Zebra-Nostalgie: Wenn das Topspiel im Landespokal ist

Für den MSV Duisburg bleibt das Jahr 2013 auf ewig in den Geschichtsbüchern verankert. Seinerzeit konnte der Meidericher Spielverein erst elf Tage vor dem ersten Spieltag das Training aufnehmen, weil die Ligazugehörigkeit der blau-weißen Zebras bis kurz vor Schluss ungeklärt war. Selbst der Gang in tiefere Ligen – welcher den finanziellen Ruin bedeutet hätte – war nicht ausgeschlossen. Ein Blick auf den Niederrheinpokal am Sonntag ist gleichzeitig ein Blick auf die Vergangenheit und eine beinahe möglich gewordene Zukunft.

Niederrheinpokal-Highlight

Auf dem Papier hätte zum Beispiel die Regionalliga West-Staffel von 2013/14 den Duisburger Fans nicht einmal schlecht gestanden – neben diversen Zweitvertretungen von Bundesliga-Vereinen spielten vor allem die großen Reviernachbarn Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen in der 4. Liga, hinzu kamen noch Traditionsclubs wie Alemannia Aachen, SG Wattenscheid 09 oder der KFC Uerdingen 05. Eine mögliche Zukunft für die Zebras wäre demnach gewesen, wie viele andere dieser Vereine über Jahre hinweg aus dem Profi-Fußball zu verschwinden. Die Geschichte kam bekanntlich anders, der Niederrheinpokal erweckt dennoch ein nostalgisches Gefühl an alte Zeiten. Im kommenden Viertelfinale muss der MSV Duisburg beispielsweise beim heutigen Fünftligisten KFC Uerdingen 05 ran. Für langjährige Fans ist dieser Pokalhit jetzt schon ein Highlight der Saison, immerhin dauert es vom Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen gerade mal 15 Minuten bis zur benachbarten Grotenburg-Arena. Auch die Verantwortlichen des KFC wünschen sich am Sonntag eine riesige Kulisse, allein schon um das Stadion wieder mit diesem hitzigen Pokal-Feeling beleben, durch das es berühmt wurde. Unvergessen bleibt das 7:3-Rückspiel der Krefelder im Viertelfinale des Europapokals gegen Dynamo Dresden, das bis heute als "Wunder von der Grotenburg" bekannt ist – was natürlich voraussetzt, dass der KFC Uerdingen 05 früher einmal sehr erfolgreich gespielt haben muss.

Traditionelles Problem mit Finanzen

Das "Wunder von der Grotenburg" fand in der Saison 1985/86 statt, als der KFC noch als Bayer 05 Uerdingen in Wettbewerben antrat. Die späten 80er und frühen 90er waren die Hochzeit des damals von der Bayer AG gesponsorten Vereins, der regelmäßig in der Bundesliga vertreten war. Zwischen dem MSV Duisburg und dem KFC Uerdingen fanden in dieser Zeit acht Bundesliga-Partien statt, nur zwei Zweitliga-Begegnungen und ein DFB-Pokalspiel. Unterklassiger sind sich die beiden Traditionsmannschaften noch nie begegnet. Kaum verwunderlich also, dass MSV- und KFC-Fans der Partie im Niederrheinpokal mit großer Nostalgie und Wehmut entgegenfiebern. In Zeiten von Groß-Sponsoren wie RB und Investoren wie Dietmar Hopp oder Klaus-Michael Kühne können die Krefelder nur an eine ausgezerrte Vergangenheit zurückdenken. Als die Bayer AG ihr Sponsoring 1995 für Uerdingen einstellte, um sich auf Bayer 04 Leverkusen zu fokussieren, begann der fast schon traditionelle Abstieg eines West-Clubs, der bis in die 6. Liga reichte – und das nach 14 Jahren Bundesligazugehörigkeit.

Fans, Feiern und Furore

Aus diesem Grund soll das Traditionsduell zwischen dem KFC Uerdingen und dem MSV Duisburg am Sonntag ein Fest für die Fans beider Seiten werden. Dass die beiden Vereine mehr vereint, als nur eine Stadtgrenze und schlechte finanzielle Mittel, sind selbstverständlich auch die Spieler. Im Uerdinger Kader befinden sich mit Maurice Schumacher, Tanju Öztürk und Maximilian Güll gleich drei Spieler, die auch schon dem Profi-Kader des MSV Duisburg angehörten. Dagegen weist auch Zebra-Coach Ilia Gruev eine Krefelder Vergangenheit auf – nach seinem Wechsel von den Meiderichern nach Uerdingen erzielte er in der Regionalliga Nord fünf Treffer in 30 Spielen für den KFC. Das letzte Spiel zwischen den beiden Teams fand übrigens 1995 statt, damals noch vor über 26.000 Zuschauern. Am Sonntag wünschen sich die Verantwortlichen immerhin 10.000 Fans – die meisten werden wohl Duisburger sein. Unterschätzen darf die Elf von der Wedau ihren Gegner nicht. Der KFC startete ebenfalls gut in die Saison, ist in der Oberliga Tabellenführer und befindet sich damit auf einem Weg, den der MSV Duisburg gerade noch rechtzeitig vermieden hatte – der lange und harte Weg zurück in den Profi-Fußball.

   

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