle der Leistungsträger schlicht nicht kompensieren", erklärt Schmidt, "Mit dieser Aufstellung war maximal ein Punkt möglich." Aber wie sah die Mannschaft aus, mit der die Zeit bis zur Wiederkehr der "vier Säulen" (Hein, Nachreiner, Dressler, Loboué) überbrückt werden soll? Dominik Bergdorf zeigte im Tor starke Paraden (60., 67.), war ohne Chance beim Gegentor. Die Innenverteidigung bestand aus Thomas Kurz, dem erfahrensten aller Jahnspieler mit 110 Drittligaspielen, und Matthias Dürmeyer, dem Überraschungsleistungsträger (Schmidt: "Überragend, was der leistet! Selbst wenn Nachreiner zurückkehrt, muss ich ihn drin lassen!"). Links in der Viererkette spielte Fabian Trettenbach, "einer der besten Außenverteidiger der Liga" (Schmidt). Im Mittelfeld standen mit Andreas Geipl, Andreas Güntner, Patrick Lienhard und Zlatko Muhovic eigentlich vier Stammspieler und auch der Sturm war mit Aias Aosman (schon 5 Tore) mindestens zur Hälfte bestbesetzt.

Smarzoch mit Problemen – keine Reaktion des Trainers

Markus Smarzoch, eigentlich Offensivspieler, sah in der Viererabwehrkette gegen Mehmet Kara zunehmend kein Land, nahezu alle Preußen-Angriffe wie auch das Tor liefen über seine rechte Seite (besonders 57., 60., 74.). Das Jahn-Eigengewächs wurde die bisherige Saison nicht beachtet und machte in Dresden bei seinem ersten Saisonspiel in der Offensive ein gutes Spiel – nun war er der Notnagel für den gesperrten Herzel. "Markus Smarzoch hat seine Sache zunächst gut gemacht, hatte gegen den starken Kara aber einen schweren Stand", analysierte SSV-Coach Schmidt nach der Partie. Das Gegentor war jedoch eines mit Ansage, Smarzochs Probleme mit Kara offensichtlich. Warum ihn der Trainer nicht auf seine Stammposition geschoben oder ausgewechselt hat, begründete er mit dem Fehlen eines Rechtsverteidigers. Dass mit Güntner (rechtes Mittelfeld, 1:1-Tausch gegen Smarzoch) oder Trettenbach (linker Verteidiger, dafür Dürmeyer nach außen und Rech oder Windmüller rein) zwei auf dem Feld und mit Erwig-Drüppel einer auf der Bank waren, deutete schon ein Journalist auf der anschließenden Pressekonferenz an.

Trotz dünner Personaldecke – Einstellung muss sich ändern!

Selbst mit nur neun oder acht Stammspielern muss – auch bei einer Niederlage und auch in Abwesenheit von Oliver Hein und Sebastian Nachreiner – wenigstens eine kämpferische Leistung gezeigt werden. Doch die Jahnelf ist derzeit entweder nicht in der Lage zu kämpfen, oder sie will nicht. "Wir müssen die Mannschaft wieder aufbauen!", erklärte Alexander Schmidt nach der Niederlage im Pokal und nun auch nach dem 0:1 gegen Preußen Münster. Die Mannschaft aufbauen, das ist bei dieser starken Verunsicherung von enormer Wichtigkeit. Ob Äußerungen wie "Mit dieser Aufstellung war maximal ein Punkt möglich" dabei helfen oder der Druckaufbau auf Hein und Nachreiner besonders produktiv ist, sei mal dahin gestellt. Doch was passiert, wenn sich bei einer Wiederkehr der Säulen nichts ändert? Sicher ist: Diese Mannschaft kann Fußball spielen und hat es auch schon unter Beweis gestellt. Auch in Dresden wäre ohne Hein und Nachreiner etwas zu holen gewesen. Dem Trainer muss es schleunigst gelingen, die Jahnelf aus ihrem seelischen Tief zu holen. Wenn eine Mannschaft sich nicht gegen eine Niederlage stemmt, ist das vor allem ein Kopfproblem – oder ein Spiel gegen den Coach. Diese Einstellung muss sich ändern, denn nach dem Nackenschlag in Weiden droht nun auch in der Liga der freie Fall. Das eigentliche Saisonziel, einstelliger Tabellenplatz, ist in der aktuellen Verfassung der Mannschaft utopisch. Sie muss den Abstiegskampf annehmen.

Foto: Regensburg1889.de

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