Woran Wollitz beim 1. FC Magdeburg gescheitert ist

Nach nur elf Spielen ist Claus-Dieter Wollitz als Trainer des 1. FC Magdeburg seit Mittwochabend wieder Geschichte. liga3-online.de erklärt, woran der 54-Jährige gescheitert ist.

Keine Spielidee

Als sich der FCM kurz vor Weihnachten von Stefan Krämer trennte, begründete Geschäftsführer Mario Kallnik diesen Schritt so: "Was ihm fehlte, war unmissverständliches Einfordern und konsequentes Handeln gegenüber den Spielern." Dafür sollte Wollitz sorgen, der als "harter Hund" bekannt ist. Doch so konsequent der 54-Jährige möglicherweise auch war: er hatte keine Spielidee. Ließ er anfangs noch im 4-1-4-1 spielen, stellte er die Formation zuletzt mehrfach um: Von 4-4-2 über 3-4-1-2 und 3-5-2 wie gegen Rostock war alles dabei. Ansehnlich war der Fußball unter Wollitz selten, denn in der Offensive klemmte der Schuh. Bis auf den 6:2-Kantersieg gegen Schlusslicht Jena schoss Magdeburg nicht mehr als ein Tor pro Spiel – genau sieben waren es in den übrigen zehn Partien. Da hilft es auch nicht viel, dass der FCM mit nur 36 Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga stellt. Oft fehlte es am letzten Pass und der nötigen Durchschlagskraft. Tatsachen, die auch Wollitz mehrfach bemängelte, aber nicht in den Griff bekam. Nicht selten wurde zudem mit langen Bällen operiert – auch das führte nicht zum Erfolg.

Keine Weiterentwicklung

Was unter Wollitz ebenfalls nicht zu erkennen war: Die Weiterentwicklung. Rein sportlich machte der FCM sogar einen Schritt zurück. Denn als Wollitz den Club zur Winterpause übernahm, betrug der Rückstand zum Relegationsrang nur sechs Punkte, während die Abstiegsplätze sieben Punkte entfernt waren. Elf Spiele später rangiert Magdeburg nur noch einen Zähler vor der roten Zone, während Rang drei mittlerweile 14 Punkte entfernt ist. Nur zehn Punkte aus elf Spielen bei gerade mal zwei Siegen sind nicht das, was sich die Verantwortlichen von Wollitz erhofft hatten. Und auch die Mannschaft brachte der 54-Jährige nicht voran. Sören Bertram etwa, der unter Krämer noch zu den Leistungsträgen gehörte, fand unter Wollitz kaum statt. Gleiches gilt auch für Thore Jacobsen und Kapitän Christian Beck. Insgesamt gelang es Wollitz nicht, das Potenzial der Mannschaft abzurufen und es – wie er jede Woche betonte – "auf die Platte" zu bringen.

Anspruch und Wirklichkeit

Als Wollitz am 2. Januar im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt wurde, sprach er davon, den FCM "schnellstmöglich in die 2. Liga" zurückbringen zu wollen. Zwar war nicht direkt von dieser Saison die Rede, doch dass die Verantwortlichen lieber heute als morgen wieder in der 2. Bundesliga spielen möchte, ist kein Geheimnis. Nicht von ungefähr musste Krämer kurz vor Weihnachten gehen, weil der FCM unter ihm seine "Entwicklungsziele" gefährdet sah. Erreichen sollte sie Wollitz, doch von der direkten Zweitliga-Rückkehr spricht in Magdeburg schon lange keiner mehr. Vielmehr droht der Durchmarsch in die Regionalliga. 

Keine Akzeptanz bei den Fans

Nein, ein sonderlich gutes Verhältnis zu den Fans hatte Wollitz nie. Schon vom ersten Tag an wurde der 54-Jährige von großen Teilen der Fangemeinde kritisch beäugt, Rückendeckung hatte er kaum – zumal er in die Fußstapfen des beliebten Stefan Krämer treten musste. Und weil zwischen der Krämer-Entlassung und der Wollitz-Vorstellung nicht mal 24 Stunden lagen, vermuteten viele Fans gar ein abgekartetes Spiel. Kallnik erklärte seinerzeit: "Mit lieb und nett kamen wir nicht weiter. Wenn kritische Wahrheiten erkannt, aber innerhalb der Mannschaft vom Trainer nicht angesprochen werden, bremst das den kompletten Entwicklungsprozess." Elf Spiele später ist klar: Mit streng und laut kam der FCM auch nicht weiter. Den Eindruck, dass ihm die Arbeit in Magdeburg Spaß macht, vermittelte Wollitz nicht. Viele Fans vermissten die Identifikation des Ex-Energie-Trainers mit dem Club – und waren entsprechend erleichtert, als am Mittwochabend sein Rauswurf verkündet wurde. Nicht wenige sprechen von einem der größten Trainerfehlgriffe der Vereinsgeschichte.

Fazit

Wollitz und der FCM – das passte nicht. Die Hoffnung der Verantwortlichen, Wollitz könnte durch seine strenge Linie den Erfolg herbeiführen, stellte sich als Trugschluss heraus. Denn was dem 54-Jährigen fehlte, war eine klare Philosophie. Emotionen an der Seitenlinie allein reichen nicht aus. Und so steht nun auch Maik Franz als verantwortlicher Sportchef in der Schusslinie. Weil Geschäftsführer Mario Kallnik vorerst in Personalunion auch die Rolle des sportlichen Leiters einnimmt, wurde Franz ganz offensichtlich entmachtet. Von der Kontinuität, für die der FCM gerade während der über vierjährigen Amtszeit von Jens Härtel stand, sind die Elbstädter mittlerweile weit entfernt. Seit Härtel im November 2018 gehen musste, standen in nur eineinhalb Jahren mit Michael Oenning, Stefan Krämer und Claus-Dieter Wollitz drei verschiedene Trainer an der Seitenlinie. Und es hat durchaus eine skurrile Note, dass Wollitz nun ausgerechnet nach der Pleite bei Hansa Rostock um Härtel gehen muss. Einige Fans "dankten" dem FCM-Coach in den sozialen Netzwerken sogar dafür. 

 

   

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