Warum nur ein Fan des SC Verl in Zwickau war
Während einige Vereine regelmäßig von tausenden Fans zu Auswärtsspielen begleitet werden, war es beim SC Verl am Samstag genau ein Anhänger, der den Weg nach Zwickau auf sich genommen hatte. Wie es dazu kam und wer der treue Anhänger ist.
"Rückmeldungen waren überwältigend"
Es ging viral, das Foto des einen Verler Fans im sonst leeren Gästeblock der Zwickauer GGZ Arena. Allein der entsprechende Facebook-Post von liga3-online.de wurde bis Dienstagvormittag über 9.000 Mal mit "Gefällt mir" markiert. Bei dem einsamen Fan handelt es sich um Carsten Ewers, der nun eine kleine Berühmtheit ist. Wie das 42-jährige Mitglied des Fanklubs "Der harte Kern" gegenüber der "Neuen Westfälischen" berichtet, sei er seit Samstag mit Nachrichten überschüttet worden. "Die Rückmeldungen waren überwältigend", so Ewers, der damit "im Leben nicht" gerechnet hätte. "Ich bin sogar eher von Häme ausgegangen. Aber schon im Stadion waren alle nett zu mir. Im Nachgang habe ich viel Feedback bekommen. Jede einzelne Nachricht war positiv." Auch die Reaktionen in den sozialen Netzwerken fielen überwiegend positiv aus, viele zollten dem 42-Jährigen Respekt.
Doch wie kam es dazu, dass Ewers der einzige Verler war, der die 390 Kilometer pro Stecke zurücklegte und somit insgesamt rund acht Stunden allein im Auto saß? "Eigentlich sollte ein Fanbus nach Zwickau fahren. Der wurde aber kurzfristig abgesagt. Ich bin dann allein los." Auch, weil er sich von anderen Fanklub-Mitgliedern Sprüche anhören musste, dass er zwei Wochen zuvor nicht mit nach München gefahren war. "Denen wollte ich es eigentlich nur zeigen", sagt der Gütersloher. Dass er tatsächlich der einzige Auswärtsfahrer war, habe ihn dann jedoch "etwas überrascht. Aber ich wollte auch alleine meine Mannschaft nach vorne brüllen und alles geben, um mein Team zu unterstützen. Das habe ich dann getan, so gut ich konnte".
SCV plant Überraschung
Zu Punkten reichte es zwar nicht (1:2), dennoch will der SC Verl seinen treuen Anhänger nun belohnen, nachdem sich die Mannschaft bereits unmittelbar nach der Partie am Zaun bei Ewers bedankt hatte: "Gerne hätten wir Auswärtspunkte beim Spiel gegen den FSV Zwickau geholt und mit DIR gefeiert. Das hat leider nicht geklappt. Wir haben uns was überlegt und werden dich damit in den nächsten Tagen überraschen", schrieb der Verein bei Instagram. Denn: "Wir als Sportclub Verl haben eine ganz besondere Beziehung zu unseren Fans. Carsten 'Tino' Ewers und viele viele andere supporten den Verein seit vielen Jahren. Die Fangruppen helfen, wenn angepackt werden muss." Es ist eine "außergewöhnliche Partnerschaft" zwischen Fans und Verein, die "alles andere als selbstverständlich" sei.
Wie genau die Überraschung aussieht, ist noch geheim. Ewers betont aber, dass seine Unterstützung bedingungslos sei und er auch ohne Überraschung vom Verein wieder im Fanblock des SC Verl stehen werde – notfalls auch erneut alleine. Am nächsten Dienstag geht es nach Meppen. Durchschnittlich wird der SCV in dieser Saison übrigens von 75 Fans zu den Auswärtsspielen begleitet, was den vorletzten Platz im Liga-Vergleich bedeutet. Nur der SC Freiburg II hat noch weniger Auswärtsfahrer (30). Die Höchstwert wurde im November im Osnabrück aufgestellt (210), der Tiefstwert mit allein Carsten Ewers im Block nun in Zwickau.