"Wie in den alten Tagen": Der Mythos Betzenberg erwacht wieder

Was für eine Kulisse! Was für eine Stimmung! 46.895 Zuschauer verwandelten den Betzenberg beim Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Saarbrücken am Sonntae in ein Tollhaus – und sorgten für die zweitgrößte Kulisse der Drittliga-Geschichte. Der Mythos Betzenberg erwacht wieder.

Überall Gänsehaut

Fast 47.000 Zuschauer bei einem Spiel der 3. Liga – das sieht man nicht alle Tage. Wie außergewöhnlich die Kulisse war, zeigte sich am zurückliegenden Wochenende beim Blick in die beiden Bundesligen: Nur zu zwei Spielen (Dortmund gegen Wolfsburg und Gladbach gegen Köln) kamen mehr Zuschauer als auf den Betzenberg. Und nicht nur die Anzahl der Besucher, sondern auch die Stimmung – große Choreo inklusive – war für ein Drittliga-Duell außergewöhnlich: "Es war unbeschreiblich, ich hatte Gänsehaut. Beim Tor sind alle Dämme gebrochen", wird Kenny Redondo bei "Der Betze Brennt" zitiert. Den Jubel der Fans dürfte man bis ins Saarland gehört haben. Auch Daniel Hanslik sagte: "Das war Wahnsinn. So eine Atmosphäre trägt dich und gibt dir ein paar Prozent mehr, um so einen Sieg nach Hause zu fahren."

Dass der Betzenberg eine enorme Wucht entfalten kann, ist aus Bundesliga-Zeiten der Roten Teufel bekannt. Regelmäßig erstarrten gegnerische Teams in Ehrfurcht ob der Bastion Fritz-Walter-Stadion. Selbst der FC Bayern München und Real Madrid machten damit schon Erfahrung. Doch in den Jahren des Niedergangs aus der Bundesliga über die 2. Liga in die Drittklassigkeit verlor der Betzenberg zunehmend seine Wucht. In der vergangenen Saison etwa, als der FCK bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern musste, gelangen in 19 Spielen zuhause gerade mal fünf Siege.

Ganz anders sieht es in der laufenden Spielzeit aus: Mit 40 Punkten aus 17 Partien sind die Roten Teufel das beste Heimteam. Zwölf Spiele konnte Lautern bislang für sich entscheiden – bei 36:8 Toren. Nur gegen die Würzburger Kickers mussten sich die Pfälzer geschlagen geben. Derzeit ist der FCK seit zehn Heimspielen ungeschlagen, in neun davon gingen die Roten Teufel als Sieger vom Platz.

"Da hat man gesehen, was dieses Stadion ausmacht"

Der Mythos Betzenberg erwacht wieder. "Als die Tore zum 2:1 und 3:1 gefallen sind, war das Emotion pur", sagte Trainer Marco Antwerpen am Sonntag. "Der Betze hat gebebt wie in alten Tagen. Da hat man gesehen, was dieses Stadion ausmacht." Diese Wucht, die am Sonntag nach vielen Jahren mal wieder vollständig zur Entfaltung kam, könnte nun ein ganz entscheidender Faktor dafür sein, dass Lautern nach vierjähriger Abstinenz in dieser Saison in die 2. Liga zurückkehren wird.

Und dass eine Kulisse jenseits der 40.000 Zuschauer keine Eintagsfliege war, wird sich am 30. April im letzten Saison-Heimspiel gegen Borussia Dortmund II zeigen, für das die Karten allmählich knapp werden. "Wir wollen den Betzenberg vollmachen", hatte Antwerpen in den letzten Monaten immer wieder gesagt. Mit seiner Mannschaft ist er nun auf dem besten Wege dorthin, aus dem Fritz-Walter-Stadion wieder die Festung zu machen, die sie früher war.

   

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