Zehn Drittligisten im DFB-Pokal: Wer schafft es in Runde 2?
Die Hälfte der Drittligisten hat am Wochenende Pause, die anderen zehn Vereine aber kämpfen von Freitag bis Montag um das große Geld: Mit rund 351.000 Euro an Prämien können die meist eher klammen Drittliga-Vereine allein durch den Zweitrunden-Einzug rechnen, je nach Zuschaueraufkommen gibt es allerdings teils deutlich mehr. Doch wie wahrscheinlich ist das Weiterkommen? Wir geben eine Prognose ab.
Dass der FC Ingolstadt bayrische Duelle mag, zeigte das jüngste 3:0 über die Würzburger Kickers. Jetzt geht es ins Absteiger-Duell mit dem 1. FC Nürnberg, der vom Hamburger SV erst am Montag ordentlich in die Mangel genommen wurde und beim 0:4-Heimdebakel eine mächtige Abreibung erhalten hat. Ja, der FCN gehört zum Spitzenquartett der 2. Bundesliga – der FCI aber, und das sehen auch die Buchmacher so, ist mit dem frisch getankten Selbstvertrauen kein klarer Außenseiter und kann an einem guten Tag die Überraschung schaffen.
Chance auf das Weiterkommen: 35 Prozent
Wirklich überzeugt hat der "neue" KFC Uerdingen in dieser Spielzeit noch nicht, auch wenn er sich gegen Unterhaching und Großaspach ungewohnt clever präsentiert hat und jeweils Moral bewies – ein Unterschied zur Vorsaison. Aber ob das gegen Borussia Dortmund genügt, das spätestens nach dem Supercup-Erfolg über den FC Bayern wieder zum Mitfavoriten auf die Deutsche Meisterschaft zählt? Obgleich Kevin Großkreutz, der nach seinem bösen Tritt im Großaspach-Spiel für vier Ligapartien gesperrt worden ist, im Pokal gegen seine große Liebe auflaufen darf, hat der KFC nur eine Minimalchance, denn blamiert hat sich BVB gegen unterklassige Klubs schon lange nicht mehr. Mit rund 36.000 Zuschauern, darunter 15.000 BVB-Fans, wird in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena eine tolle Atmosphäre herrschen.
Chance: 5 Prozent
Drittligist gegen Erstligist: Die Verhältnisse zwischen Kaiserslautern und Mainz 05 haben sich in den vergangenen 20 Jahren gravierend verändert. Lautern, damals Meister, wäre gegen den gefühlten ewigen Zweitligisten aus der Karnevalshochburg klar favorisiert gewesen. Nun möchte der FCK, der im Vorjahr von der TSG Hoffenheim an gleicher Stelle eiskalt erwischt wurde und eine 1:6-Klatsche einstecken musste, sich zumindest für 90 (oder mehr) Minuten an die gute, alte Zeit erinnern. Auch die Kulisse, fast 40.000 Karten sind bereits verkauft, wird ihr Übriges dazutun. Sportlich scheint Mainz verwundbar, denn für den FSV ist es das erste Pflichtspiel. Allerdings braucht Lautern eine viel konzentriertere Defensivarbeit als beim 2:3 in Münster.
Chance: 25 Prozent
Trotz großer geographischer Distanz haben der FCM und der SCF seine Überschneidungspunkte; etwa durch die erfolgreiche Leihe von Florian Kath vor zwei Jahren oder die Verpflichtung von Charles Elie Laprevotte, der am Samstag auflaufen könnte. Die Lage hat sich an der Elbe durch das 3:1 in Meppen – ein nachträglicher Dank dürfte an die Gastgeber aus dem Emsland für zwei Tor-Geschenke gehen – deutlich entspannt. Stefan Krämer ist als Trainer angekommen, das erste vollends überzeugende Spiel fehlt aber noch. Wäre Freiburg nicht eine gute Gelegenheit? Die Kräfteverhältnisse sind ähnlich wie beim Duell von Lautern und Mainz, allerdings sind sich Magdeburg und die Breisgauer noch nie begegnet. Selbstbewusst darf der FCM sein, denn vor zwei Jahren schied mit Augsburg bereits ein Erstligist bei den Blauen aus.
Chance: 25 Prozent
Der FWK hat drei Spiele am Stück verloren, bei der TSG Hoffenheim sitzt der neue Trainer Alfred Schreuder an der Seitenlinie und hatte einen kräftigen Aderlass zu verkraften: Joelinton, Nico Schulz, Kerem Demirbay, Nadiem Amiri – 110 Millionen Euro hat die TSG mit den Verkäufen eingenommen, allerdings noch nicht einen von ihnen gleichwertig ersetzt. Trotzdem muss Würzburg gerade defensiv wieder deutlich zulegen, zuletzt hagelte es elf (!) Gegentore in drei Punktspielen. Am Mittwoch schrammten die Kickers zudem nur um ein Haar an einer Blamage im Landespokal gegen einen Kreisligisten vorbei.
Chance: 10 Prozent
Ein Duell unter Freunden, so darf das Pokalspiel zwischen Waldhof und der Eintracht bezeichnet werden. Die Frage, ob das Carl-Benz-Stadion ausverkauft sein würde, stellte sich kurz nach Vorverkaufsstart nicht mehr – alle 24.000 Plätze sind besetzt, natürlich. Was aber kann der SVW leisten? Die Leistung beim 4:0 über 1860 München hätte ganz vielleicht auch Frankfurt vor Probleme gestellt, denn die Trares-Elf legte beachtliche Spielfreude an den Tag. Und, ganz nebenbei: Frankfurt, Pokalsieger 2018, schied in der vergangenen Saison bei Regionalligist Ulm aus, ist also nicht vor Blamagen gefeit.
Chance: 20 Prozent
Im Nachhinein betrachtet, muss das Los des CFC vorbestimmt gewesen sein. Denn kurz nachdem sich die Sachsen den wohl größten deutschen Chaosklub geangelt haben, stürzte den Himmelblauen selbst das Dach über dem Kopf zusammen. Über die verschiedenen Skandale wurde ausreichend berichtet, die Stimmung jedenfalls ist unterirdisch und so mancher hat sogar Angst vor der Stimmung und möglichen Reaktionen im Pokalspiel. Für die Mannschaft, die mit dem Tempo der 3. Liga bereits große Probleme hat, dürfte der HSV allerdings mindestens eine Nummer zu groß sein.
Chance: 10 Prozent
Ein bislang sehr überzeugend aufspielender Zweitliga-Absteiger empfängt einen Zweitligisten, der durchaus in Abstiegsgefahr geraten könnte. Eigentlich ist damit fast alles erzählt, denn bei den Buchmachern gehen die Zebras sogar teils minimal favorisiert in das Duell mit den Kleeblättern aus Fürth. Ganz so optimistisch sind wir nicht, aber nahezu ebenbürtig ist der MSV auf dem Papier tatsächlich – und ganz überraschend wäre ein Zweitrunden-Einzug nicht, der so wertvolles Geld in die Kassen spülen würde.
Chance: 45 Prozent
Die VfB-Fans werden gestöhnt haben, als das Losglück ihnen im Juni zum zweiten Mal in Folge Hansa Rostock bescherte. Schon als Erstligist ging die Reise an die Ostsee vor Jahresfrist mächtig schief, wie soll das nur als Zweitligist funktionieren? Überhaupt hat Stuttgart bisher jedes der vier Pokalduelle gegen Hansa verloren. Souverän tritt Stuttgart in dieser Saison noch nicht auf, verspielte kürzlich einen 2:0-Vorsprung beim 1. FC Heidenheim. Hier muss Hansa ansetzen, das jedoch seinerseits wie eine Wundertüte spielt und deshalb schwer einzuschätzen ist. Im Normalfall gelingt eine solche Überraschung selten zweimal in Folge. Aber vielleicht ja doch…
Chance: 25 Prozent
Halle hat Bock auf den Pokal, das zeigen unter anderem die stolzen Vorverkaufszahlen für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Obgleich der Gegner nicht der attraktivste ist, wird mit einem ausverkauften Stadion gerechnet – das ist allemal beachtlich. Die Form stimmt jedenfalls beim HFC, Wolfsburg ist nach guter Saison, aber mit dem neuen Trainer Oliver Glasner gewiss unbequem zu bespielen, doch im ersten Pflichtspiel ohne die Automatismen ausgestattet, die bei Halle bereits wie kleine Zahnräder ineinandergreifen. Heißt: An der Saale ist eine Überraschung denkbar.
Chance: 25 Prozent