Warum die KSV Holstein seit neun Spielen auf einen Sieg wartet

Den furiosen Saisonstart (vier Siege, zwei Remis) können die Kieler aktuell nicht bestätigen. In der Tabelle ist das Team von Karsten Neitzel deshalb um ganze neun Plätze auf den 14. Rang abgerutscht. Mit einem Sieg am kommenden Wochenende gegen Tabellennachbarn Jahn Regensburg könnte die KSV den Abstand auf die Abstiegsplätze wieder ausbauen. Doch warum stehen die Störche eigentlich so weit unten? Was sind die Gründe für den Absturz? liga3-online.de nennt im Folgenden verschiedene Gründe.

Ursachenforschung beim Aufsteiger

Vor mittlerweile mehr als zwei Monaten startete Holstein Kiel, ausgerechnet gegen Mitaufsteiger Leipzig, eine wenig schmeichelhafte Serie. Die Störche haben an den letzten neun Spieltagen wenig  Grund zu feiern gehabt, verließen sie doch den Platz fünf Mal als Verlierer. Zu Buche stehen immerhin vier Punktgewinne durch Unentschieden. Erstmal fällt auf, dass Holstein es die letzten Spiel stets mit Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte zu tun hatte. Ganz anders als beim Saisonstart, wo Kiel gegen die aktuellen vier Tabellenschlusslichter spielte. Auffällig sind jedoch die Parallelen des Kieler Spiel zur „Sturm und Drang“-Phase des SV Werder Bremen zwischen 2004 und 2011. Ähnlich wie die Bremer damals spielt Holstein Kiel sehr offensiv, auch bedingt durch die starken Akteure in Mittelfeld und Sturm. In der Defensive hingegen lässt man oft auch „mal fünfe grade sein“ und geht in letzter Konsequenz nicht konzentriert genug in den Zweikampf. An den ersten Spieltagen konnte also der Angriff die Punkte für den Aufsteiger einfahren.

"Und hinten hilft der liebe Gott“

Marc Heider und Tim Siedschlag taten sich da besonders hervor und waren in den ersten sechs Spielen an acht Treffern beteiligt. Kurioserweise war Marcel Gebers als Innenverteidiger offenbar so unterbeschäftigt, dass er ebenfalls vier Tore erzielen konnte und damit aktuell, gemeinsam mit Heider, Toptorschütze der Kieler ist. Vorn hat Holstein auf jeden Fall seine Drittligatauglichkeit bewiesen, hinten hingegen kommt noch viel Arbeit auf Trainer Neitzel zu. Nach nur drei Gegentoren in den eben beschriebenen Spieltagen eins bis sechs kassierten seine Schützlinge in den vergangenen neun Partien ganze zwölf Treffer. Das ist einer der Gründe für die schlechte Punktausbeute, ein anderer die Chancenverwertung der Kieler. Es fehlt den Drittliganeulingen im Moment noch an der Cleverness auch enge Spiele mit einem knappen Sieg nach Hause zu fahren. Schaffen es die Angreifer nicht Tore zu erzielen ist es im Moment bei den Störchen nur eine Frage der Zeit, wann ein Gegentor fällt.

Beispielhafte Niederlage

Besonders bei der Niederlage gegen Tabellenführer Heidenheim wurde dies deutlich. Über weite Strecken drückend überlegen im Spiel schaffte es die KSV nicht, diese Dominanz auch in Tore umzumünzen. Die Mannschaft um Kapitän Schnatterer agierte auch unter diesen Bedingungen routiniert und gewann das Spiel durch eine Schlenzer vom starken Smail Morabit ins lange Ecke. Schlussmann Riedmüller war hier, wie bei den meisten Gegentoren, chancenlos. Tim Siedschlag konstatierte nach dem Spiel: „Es nervt derzeit! Wir spielen das ganze Match besser als der Tabellenführer, erarbeiten uns viele Chancen, aber keiner geht rein. Heidenheim war nicht besser, und nimmt den Dreier mit.“

 Abwehrsorgen beim Aufsteiger

Die Problemzone der Störche ist momentan die Viererkette. Manuel Hartmann agiert zwar als Abfangjäger neben Spielgestalter Tim Danneberg stark, kann aber naturgemäß auch nicht jeden Angriff stoppen. Hinter ihm agiert eine im bisherigen Saisonverlauf in ihren Leistungen schwankende Innenverteidigung aus dem 19-Jährigen Youngster Hauke Wahl, der starke Spiele ablieferte, und dem Routinier Marcel Gebers, der von der Erfahrung aus fast 170 Viertligaspielen profitiert. Schwierig wurde es bisher gegen abgeklärte Angreifer wie den eben erwähnten Morabit, der Wahl ein ums andere Mal vor erhebliche Probleme stellte. Wahl, vor der letzten Saison aus der U19 Dynamo Dresdens gekommen, ist eindeutig ein Gewinn für das Team aus der Landeshauptstadt, agiert aber bisweilen noch zu hektisch. Die fehlende Erfahrung ist ihm also anzumerken. Gebers hingegen spielt durchaus solide, hat aber augenscheinlich Probleme damit die Abwehr zu organisieren.

Muss Kiel im Winter nochmal nachlegen?

Das Außenverteidigerduo Patrick Herrmann und Fabian Wetter ist bisher das große Manko der Kieler. Beide zeigen zwar stets großen Einsatz, gehen aber oft unglücklich in die Zweikämpfe und kommen dementsprechend oft den berühmten Schritt zu spät. So erhielt Herrmann bisher vier gelbe Karten, Wetter je einmal gelb sowie gelb-rot. Wetter wirkt am Ball immer bemüht, doch fehlen ihm in letzter Konsequenz die technischen Fähigkeiten seine Ideen umzusetzen. Bei Herrmann verhält es sich ähnlich. Dies führte bereits mehrere Male zu gefährlichen Ballverlusten im Aufbauspiel der Kieler.  Auch aufgrund dieser spielerischen Einschränkungen legen beide ihr Augenmerk vermehrt auf die Defensivarbeit. Das nimmt natürlich der taktischen Ausrichtung eines Außenverteidigers in einer Viererkette viel Finesse und lässt den Gegenspieler der offensiven Dreierreihe des aktuell populären 4-5-1 viel Gestaltungsfreiraum. Eventuell muss sich Karsten Neitzel über mögliche Neuverpflichtungen im zweiten Transferfenster Gedanken machen, sind die Kieler doch sowieso mit drei etatmäßigen Außenverteidigern für zwei Positionen dünn besetzt.

Momentan nicht Fisch, nicht Fleisch

Die KSV Holstein ist in dieser Saison wohl das Überraschungspaket der 3. Liga. An guten Tagen können sie selbst den Spitzenreiter an den Rand einer Niederlage bringen, manchmal reicht es aber auch nur zu einer Punkteteilung mit dem aktuellen Tabellen-18. Stuttgarter Kickers. Die Störche müssen sich jetzt in dieser wichtigen Phase der Saison schnell finden und an ihrer Neigung zu leichtfertig vergebenen und zugelassenen Chancen arbeiten. Wenn ihnen das gelingt, sollte der Klassenerhalt kein Problem für den Aufsteiger sein.

FOTO: calcio-culinaria.de

   
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