"Wurde einfach mal Zeit": Jena schöpft neue Hoffnung
Lange zwölf Spiele musste der FC Carl Zeiss Jena seit Mitte Dezember auf einen Sieg warten, am Samstag war es soweit: Genau 111 Tage nach dem letzten Erfolg (3:1 bei 1860 München) beendeten die Thüringer beim 2:1 gegen Energie Cottbus die Sieglos-Serie und schöpfen damit neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Auch dank eines psychologischen Kniffs.
"Haben wir uns redlich verdient"
Als Schiedsrichter Pascal Müller das Ostduell nach einer vierminütigen Nachspielzeit beendete, waren der Jubel und vor allem die Erleichterung beim FCC riesengroß. Trainer Lukas Kwasniok, der seinen ersten Heimsieg feierte, machte ein Kreuzzeichen, die Spieler streckten die Fäuste in die Höhe. "Es wurde einfach mal Zeit", strahlte Phillip Tietz beim Interview mit "Magenta Sport". Der Stürmer war es, der seiner Mannschaft mit einem verwandelten Elfmeter in der 77. Minute erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit wieder drei Punkte bescherte. "Das haben wir uns redlich verdient, endlich war das Glück mal auf unserer Seite." Was Tietz meinte: Die Entstehung des Elfmeters, ein angebliches Foul von Tim Kruse an Dominik Bock, war überaus fraglich. "Ein schmeichelhafter Strafstoß", fand auch Kwasniok.
Doch trüben konnte die strittige Schiedsrichter-Entscheidung die Stimmung nicht, zumal der Unparteiische in der ersten Halbzeit ein reguläres Tor von Manfred Starke nicht anerkannte. Nach einem Fernschuss des 28-Jährigen kam der Ball von der Latte deutlich hinter der Torlinie auf. Zuvor hatte Maximilian Wolfram seine Farben bereits nach fünf Minuten in Führung gebracht, ehe Justin Gerlach in Minute 11 ins eigene Tor traf. "Danach ist das Spiel komplett gekippt, wir hatten Zugriffsprobleme", analysierte Kwasniok. Und dennoch: Jena blieb dran – und wurde spät belohnt. "Ich fand es imposant, wie meine Mannschaft drangeblieben ist", lobte der FCC-Coach.
Ein psychologischer Kniff
Ein Grund für den Sieg war auch ein psychologischer Kniff im Vorfeld der Partie: "Wir haben uns vor dem Spiel gesagt: 'Heute ist der Start einer neuen Saison'", berichtete Tietz im "Telekom"-Interview". So sollte die bisher schwache Saison aus den Köpfen der Spieler verschwinden – mit Erfolg: "Wir wollten komplett neu anfangen. Daher kann man sagen: Wir haben den ersten Sieg der neuen Saison geholt", sagte Tietz und sprach von einem "super Gefühl".
Durch den ersten Heimsieg seit August hat Jena den Rückstand zum rettenden Ufer auf fünf Punkte verkürzt und darf sich wieder leise Hoffnung auf den Klassenerhalt machen. Dennoch benötigt der FCC aus den verbleibenden sechs Spielen wohl mindestens vier Siege, um am Ende über dem Strich stehen zu können. "Wir glauben fest an den Klassenerhalt – zu 3.000 Prozent", stellte Tietz klar. Die nächsten Punkte auf dem Weg in Richtung Liga-Verbleib muss Jena am kommenden Samstag beim Ostduell in Rostock einsammeln.