Wehen Wiesbaden und die späten Punktverluste
Da wird der SV Wehen Wiesbaden wohl noch weite Teile der Länderspielpause brauchen, um diesen Punktverlust zu verarbeiten: So nah war die Elf von Sven Demandt an einem kolossalen Befreiungsschlag gegen den Spitzenreiter Dynamo Dresden, doch am Ende mussten sich die Hessen beim 2:2-Unentschieden mit einem mickrigen Zähler zufrieden geben. Die späten Gegentore ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison der Hessen. Schon elf Punkte verschenkte der SVWW auf diese Weise.
"Das ist ziemlich ärgerlich"
Denn nicht viele Mannschaften waren einem dreifachen Punktgewinn gegen den Klub aus Sachsen in dieser Spielzeit bisher so nahe gekommen wie der SVWW. Doch ein Freistoß in allerletzter Sekunde, der von SGD-Innenverteidiger Michael Hefele ins Tor abgelenkt wurde (90.+2), kostete die Rot-Schwarzen erneut zwei Punkte – und sorgt gleichzeitig dafür, dass in Wiesbaden weiterhin der Abstiegskampf ausgerufen werden muss. "Das ist ziemlich ärgerlich, wenn man bis 20 Sekunden vor Abpfiff auf Siegkurs sind, dann auch noch gegen den Tabellenführer“, resümierte Torschütze Marc Lorenz, der mit einem strammen Freistoß aus über 35 Metern Entfernung die zwischenzeitliche Führung markierte.
Lorenz: "Müssen uns an die eigene Nase fassen“
"Wir können da einfach nicht mehr vom Pech sprechen, wenn das so oft passiert. Das ist auch eine Qualitätsfrage“, sprach Lorenz die zahlreichen Nackenschläge in den letzten Wochen an, die seinen Verein heimsuchten. Beispiel gefällig? Beim Gastspiel in Cottbus verspielte der SVWW einen 2:0-Vorsprung und musste den Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit hinnehmen. In Aue wurde erst kürzlich ein 1:0-Vorsprung nicht über die Zeit gerettet, die Veilchen schlugen in der 92. Minute zu. Zudem erzielten der 1. FC Magdeburg sowie vor einiger Zeit der Chemnitzer FC jeweils das 1:0-Siegtor ebenfalls in den letzten zehn Spielminuten. Aalen schlug Mitte September sogar doppelt innerhalb der letzten Minuten zu – insgesamt elf Punkte verschenkten die Wiesbadener auf diese Art und Weise. Allein in der Nachspielzeit mussten die Hessen bisher vier Gegentreffer hinnehmen. Immerhin: Beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers traf die Demandt-Elf selbst spät und macht in dieser Statistik somit einen Punkt wieder gut.
Dennoch wird bei aktuell 17 gesammelten Zählern deutlich: Ohne diese Vielzahl an späten Gegentreffern hätte sich der SV Wehen mindestens im Verfolgerfeld, wenn nicht sogar auf dem zweiten oder dritten Rang einsortieren können. "Da müssen wir uns einfach an die eigene Nase fassen“, so Lorenz, der aber trotzdem in den letzten Wochen Leistungen sah, "auf denen wir aufbauen können“.
Demandt: "Kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“
Auch Coach Demandt nahm die positiven Entwicklungen zur Kenntnis: "Wir haben alles gegeben und mal wieder leidenschaftlich gekämpft, daher kann ich meiner Mannschaft eigentlich gar keinen Vorwurf machen.“ Die Ruhe wird weiterhin bewahrt im Lager der Rot-Schwarzen, obgleich zumindest tabellarisch mit nur einem Zähler Vorsprung vor den engen Abstiegsrängen die Lage weiterhin prekär ist. Ein Blick auf das kommende Programm verrät: Ein Gastspiel beim SC Preußen Münster sowie das darauffolgende Heimspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach machen die Sache zunächst nicht leichter, ehe in der Folge vor der vierwöchigen Winterpause nochmals drei Duelle mit Kontrahenten aus dem unmittelbaren Tabellenumfeld anstehen. Bis dahin muss der SVWW zumindest lernen, die Konzentration auch mit in die Nachspielzeit zu transportieren, ansonsten droht ein ungemütlicher Winter zwischen Rhein und Main.